Aix-en-Provence (Frankreich)/Koblenz/Taufkirchen/Heidelberg. Die Taktischen Transporthubschrauber (TTH) NH90 des Deutschen Heeres erhalten zwei neue Bordsysteme, die Teil eines aus rund 60 Einzelmaßnahmen bestehenden Upgrade-Pakets sind. Mit diesem Upgrade sollen die Fähigkeiten der Hubschrauber „an die aktuellen operationellen Bedarfe“ angepasst werden, schreibt das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in einer Pressemitteilung. Dem Rüstungsprojekt liegen vor allem die Einsatzerfahrungen zugrunde, die bisher in Afghanistan und in Mali gemacht worden sind.
Die NH90 TTH erhalten ein neues Electronic Warfare System (EWS) der Hensoldt AG und ein neues System für die Satellitenkommunikation von Collins Aerospace beziehungsweise von der Rockwell Collins Deutschland GmbH. Wie Gerhard Heiming in seinem Beitrag über die NH90-Modernisierung auf der Webseite Soldat & Technik des Mittler Report Verlages schreibt, „soll das Gesamtauftragsvolumen für beide Aufträge etwa 116 Millionen Euro betragen“.
Das EWS des Taufkirchener Rüstungsunternehmens dient dem Selbstschutz der NH90-Maschinen. Es reagiert auf Bedrohungen durch Waffensysteme, die Radar-, Infrarot- (IR) oder Ultraviolettstrahlung (UV) nutzen. Dabei werden elektronische Abwehr- und Gegenmaßnahmen einleitet.
Durch das neue SatCom-System des US-Unternehmens Collins Aerospace, das in Heidelberg seinen Hauptsitz in Deutschland hat, soll die weltweite Kommunikationsanbindung der deutschen Hubschrauber möglich werden.
Gero Anthe, Referatsleiter des Systemmanagements NH90 im BAAINBw, kommentierte die Beschaffungsmaßnahmen wie folgt: „Ich freue mich, dass wir nun diese beiden wichtigen Fähigkeiten beauftragen konnten, da sie maßgeblich zum Missionserfolg in den Einsätzen beitragen. Das neue EWS bietet dem NH90 einen deutlich gesteigerten Selbstschutz gegenüber dem derzeitig eingerüsteten EWS. Mit dem SatCom-System kann die Crew zu jeder Zeit über eine stabile und Topologie-unabhängige Verbindung mit den anderen Einheiten im Einsatzgebiet kommunizieren.“
Die Verträge wurden am gestrigen Donnerstag (29. Juli) unterzeichnet. Vertragspartner sind – neben den beiden Auftragnehmern Hensoldt und Collins Aerospace – das BAAINBw sowie die NATO Helicopter Management Agency, kurz NAHEMA.
Die 1992 gegründete NAHEMA ist eine dem Bündnis als Agentur nachgeordnete Organisation mit Sitz im französischen Aix-en-Provence. Sie vertritt die NH90-Gründernationen Deutschland, Frankreich, Italien und Niederlande als Auftraggeber für die Entwicklung des Hubschraubers. Mittlerweile wird auch Belgien von der Agentur vertreten. Die NAHEMA agiert beim NH90-Programm als Auftraggeber für die genannten fünf Programm-Nationen.
Auftragnehmer ist das ebenfalls in Aix-en-Provence ansässige Herstellerkonsortium NHIndustries (NATO Helicopter Industries, kurz NHI), gegründet im selben Jahr wie die NAHEMA. Gründerunternehmen waren beziehungsweise sind Eurocopter (seit 2014 Airbus Helicopters Deutschland und Airbus Helicopters S.A.S, Frankreich), Agusta Westland (seit 2017 Leonardo S.p.A., Italien) und Fokker Aerostructures (Niederlande). Die Aktienanteile liegen mit 62,5 Prozent bei Airbus Helicopters (davon 31,25 Prozent bei Airbus Helicopters Deutschland), 32 Prozent bei Leonardo Helicopters und 5,5 Prozent bei Fokker. NHIndustries wurde aufgebaut als spezielles Unternehmen zur Planung, Herstellung, Umsetzung, Produktion und Logistikunterstützung der NH90-Hubschrauber.
Unsere Symbolaufnahme zeigt einen NH90 TTH des Deutschen Heeres bei der Landung.
(Foto: Marco Dorow/Bundeswehr)