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Falls Church (Virginia, USA)/Los Angeles-Northridge (Kalifornien, USA)/Überlingen. Die Northrop Grumman Corporation ist von der U.S. Navy mit der Produktion weiterer Lenkflugkörper des Typs AGM-88E2 AARGM (AARGM = Advanced Anti-Radiation Guided Missile) beauftragt worden. Der Auftrag umfasst die Lose 10 und 11 des Beschaffungsprojekts und entspricht einem Wert von rund 153 Millionen US-Dollar (135,24 Millionen Euro). Nutzer der neuen Anti-Radar-Lenkflugkörper werden die U.S. Navy und die Deutsche Luftwaffe sein.

Das US-Rüstungsunternehmen Northrop Grumman hat bereits mehr als 1500 AARGM-Lenkwaffen für das internationale kooperative Beschaffungsprogramm mit der U.S. Navy, dem U.S. Marine Corps und der italienischen Luftwaffe hergestellt. Auch die australische Luftwaffe nutzt AARGM. Die Bundeswehr hatte 2019 die ersten Lenkwaffen-Systeme dieses modernen Typs geordert.

Das Waffensystem gilt als Weiterentwicklung der AGM-88B HARM (HARM = High Speed Anti-Radiation Missile). Nachfolger AGM-88E2 AARGM ist ein taktisches Überschall-Luft-Lenkflugkörpersystem, das die alten HARM-Systeme mit fortschrittlichen Fähigkeiten zur Unterdrückung und Zerstörung gegnerischer Luftabwehrsysteme aufrüstet.

Der AGM-88E2 AARGM basiert auf taktisch signifikanten Verbesserungen des Hochgeschwindigkeits-Radarbekämpfungsflugkörpers HARM. AARGM stattet herkömmliche HARM-Flugkörper mit einer neuen Lenkeinheit inklusive GPS sowie verbesserter Zielsuchantenne und digitalem Signalprozessor aus. Ferner ist der AARGM mit einem Millimeter-Sucher für den Endanflug ausgestattet, der erheblich verbesserte Lenklösungen in Umgebungen ohne GPS-Empfang bietet.

Kooperationsvereinbarung zwischen Diehl und Orbital ATK

Los 10 beinhaltet die Umrüstung von 87 amerikanischen HARM-Lenkflugkörpern AGM-88B sowie 40 von der Deutschen Luftwaffe zur Verfügung gestellten HARM AGM-88B zu insgesamt 127 Lenkflugkörper AGM-88E AARGM. Die Arbeiten sollen bis März 2024 abgeschlossen sein.

Beim Los 11 geht es um die Umwandlung von 51 AGM-88B HARM in AGM-88E AARGM für die Deutsche Luftwaffe. Auch dieses Los beinhaltet die entsprechenden Dienstleistungen. Die Arbeiten sollen bis März 2025 andauern.

Die Bundesregierung hat die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) mit der Durchführung der Beschaffung unter den Regeln der Foreign Military Sales (FMS) beauftragt. Realisiert wird das Rüstungsprojekt von der US-Firma Orbital ATK beziehungsweise von deren Tochter Alliant Techsystems (ATK) Operations LLC (Orbital wurde im Juni 2018 von Northrop Grumman als vierter großer Geschäftsbereich, der heute den Namen Northrop Grumman Innovation Systems trägt, aufgekauft).

Diehl Defence hat bereits im Jahr 2015 mit Orbital ATK eine Kooperationsvereinbarung über die Vermarktung und Produktion des Lenkflugkörpers AARGM in Deutschland geschlossen. Der Vereinbarung zufolge hat Diehl wesentliche Arbeitsanteile hinsichtlich Fertigung und Serviceleistungen im Einsatz übernommen.

Gordon Turner, Vizepräsident des Northrop-Grumman-Segments „Hochentwickelte Munition“, sagte über die AARGM-Systeme: „Da sich die Bedrohungen ständig weiterentwickeln, bleibt AARGM eine erschwingliche Lösung, um unsere Streitkräfte und unsere Verbündeten jeden Tag bei ihren kritischen Missionen zu schützen. Die Fähigkeit, die rasche Verbreitung der heutigen Boden-Luft-Bedrohungen aufzuspüren und abzuwehren und gleichzeitig aus der Schusslinie zu bleiben, ist für den Erfolg der Missionen von größter Bedeutung.“


Zu unserer Bildfolge:
1. Abschuss einer AGM-88E2 AARGM von einem US-Kampfflugzeug F/A-18.
(Foto: Northrop Grumman)

2. Tornado der Deutschen Luftwaffe mit Lenkflugkörpern AGM-88E2 unter dem Rumpf.
(Foto: Presse- und Informationszentrum Luftwaffe)

Kleines Beitragsbild: Der Anti-Radar-Lenkflugkörper AGM-88E2 zur Bekämpfung mobiler Radarstellungen, auch bei abgeschaltetem Radar und GPS-Störmaßnahmen.
(Bild: Diehl Defence)


Kommentare

  1. Tom | 3. Oktober 2023 um 13:10 Uhr

    Was ist der Unterschied zwischen der Version E und der E2 des Lenkflugkörpers AGM-88?

    • Redaktion | 17. Oktober 2023 um 17:42 Uhr

      Lieber Leser,
      das Presse- und Informationszentrum der Luftwaffe in Berlin war so freundlich, auf unsere Bitte hin Ihre ganz spezielle Frage an den zuständigen Fachbereich weiterzuleiten. Dieser erteilte folgende Antwort:
      _________
      Auf Grund von Obsoleszenzbeseitigung in der Software mussten in der Hardware einige Dinge angepasst werden. Auf weitere Details kann im Rahmen der Geheimhaltung nicht genauer eingegangen werden.
      __________

      Wir „übersetzen“ die Antwort der Luftwaffe (vielen Dank dafür) einmal wie folgt: Offenbar war beziehungsweise ist der Anti-Radar-Lenkflugkörper AGM-88E technisch nicht mehr komplett auf der Höhe der Zeit. Immerhin ist es bereits fast drei Jahre her, seit der Haushaltsausschuss des Bundestages der Beschaffung von 178 AGM-88E für die Deutsche Luftwaffe zugestimmt hat. Bei einer Obsoleszenzbeseitigung handelt es sich um den Austausch von Produktteilen, die zu stark veraltet sind oder für die es keinen Ersatz mehr gibt. Demnach ist „E2“ eine nachhaltig verbesserte Version des Systems AGM-88E.

      Wir hoffen, die Frage konnte ausreichend beantwortet werden!

  2. Tom S. | 18. Oktober 2023 um 08:50 Uhr

    Drei Zusatzfragen zum Thema „Neue Anti-Radar-Lenkflugkörper AGM-88E2 für Luftwaffe“:
    1. Warum wurde nicht gleich die G-Version beschafft?
    2. Werden die restlichen Lenkflugkörper auch noch umgerüstet (oder etwa verschrottet)?
    3. Mich wundert es, dass die Lenkflugkörper nach mehr als 30 Jahren überhaupt noch nutzbar sind. Wie ist das möglich?

    • Redaktion | 27. Oktober 2023 um 22:49 Uhr

      Lieber Leser,
      der entsprechende Fachbereich der Luftwaffe hat sich mit Ihren Zusatzfragen befasst und uns folgende Antworten übermittelt:
      __________

      1. Warum wurde nicht gleich die G-Version beschafft?
      Antwort: Die AGM-88 in der G-Version beschreibt die AGM-88 AARGM-ER, welche speziell für die F-35 entwickelt wurde. Eine Beschaffung der AGM-88 in der G-Version wird derzeitig im Rahmen der Beschaffung F-35 diskutiert. Eine Beschaffung für den Tornado beziehungsweise für den Eurofighter standen zum Zeitpunkt der Entscheidung AGM-88E2 nicht zur Debatte.

      2. Werden die restlichen Lenkflugkörper auch noch umgerüstet (oder etwa verschrottet)?
      Antwort: Eine Umrüstung aller deutschen Lenkflugkörper wird nicht möglich sein. Ein Teil wird umgerüstet, während der nicht umgerüstete Teil der Lenkflugkörper nach Ablauf ihrer Lebensdauer verwertet wird.

      3. Mich wundert es, dass die Lenkflugkörper nach mehr als 30 Jahren überhaupt noch nutzbar sind. Wie ist das möglich?
      Antwort: Im Rahmen der dauerhaften Munitionsüberwachung durch die U.S. Navy werden sämtliche Komponenten auf Funktion und Sicherheit untersucht und bei Bedarf im Rahmen der Obsoleszensbereinigung ausgetauscht. Die Baugruppen wurden für eine Lebensdauer von teilweise 50 Jahren entwickelt.
      __________

      Wir sagen herzlichen Dank an die Luftwaffe (und alle Beteiligten) für die Fachauskunft und an unseren Leser für sein Interesse am Thema!

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