Lichtenau. Vor gut drei Wochen, am 14. Oktober, präsentierte das Dienstleistungsunternehmen für Analyse- und Testprojekte IABG (Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH) im ostwestfälischen Lichtenau ein Kettenfahrzeug, das einmal die Grundlage für einen künftigen Wiesel-Nachfolger sein könnte. Gezeigt wurde der „Gesamtsystemdemonstrator für einen zukünftigen Luftbeweglichen Waffenträger“, kurz GSD LuWa. Im Rahmen dieses Forschungs- und Technologie-Projekts (F&T-Projekt), mit dem im April 2020 begonnen wurde, will die IABG „Konzepte und Technologien eines möglichen Nachfolgesystems für den Waffenträger Wiesel 1“ untersuchen.
An der Vorführung des Demonstrators nahmen Vertreter des Verteidigungsministeriums und des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) teil. Zu sehen war der GSD LuWa unter anderem in besonderen Fahrsituationen und bei der Schussabgabe. Zudem wurde auch auf dem Erprobungsgelände das Muster einer Fahrzeugwanne des neuen Systems angesprengt, um die Folgeschäden darstellen zu können.
Als Partnerunternehmen sind neben IABG in das Projekt involviert: die FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (Sitz in Flensburg), die ACS Armoured Car Systems GmbH (Derching) sowie Valhalla Turrets d.o.o. (Ljubljana, Slowenien). Die FFG ist zuständig für das Laufwerk des Demonstrators. ACS verantwortet die Teilbereiche „Wanne“ und „Antrieb“ sowie die Gesamtsystemintegration. Valhalla Turrets ist Lieferant der Waffenstation.
Der Generalunternehmer IABG wies in einer Pressemitteilung darauf hin, dass es „trotz der schwierigen, pandemiebedingten Randbedingungen nach nur 17 Monaten intensiver Projektarbeit gelungen [ist], den GSD LuWa termingerecht zu realisieren und mit der Inbetriebnahme zu beginnen“.
Mit dem Gesamtsystemdemonstrator soll das Verhalten von Technologien im Systemverbund untersucht werden. Dazu die IABG in ihrem Pressetext: „Dies betrifft gerade die Technologien und Teilsysteme, die neuartige Ansätze beinhalten und einen möglichst hohen Grad an Forderungserfüllung versprechen, zugleich aber noch Entwicklungsrisiken in sich tragen. Hierzu zählen besonders eine 27-Millimeter-Maschinenkanone zur Erhöhung der Kampfentfernung und Wirkung im Ziel, ein dieselelektrischer Hybridantrieb für Schleichfahrt sowie ein geteiltes und nivellierbares Kettenlaufwerk für Luftverladung und Notlauf.“
Alle Forderungen sollen laut IABG „unter den Randbedingungen eines in den Mittleren Transporthubschrauber CH-53 luftverladbaren Waffenträgers“ nachgewiesen werden. Dies erlaube zum einen, die Realisierbarkeit und Systemverträglichkeit frühzeitig zu bewerten und damit die Funktionalität der genannten Teilsysteme und Konzepte zu untersuchen. Zum anderen trage damit die IABG von Projektbeginn an „zu einem konsistenten und transparenten Forderungscontrolling“ bei.
Der GSD LuWa beinhaltet nicht nur das eigentliche Fahrzeug mit seiner Waffenanlage, sondern auch einen Innenraum-Demonstrator und einen sogenannten „Digitalen Zwilling“. Die Erläuterung der IABG dazu: „Mit dieser Kombination konnte dazu beitragen werden, das vorhandene operationelle Know-how der bisherigen Wiesel-Besatzungen zu erfassen und für die weiteren Schritte im Rüstungsprozess nutzbar zu machen. Des Weiteren wurden die Ergonomie sowie technologische und taktische Fähigkeiten eines Nachfolgesystems bewertet und optimiert.“
Dies alles diene dazu, unter anderem notwendige Fakten für eine Auswahlentscheidung zusammenzutragen, Risiken zu vermindern, den Einsatzwert des zukünftigen Systems zu erhöhen und gegebenenfalls die Weichen für die Realisierung einer späteren Serie zu stellen.
Nach derzeitiger Planung soll der GSD LuWa Anfang 2022 an die Wehrtechnische Dienststelle 41 (WTD 41) in Trier zur weiteren Erprobung überstellt werden.
Das Bild zeigt den „Gesamtsystemdemonstrator für einen zukünftigen Luftbeweglichen Waffenträger“, GSD LuWa. Möglicherweise wird daraus einmal ein Nachfolgesystem für den Waffenträger Wiesel 1 der Bundeswehr erwachsen.
(Foto: IABG)