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Berlin. „Dein Jahr für Deutschland“: Am 6. April traten rund 340 junge Frauen und Männer bei der Bundeswehr im neuen „Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz“ an. Der Dienst begann an elf Standorten der Streitkräftebasis sowie an zwei Standorten der Luftwaffe mit der Grundausbildung. Im Anschluss folgt eine Spezialausbildung. Das Pilotprojekt sieht nach Abschluss der Ausbildung eine Reservedienstleistung von weiteren fünf Monaten vor, die in einem Zeitraum von sechs Jahren individuell und heimatnah absolviert werden kann. Jetzt wurde bekannt, dass das Angebot von der Zielgruppe – „junge Menschen mit Interesse an einem einjährigen Dienst in der Bundeswehr zum Wohle Deutschlands und zum Schutz der Heimat“ (so das Verteidigungsministerium) – offenbar doch nicht so angenommen wird, wie von der Bundeswehr erhofft.

Der Bundestagsabgeordnete Tobias Pflüger (Die Linke) wollte von der Bundesregierung wissen, wie viele Kandidaten den freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz – Projekt „Dein Jahr für Deutschland“ – aktuell bereits abgebrochen und wie viele ihren Dienst bislang fortgesetzt haben.

Am 7. Juni teilte der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung Thomas Silberhorn auf die Schriftliche Frage Pflügers mit: „Mit Stand vom 2. Juni 2021 haben 63 Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz den Dienst abgebrochen, 235 setzen ihren Dienst weiterhin fort.“

Auf Anfrage der Wochenzeitung DIE ZEIT teilte das Ministerium inzwischen mit, dass die meisten „Abbrecher“ persönliche Gründe für ihren Ausstieg angegeben hätten. Dabei vertrat das Wehrressort auch die Ansicht, dass die Quote in etwa auf dem Niveau der Wehrdienstleistenden liege, dies werte man als „positives Signal“. Zum Juli werden wieder rund 300 Freiwillige erwartet.

Sieben Monate Ausbildung und insgesamt fünf Monate Dienst

Der einjährige Dienst soll nach den Zielvorstellungen der Personalplaner „für eine Zielgruppe attraktiv sein, die bislang weder durch den klassischen freiwilligen Wehrdienst, noch durch den Reservistendienst angesprochen wird, um nicht in Konkurrenz mit diesen zu treten“.

Der freiwillige Wehrdienst im Heimatschutz setzt sich aus einer zunächst siebenmonatigen Ausbildung und einer weiteren fünfmonatigen Dienstzeit als Reservistendienstleistender zusammen, die dann in einem Zeitraum von sechs Jahren zu erfüllen sein wird.

Nach der Grundausbildung folgt die viermonatige Spezialausbildung. Diese Spezialausbildung besteht aus zwei Anteilen. Dazu die Bundeswehr: „Ein Teil ist das Erlangen erweiterter Kenntnisse für den Einsatz im Rahmen allgemeiner Sicherungsaufgaben und Objektschutzaufgaben sowie Ausbildung und Einsatz mit den Handwaffen Pistole P8, Maschinengewehr MG 3, Panzerfaust sowie Erlernen von Verhaltensweisen gegenüber unkonventionellen Sprengfallen (Improvised Explosive Device, C-IED)“. Dieser Ausbildungsteil findet an den Stützpunkten Wildflecken, Berlin und Delmenhorst statt.

Der zweite Teil ist die Ausbildung im Bereich der jeweiligen Landeskommandos der Heimatbundesländer der Rekruten. Die Erläuterung der Bundeswehr: „Hier liegt der Schwerpunkt auf den regionalen Besonderheiten im Bundesland. Anschließend folgt der Dienst in Heimatnähe der freiwilligen Wehrdienst Leistenden. Dieser dauert insgesamt fünf Monate, die sich nach Absprache phasenweise auf die folgenden sechs Jahre aufteilen lassen.“

Territoriale Reserve mit fünf Heimatschutzregimentern

Der Freiwilligendienst „Heimatschutz“ ist Teil einer Personalstrategie, die das Verteidigungsministerium bereits seit 2007 verfolgt. In den nächsten, voraussichtlich vier Jahren will die Bundeswehr „grundlegende strukturelle“ Maßnahmen ergreifen, um die bereits aufgestellten Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien (RSUKp) zu einem Verbund der Heimatschutzkräfte mit insgesamt fünf Heimatschutzregimentern als Kern der Territorialen Reserve zusammenzuführen (wir berichteten 2013 über die erste RSUKp – siehe hier). Die Regimenter sollen jeweils von einem Oberst geführt werden. Der Verbund der Heimatschutzkräfte selber soll in der Verantwortung des Inspekteurs der Streitkräftebasis in dessen Eigenschaft als Nationaler Territorialer Befehlshaber stehen.

Mit Realisierung dieser Heimatschutzstrukturen soll nach Auskunft der Bundeswehr „eine ergänzende materielle Ausstattung – beispielsweise an Fahrzeugen, Bewaffnung und Gerätschaften – einhergehen“. Ein besonderer Fokus wird sich auf die Ausbildung und Übungstätigkeit der Heimatschutzkräfte richten. Hierzu soll ein zentraler Ausbildungsstützpunkt für die Heimatschutzkräfte am Standort Wildflecken aufgebaut werden. Drei regionale Stützpunkte sollen zudem auf Truppenübungsplätzen, die noch ausgewählt werden müssen, aufgestellt werden.

Die Zuständigkeit der Landeskommandos, die die Länderregierungen bei regionalen Ereignissen im Hinblick auf mögliche Bundeswehr-Unterstützung beraten, soll unverändert bleiben.


Unser Symbolbild „Grundausbildung“ vom 27. Oktober 2016 zeigt Rekruten der 6. Kompanie des Wachbataillons des Bundesministeriums der Verteidigung bei der Handhabung von Karte und Kompass. Dieser Ausbildungsteil fand statt in der Fläming-Kaserne des Übungs- und Schießplatzes Lehnin-Brück.
(Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Allgemeine Grundausbildung (AGA) der 6. Kompanie des Wachbataillons in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Unser Symbolfoto vom 7. November 2016 zeigt einen Rekruten auf der Hindernisbahn.
(Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr)


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