menu +

Nachrichten



Erfurt. Die veränderte sicherheitspolitische Lage der vergangenen Jahre zwingt Deutschland und die NATO-Partner, neue Wege zu beschreiten, um personelle, materielle und zeitliche Ressourcen wirtschaftlicher und effektiver einzusetzen. Ein möglicher Weg dazu ist die intensivere Zusammenarbeit der Verbündeten. Mit dem von Deutschland initiierten Rahmennationenkonzept (Framework Nations Concept, kurz FNC) ist seit einigen Jahren eine Möglichkeit der Lastenverteilung zwischen großen und kleinen Nationen geschaffen worden. Die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Fähigkeitsbereiche – auch Cluster genannt – liegt für insgesamt sechs Schwerpunkte bei der Streitkräftebasis. Dazu gehört auch der Bereich „Logistik“. Jetzt erreichte das FNC „Cluster Logistics“ seine Anfangsbefähigung.

Am 9. Dezember fand auf Einladung des Inspekteurs der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, eine internationale Videokonferenz mit den 13 Teilnehmer- und vier Beobachterstaaten statt. Die Konferenzleitung hatte Generalmajor Gerald Funke, Kommandeur des Erfurter Logistikkommandos der Bundewehr.

Bei dieser Veranstaltung wurde formal der Status „Anfangsbefähigung“ des Framework Nations Concept „Cluster Logistics“ festgestellt und dokumentiert. In einer Pressemitteilung der Streitkräftebasis heißt es dazu: „Dieser Schritt bedeutet einen großen Erfolg und wesentlichen weiteren Meilenstein bei der Entwicklung multinationaler logistischer Leistungserbringung für alle beteiligten Nationen und die NATO in ihrer Gesamtheit.“

Die europäische Säule im Nordatlantikpakt stärken

Das Framework Nations Concept in seiner Gesamtheit wurde 2013 von Deutschland angestoßen und 2014 unter der Schirmherrschaft der NATO beschlossen. Gemeinsames Ziel war und ist es, Fähigkeiten auf unterschiedlichen Gebieten weiterzuentwickeln, die Zusammenarbeit der insgesamt 21 teilnehmenden Nationen zu verbessern und die Interoperabilität der verschiedenen nationalen Streitkräfte zu fördern, um so die europäische Säule in der NATO zu stärken.

Für den Bereich der Logistik wurde ein sogenanntes „Cluster Logistics“ aufgelegt, welches die multinationale Unterstützung von Truppenverlegungen sowie deren Folgeversorgung zum Ziel hat. Für dieses multinationale Projekt hat die NATO dem Logistikkommando der Bundeswehr die Federführung übertragen.

Ausbildung und Training an der Logistikschule in Osterholz-Scharmbeck

Nach intensiver Zusammenarbeit aller an diesem Cluster beteiligten 13 Nationen konnte jetzt die sogenannte „Anfangsbefähigung“ erreicht werden. Dazu gehört unter anderem die bereits 2017 erfolgte Aufstellung einer Ausbildungs- und Übungsumgebung (Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre, kurz JCTC) an der Logistikschule der Bundeswehr in Osterholz-Scharmbeck mit multinationaler Beteiligung.

Diese Einrichtung hat die Aufgabe, konzeptionelle Grundlagenarbeit zu leisten, einen multinationalen Personalkörper aufzubauen und in den entsprechenden Verfahren der NATO fortlaufend auszubilden. Das Personal steht bei Bedarf für ein multinational zusammengesetztes Hauptquartier der NATO (Joint Logistic Support Group Headquarters, JLSG HQ) zur Steuerung der vorwiegend logistischen Unterstützung von Verlegungen und Einsätzen zur Verfügung. Auch weitere Unterstützungsleistungen wie zum Beispiel medizinische Unterstützung oder militärpolizeiliche Aufgaben können durch ein solches Hauptquartier koordiniert werden.

Darüber hinaus stellt Deutschland anlassbezogen eine verlegefähige Gefechtsstandhülle und eine Unterstützungskompanie bereit. Mit dem JCTC wird zudem die Entwicklung multinationaler Standards für die organisatorischen Abläufe weiter vorangetrieben.

Konkrete „Andock-Möglichkeiten“ für andere Nationen

Die im Jahr 2020 durchgeführte Indienststellung des Logistikbataillons 163 in Delmenhorst stellte darüber hinaus einen weiteren Meilenstein dar. Als Kernelement für ein multinationales „Reception“ (Aufnahme von Truppen), „Staging“ (logistische Versorgung und Zusammenführung von Personal und Material) und „Onward Movement“ (Weitermarsch in den Einsatzraum) – kurz RSOM – stellt dieses Bataillon der NATO mittlerweile eine ganz besondere Fähigkeit zur Verfügung.

Deutschland gilt als Vorreiter, da es dem Bündnis als erste Nation eine derartige Fähigkeit anbietet und dabei konkrete „Andock-Möglichkeiten“ für andere Nationen bietet.


Hintergrund                           

Das Framework Nations Concept wurde im Jahr 2014 auf dem NATO-Gipfeltreffen in Wales durch die Unterzeichnung einer Vereinbarung von zehn Mitgliedstaaten ins Leben gerufen. Die Unterzeichner einigten sich darauf, in multinationalen Arbeitsgruppen (Clustern) gemeinsam an der Entwicklung von durch die NATO benötigten Fähigkeiten zu arbeiten.

Die Streitkräftebasis trägt die Verantwortung für die Cluster „Logistik“, „ABC-Abwehr“ (Atomar, Biologisch, Chemisch), „CIMIC“ (Civil-Military Co-operation) und die derzeit in Vorbereitung befindlichen möglichen neuen Cluster in den Bereichen „Feldjägerwesen“, „Enhanced Host Nation Support“ sowie „Spezialpioniere“.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Videokonferenz am 9. Dezember 2021 mit Generalmajor Gerald Funke, Kommandeur des Logistikkommandos der Bundewehr (rechts), und Oberst i.G. Thomas Ames, Chairman FNC „Cluster Logistics“.
(Foto: Presse- und Informationszentrum Streitkräftebasis)

2. Seit 2017 gibt es als Element des FNC „Cluster Logistics“ an der Logistikschule der Bundeswehr in Osterholz-Scharmbeck eine Ausbildungs- und Übungsumgebung mit multinationaler Beteiligung.
(Foto: Streitkräftebasis)

Kleines Beitragsbild: Das Symbolfoto „Logistik“, entstanden am 13. Dezember 2015, zeigt einen Fahrzeugkonvoi des 9. Deutschen Einsatzkontingents AF TUR (Patriot-Einsatz „Active Fence Turkey“). Die Kolonne bringt nach Beendigung der Mission Soldaten, Patriot-Startgeräte und sonstiges Material aus dem Einsatzraum zum türkischen Mittelmeerhafen Iskenderun. Mit dem Seetransport geht es zurück nach Deutschland.
(Foto: Torsten Meynle/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN