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München/Haifa (Israel)/Madrid (Spanien). Die Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW; Deutschland), Rafael Advanced Defense Systems (Rafael; Israel) und General Dynamics European Land Systems (GDELS; Spanien) haben am Donnerstag dieser Woche (11. November) die Unterzeichnung einer offiziellen Vereinbarung zur Gründung des Gemeinschaftsunternehmens „EuroTrophy“ bekanntgegeben. Das Bundeskartellamt hatte bereits am 3. November in seiner Liste der laufenden Fusionskontrollverfahren – Nummer B4-109/21 – auf das angestrebte Joint Venture hingewiesen.

EuroTrophy soll ein in München ansässiges Unternehmen werden, das mögliche Marketing-Optionen, den Vertrieb sowie die Produktion des aktiven Schutzsystems (Active Protection System, APS) Trophy™ für europäische Kunden und Märkte anbieten will. Darüber hinaus soll EuroTrophy Dienstleistungen zur Fahrzeugintegration und den damit verbundenen Lebenszyklus-Support für das APS bereitstellen.

Der Vorgang steht – wie bereits erwähnt – unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe und weiterer behördlicher Genehmigungen. Nach Erteilung der entsprechenden Papiere soll die Gründung des neuen Unternehmens bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Diese zeitliche Vorgabe bestätigte auch Rafael in einer Twitter-Meldung vom 11. November. Das israelische Unternehmen ist der Hersteller von Trophy™, KMW und GDELS können als Systemfirmen den Schutz in Kampfpanzer integrieren.

Rundumschutz gegen Lenkflugkörper und Panzerfäuste

Bei Trophy™ handelt es sich um ein sogenanntes Hardkill-Schutzsystem. Dabei erfassen Sensoren die Lenkflugkörper oder Panzerfäuste, die etwa gegnerische Infanteristen oder Fahrzeuge abfeuern. Aus den gewonnenen Daten ermittelt das System Abfangpunkte, leitet Gegenmaßnahmen ein und kann die Bedrohung unschädlich machen. Das feindliche Geschoss erreicht sein Ziel, den Panzer, dann nicht mehr (siehe auch unseren Beitrag vom 21. Februar 2021).

Das System Trophy™ bietet einen Rundumschutz gegen Panzerfäuste und Lenkflugkörper und dient damit dem Schutz der Besatzung. Sie kann das System je nach Bedrohungs- und Auftragslage jederzeit aktivieren oder ausschalten, um so beispielsweise die Gefährdungen von Dritten zu reduzieren.

Haushaltsausschuss bewilligte im Januar 2021 die finanziellen Mittel

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hatte am 27. Januar dieses Jahres die erforderlichen finanziellen Mittel für ein abstandsaktives Schutzsystem freigegeben. Die Bundeswehr beschafft von dem Geld das erprobte Trophy™-System für den Kampfpanzer Leopard 2, die Hauptwaffe der Bundeswehr im Kampf gegen mechanisierte und gepanzerte gegnerische Kräfte.

Am 22. Februar unterzeichneten das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und ein Repräsentant des Staates Israel die entsprechenden Dokumente zur Beschaffung des Schutzsystems Trophy™. Das neue Schutzsystem soll von KMW bei „einigen Kampfpanzern Leopard 2 A6 A3“ – so das Ministerium – eingerüstet werden. Für die entwicklungstechnische Betreuung soll das System zudem auf einem Versuchsträger eingerüstet werden.

Weitere Länder an einem abstandsaktiven Schutzsystem interessiert

Neben Deutschland, dass das APS Trophy™ bei Rafael für insgesamt 17 Kampfpanzer Leopard 2 bestellt hat (die Systeme werden von KMW integriert), untersucht momentan auch Großbritannien im Rahmen des Modernisierungsprojekts „Kampfpanzer Challenger 3“ die Integration von APS Trophy™. Der Erprobung, die bis zum Dezember 2022 andauern soll, liegt nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums ein Vertrag mit Rafael Defense Systems in Höhe von rund 5,3 Millionen Euro zugrunde. Mit dem Modernisierung von 148 Kampfpanzern Challenger zur Version 3 ist im Mai dieses Jahres Rheinmetall BAE Systems Land – kurz RBSL – betraut worden. Bei RBSL handelt es sich um das 2019 gegründete Joint Venture von Rheinmetall und BAE Systems Land UK.

„Die Beteiligung von GDELS an dem neuen Unternehmen lässt darauf schließen, dass sich auch Spanien für Trophy™ interessiert“, mutmaßt jetzt die Fachpublikation Europäische Sicherheit & Technik (ES&T). Das Magazin: „GDELS ist der Produzent der 219 Leopard 2E des spanischen Heeres. Auch Portugal hatte im März 2021 für seine 37 Leopard 2 A6 (aus niederländischen Beständen) das Interesse an einem APS bekundet.“

Anfang November hatte Rafael übrigens bekanntgegeben, dass die Trophy™-Abwehrraketen die Live-Feuer-Erprobungen mit den deutschen Leopard 2 bestanden hätten. Bei den Testreihen sei eine Abfangrate von mehr als 90 Prozent erreicht worden, so die Israelis.

Moderne Schutztechniken sichern das Überleben der Besatzung

Der Präsident und Vorstandsvorsitzende von Rafael Advanced Defense Systems, Generalmajor a.D. Yoav Har-Even, sagte jetzt über den geplanten Zusammenschluss: „Die Gründung eines europäischen Joint Ventures für Trophy™ ist ein strategischer Meilenstein für Rafael und sagt alles über das Vertrauen aus, das europäische Unternehmen in das APS als lebensrettendes System haben.“ Deutschland sei die erste europäische Nation, die sich für Trophy™ zum Schutz seiner Kampfpanzer entschieden habe – nach den USA. Mit der Gründung von EuroTrophy sei sein Unternehmen zuversichtlich, dass sich weitere europäische Länder der wachsenden Familie der Trophy™-Nutzer anschließen werden. „Zum Schutz ihrer Truppen und Anlagen vor den wachsenden Herausforderungen und Bedrohungen auf dem Schlachtfeld.“

Ralf Ketzel, Vorsitzender der Geschäftsführung von Krauss-Maffei Wegmann, äußerte sich wie folgt: „Unser gemeinsamer strategischer Schritt zur Gründung des Joint Ventures EuroTrophy ist ein klares Bekenntnis für den Standort Deutschland und unterstreicht die Bedeutung aktiver Schutzsysteme.“ Diese Schutzsysteme würden sich auf heutigen und zukünftigen Gefechtsfeldern zu einem wichtigen Baustein für den Bereich „Durchhalte-, Durchsetzungsfähigkeit und Schutz der Besatzung“ entwickeln, glaubt Ketzel. Er erklärt: „Als weltweit führendes Systemhaus für gepanzerte Fahrzeuge ist die Einbindung modernster Fähigkeiten in unsere Produkte essenziell.“

Und schließlich Alfonso Ramonet, Präsident des in Madrid ansässigen Konzerns General Dynamics European Land Systems. Er bewertet die künftige Kooperation so: „Mit EuroTrophy machen wir einen bedeutenden Schritt in einen wichtigen angrenzenden Markt für Militärfahrzeuge, da moderne Schutztechniken eine zunehmend entscheidende Rolle für die Überlebensfähigkeit der Besatzung spielen. Die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens in Deutschland ist auch ein klares Zeichen unseres Engagements für unsere deutschen und europäischen Kunden sowie für die internationale industrielle Zusammenarbeit.“


Zu unserem Bildmaterial:
1. Computerdarstellung des mit dem Schutzsystem Trophy™ ausgerüsteten Leopard 2 A7 A1 der Bundeswehr.
(Foto: Krauss-Maffei Wegmann)

2. Kampfpanzer Leopard 2 als Trophy™-Versuchsträger.
(Foto: Krauss-Maffei Wegmann)


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