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Rostock. Am vergangenen Freitag (3. Januar) hat die seemännische Basisausbildung der neuen Offiziersanwärter unserer Marine auf dem Segelschulschiff „Alexander von Humboldt II“ begonnen. Der Segler wird normalerweise von der Deutschen Stiftung Sail Training, die der Sail Training Association Germany angehört, als Jugend- und Ausbildungsschiff eingesetzt. Sie löste 2011 das Vorgängerschiff gleichen Namens ab. Der Einsatz der „Alexander von Humboldt II“ von der Marine zu Ausbildungszwecken ist eine Zwischenlösung, bis der Flotte das eigene Schulschiff „Gorch Fock“ wieder zur Verfügung steht. Die „Gorch Fock“ wird momentan in Bremen saniert. Doch dort scheint es erneut Probleme zu geben …

Zur seemännische Basisausbildung steht jetzt die Crew des Jahrgangs 2019 der Marineschule Mürwik an. Vorgesehen dafür sind fünf zweiwöchige Segeltörns der „Alexander von Humboldt II“ mit je maximal 55 Marineangehörigen: 15 Soldaten der Stammbesatzung der „Gorch Fock“ und 40 Offiziersschüler. Hinzu kommen 24 Crewmitglieder des zivilen Schiffes. Das Training dauert insgesamt bis zum 15. März und findet im Seegebiet um die Kanarischen Inseln und auf der Heimfahrt des Schiffes nach Bremerhaven statt.

Zentraler Inhalt der Ausbildung der Offiziersanwärter ist – so beschreibt es die Marine – das persönliche Erleben des einzigartigen Berufs- und Arbeitsumfeldes „See“. Dies sei in dieser Form und Intensität nicht auf modernen Motorschiffen, sondern nur auf Segelschiffen möglich. Weiter gehe es für die Ausbildungsteilnehmer darum zu erfahren, „welche Bedeutung der Zusammenhalt einer Schiffsgemeinschaft und ihr gemeinsames Handeln angesichts von Naturgewalten auf hoher See hat“.

Darüber hinaus werden den Kadetten bei ihren Fahrten mit der „Alexander von Humboldt II“ elementare seemännische und meteorologische Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt.

Sicherheitsstandards wie an Bord der „Gorch Fock“

Die Marine hatte sich im vergangenen Jahr dazu entschieden, diese Zwischenlösung zu nutzen, um auch die Fähigkeiten der Stammbesatzung der „Gorch Fock“ und die Expertise zum Betreiben eines Segelschulschiffs zu erhalten (siehe auch hier). Bereits im November und Dezember segelte dafür ein Teil der „Gorch Fock“-Stammcrew auf der „Alexander von Humboldt II“ mit. Die Kooperation mit der Deutschen Stiftung Sail Training soll außerdem dabei helfen, die Wiederaufnahme des Regel-Ausbildungsbetriebs auf der „Gorch Fock“ im ersten Quartal 2021 möglichst problemlos anzugehen.

Die Kadetten unserer Marine werden auf der „Alexander von Humboldt II“ nicht nur an Deck, sondern auch in der Takelage ausgebildet. Dazu wurde an Bord des Schiffes ein Höhensicherungssystem nachgerüstet und durch den Hamburger Dienstleister Germanischer Lloyd zertifiziert. Diese Einrichtung sei mit den an Bord der „Gorch Fock“ vorhandenen Sicherheitsstandards weitgehend vergleichbar, versichert die Marineführung.

Die „Alexander von Humboldt II“ ist über ihre Takelung als Bark in ihren Segeleigenschaften der gleich getakelten „Gorch Fock“ äußerst ähnlich. Deswegen ist der zivile Segler auch die bestmögliche Alternative zum Marineschiff. Allerdings besteht ein deutlicher Größenunterschied zwischen den beiden Ausbildungsschiffen: Die „Alexander von Humboldt II“ ist 65 Meter lang und hat eine Segelfläche von rund 1400 Quadratmetern, die „Gorch Fock“ ist 89 Meter lang bei mehr als 2000 Quadratmetern Segelfläche.

Und wie fast immer geht es um den „Finanzbedarf“

Die „Gorch Fock“ liegt seit November im Trockendock in Bremen. Nach der Pleite der Elsflether Werft ist nun die Firmengruppe Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG für den Dreimaster verantwortlich.

Wie die Kieler Nachrichten am 30. Dezember unter anderem unter Berufung auf den CDU-Bundestagsabgeordneten Ingo Gädechens berichteten, gibt es immer noch keinen verlässlichen Zeitplan für die Sanierung der „Gorch Fock“. Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, hatte bereits öffentlich erklärt, er hoffe, die ausstehenden Arbeiten könnten bis Juni 2020 erledigt werden. Zuletzt sprach die Marineführung von einem angestrebten Fertigstellungszeitpunkt „Herbst 2020“. Aber, so die Kieler Nachrichten: „Im Einsatz- und Übungsplan der Marine für 2020 taucht das Segelschulschiff gar nicht erst auf.“

Scheitert die Sanierung am Ende am Geld? Auch mit dieser im Zusammenhang mit der Pannen-Historie der „Gorch Fock“ fast schon unvermeidlichen Frage hat sich das Blatt befasst. Redakteur Frank Behling erinnerte daran, dass der Finanzbedarf nach mehreren Kostensteigerungen jetzt offiziell bei insgesamt 128 Millionen Euro liege. Behling: „Das Problem: Davon sind bereits 80 Millionen ausgegeben. Die Lürssen-Werft verwies auf Nachfrage nur auf ,weiterführende, intensive Gespräche‘ mit der Bundeswehr, ohne weitere Details zu nennen.“ Das hört sich nicht gut an und kommt einem doch so bekannt vor …

Fünf neue Dienstsegelboote für die Marine

Von einem weiteren Beschaffungsprojekt der Marine haben wir am 18. Dezember aus einer öffentlichen „Bekanntmachung vergebener Aufträge“ erfahren. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hat das Kappelner Unternehmen Mittelmann GmbH damit beauftragt, der Teilstreitkraft fünf Dienstsegelboote des Typs Sunbeam 36.2 zu liefern. Die Ergänzungsbeschaffung, deren Gesamtwert unbekannt ist, umfasst Hafentrailer und die entsprechende Dokumentation.

Die Boote haben eine Länge von 11,02 Metern und eine Breite von 3,42 Metern. Sie verdrängen 6,25 Tonnen. Die Gesamtfläche im Wind umfasst 60 Quadratmeter.


Randnotiz                                  

Alexander von Humboldt (14. September 1769 bis 6. Mai 1859) war Naturforscher und Forschungsreisender, Universalgenie und Kosmopolit, Gelehrter und Mäzen. Seine große Südamerikareise von 1799 bis 1804 wurde als die zweite, die wissenschaftliche Entdeckung dieses Teils des Doppelkontinents gefeiert. Naturwissenschaftliche Disziplinen wie die physische Geographie, die Klimatologie, die Ökologie oder die Ozeanographie sehen in Humboldt ihren Begründer. Sein Alterswerk, der fünfbändige „Kosmos – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ ist in seinem umfassenden Ansatz bis heute einzigartig geblieben.
Von Humboldt investierte sein persönliches Erbe nicht nur in seine eigenen Unternehmungen und Untersuchungen, selbstlos förderte er auch andere junge Wissenschaftler und Künstler, so beispielsweise den Chemiker Justus von Liebig oder den Komponisten und Musiker Felix Mendelssohn-Bartholdy.


Unser Bild zeigt die „Alexander von Humboldt II“. Die Bark, deren Eigner und Betreiber die Deutsche Stiftung Sail Training ist, ist eine Übergangslösung für die marode „Gorch Fock“. Das Segelschulschiff der deutschen Marine liegt derzeit im Trockendock in Bremen.
(Foto: Deutsche Stiftung Sail Training)


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