Bonn/Berlin/Düsseldorf. Etwa 2000 Angehörige aus allen Streitkräftebereichen sind momentan im „Corona-Einsatz“. Dies teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Düsseldorfer Rheinischen Post (Freitagsausgabe) mit. Sie alle gehören dem „Einsatzkontingent Hilfeleistung Corona“ an, das bereits im Frühjahr aufgestellt wurde und mit seinen vier regionalen Führungsstellen über insgesamt 15.000 Soldaten verfügt.
Die Bundeswehr unterstützt vor allem die Gesundheitsämter: Auf der Grundlage von 112 Amtshilfeanträgen aus allen 16 Bundesländern sind derzeit 1561 Soldaten in 137 Gesundheitsämtern bei der Nachverfolgung von Infektionsketten, im Rahmen der Abstrichentnahme oder an Teststationen eingesetzt. Zusätzlich hilft die Truppe bei Testungen von Reiserückkehrern sowie mit mobilen COVID-19-Teststationen. Hierbei werden im Augenblick 294 Soldaten eingesetzt.
Insgesamt liegen aktuell 1141 Unterstützungsanfragen vor. Es sei „mit weiteren Bewilligungen und somit aufwachsender Unterstützung durch die Bundeswehr zu rechnen“, sagte der Ministeriumssprecher der Rheinischen Post.
Von den Landkreisen gab es beim Thema „Nachverfolgung von Kontakten“ verhalten positive Signale: „Gleichwohl können wir insgesamt sagen, dass wir vielfach sehr angespannt sind, aber die Situation aktuell im Griff haben“, erklärte der Präsident des Landkreistages, Reinhard Sager, gegenüber der Zeitung.
Neben Neueinstellungen würden die Landkreise auf zusätzliches Personal innerhalb der eigenen Verwaltung, auf Studenten oder Landesbedienstete zurückgreifen, berichtete Sager weiter. „Wenn dies nicht reicht, um die Kontaktnachverfolgung sicherzustellen, besteht die Möglichkeit, die Unterstützungsangebote der Bundeswehr und des Robert Koch-Instituts in Anspruch zu nehmen“.
Bereits am Samstag vor einer Woche (17. Oktober) hatte der Chef des Bundeskanzleramtes Helge Braun angedeutet, dass wesentlich mehr Hilfspersonal nötig sein wird. Gegenüber der Rheinischen Post sagte der Staatsminister: „Damit die Kommunen angesichts der jüngsten dynamischen Corona-Entwicklung die Infektionsketten nachverfolgen können, müssen weit mehr als 10.000 zusätzliche Helfer rekrutiert werden.“ Der Bedarf sei enorm, es werde eine fünfstellige Zahl von Helfern benötigt, so der CDU-Politiker gegenüber der Düsseldorfer Zeitung.
Um eine Kontaktkette über einen Tag nachzuverfolgen, seien fünf Mitarbeiter nötig, rechnete Braun vor. Er erinnerte auch daran, dass die Bundeswehr zugesagt habe, 5000 kurzfristig verfügbare und weitere 10.000 binnen 30 Tagen einsatzbereite Kräfte zur Corona-Amtshilfe abzustellen. Aber, so Braun: „Wir schauen auch über die Bundewehr hinaus, ob wir weitere Personalreserven in der Bundesregierung und nachgeordneten Behörden mobilisieren können.“ Er habe zudem die Hoffnung, zur Kontaktnachverfolgung auch eine größere Zahl von Studierenden zu gewinnen. Die Regierung sei mit der Hochschulrektorenkonferenz im Gespräch, damit die Freiwilligen keine Nachteile im Studium hätten.
Der Kanzleramtsminister verdeutlichte abschließend noch einmal die Gefahrenlage: „Der Bedarf ist riesig – es wird eine fünfstellige Zahl von Helfern benötigt. Dieser Kraftakt ist so gewaltig, dass sich auch die Idee erübrigt, auf einem höheren Niveau von etwa 10.000 Infizierten pro Tag zu verharren und die Kontakte trotzdem nachverfolgen zu können. Das ist nicht realistisch. Die Zahlen müssen runter!“
Unsere Aufnahme vom 10. August 2020 zeigt Bundeswehrsoldaten im Berliner Flughafen Tegel. Sie unterstützen im Rahmen der Amtshilfe während der Coronavirus-Pandemie die Kliniken Charité und Vivantes bei der Registrierung ankommender Reisender.
(Foto: Tom Twardy/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Bundeswehr leistet Amtshilfe am Flughafen Berlin-Tegel. Die Aufnahme stammt ebenfalls vom 10. August 2020.
(Foto: Tom Twardy/Bundeswehr)