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Koblenz/Überlingen. Das Rüstungsunternehmen Diehl Defence wird die Deutsche Luftwaffe mit der Luft-Boden-Präzisionswaffe GBU-54 beliefern. Einen entsprechenden Auftrag hat das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) am 11. September erteilt. Zuvor hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages bei seiner Sitzung am 9. September grünes Licht für den Beschaffungsvertrag, der ein Volumen von 212,6 Millionen Euro hat, gegeben. Die GBU-54 wird vom Kampfflugzeug Tornado abgeworfen, zukünftig soll das auch der Eurofighter können.

Die Auslieferung der ersten Einheiten soll Diehl zufolge im November 2021 beginnen und wird sich „voraussichtlich über 48 Monate erstrecken“, also bis Herbst 2025. Für die jetzt beauftragte Nachbeschaffung kooperiert Diehl Defence mit den Komponentenlieferanten Rheinmetall Defence und Junghans Defence.

Das Markenzeichen „Junghans Defence“ steht für das deutsche Unternehmen Junghans Microtec GmbH (Dunningen-Seedorf) mit seiner hundertprozentigen französischen Tochtergesellschaft Junghans T2M SAS (La Ferté Saint-Au­bin, Frankreich). Die beiden Firmen sind nach eigener Darstellung „führende Hersteller aller Arten von Zündern für Munitionen und Sicherungseinrichtungen für Raketen, Flugkörper, Lenkmunition, schultergestützte Waffensysteme und Torpedos“.

Einsätze gegen stationäre und mobile Ziele auch bei schlechtem Wetter

Die einsatzerprobte GBU-54 wurde in der Vergangenheit bereits für das Mehrrollenkampfflugzeug Tornado beschafft (GBU = Guided Bomb Unit). In Zukunft soll die GBU-54 auch an den Eurofighter-Kampfflugzeugen der Luftwaffe eingesetzt werden.

Die GBU-54 ist eine Luft-Boden-Waffe, bestehend aus dem von Boeing entwickelten Rüstsatz „Laser JDAM“ (Joint Direct Attack Munition), dem Standardbombenkörper Mark 82 (Mk 82) und dem Bombenzünder FBM21-GER der Luftwaffe. Die Kombination von INS/GPS-Navigation, Lasersuchkopf und Zielbeleuchtung beim „Laser JDAM“-Rüstsatz macht präzise Einsätze gegen stationäre und mobile Ziele auch bei ungünstigen Wetterbedingungen möglich. (Anm.: INS = Trägheitsnavigationssystem oder inertiales Navigationssystem; GPS = Global Positioning System, globales Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung.)

Am Ende wird die Luftwaffe über 2290 Lenksysteme LJDAM GBU-54 verfügen. Geliefert werden im Rahmen der aktuellen Beschaffung dafür 2290 Zünder FBM21-GER und 910 Bombenkörper Mk 82 (die Bundeswehr hat bereits 1380 Bombenkörper Mk 82 im Depot). Die Lieferung soll in fünf Losen erfolgen.

Die 277-Kilo-Bombe gibt es auch ohne den Lasersuchkopf. Dann wird sie als GBU-38 bezeichnet. Die neusten Fertigungsserien der GBU-54 verfügen über einen am Lasersuchkopf integrierten Bodenabstandssensor APS (Adjustable Proximity Sensor) – dieser Sensor bietet die Zusatzoption einer Detonation über dem Boden.

Nationales Flugkörperhaus Diehl kooperiert mit US-Rüstungskonzernen

Den Beschluss, bei der Produktion und Lieferung von GBU-54-Waffensystemen an die Bundeswehr zusammenzuarbeiten, haben Diehl Defence und Boeing Defense, Space & Security im Jahr 2018 getroffen. Ein entsprechendes „Teaming Agreement“ war in jenem Jahr auf der Internationalen Luftfahrtschau ILA in Berlin unterzeichnet worden.

Mit den für den aktuellen Auftrag geschlossenen Kooperationen (Rheinmetall und Junghans) bietet das nationale Flugkörperhaus Diehl Defence der Bundeswehr nach eigener Aussage zwei Vorteile. Laut Presseerklärung aus Überlingen sind dies „die Adaption und schnelle Einführung eines modernen, am Markt etablierten Waffensystems sowie die Unterstützung vor Ort mit Erfahrungen in der Integration von Waffensystemen an Kampfflugzeugen wie dem Eurofighter“.

In der Vergangenheit hat Diehl in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Partner Raytheon auch die Präzisionsmunition vom Typ GBU-24 und GBU-48 an die Deutsche Luftwaffe geliefert (zum Thema „Präzise Bekämpfung stationärer und beweglicher Ziele“ siehe auch unseren früheren Beitrag „Neue Kampfmittel gegen asymmetrische Bedrohungen“).


Die Aufnahme zeigt zwei Kampfflugzeuge Tornado im März 2017 über Südafrika während der Übung „Two Oceans“. Die Flugzeuge sind unter anderem bestückt mit Bomben des Typs GBU-24 Paveway III und GBU-54 – am Tornado im Vordergrund.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Grafische Darstellung des Luft-Boden-Waffensystems GBU-54, das in der Vergangenheit für den Tornado der Deutschen Luftwaffe beschafft wurde.
(Bild: Diehl Defence)


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