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Rostock. Das Marinekommando in Rostock hat am Dienstag vergangener Woche (3. November) den 33. Jahresbericht „Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland“ veröffentlicht. Vizeadmiral Andreas Krause, der Inspekteur Marine, erinnerte in seinem Geleitwort zu der 264 Seiten starke Publikation daran: „Für eine Industrie- und Handelsnation wie Deutschland, deren Wirtschaft und damit auch Wohlstand in erheblichem Umfang auf den Import von Rohstoffen, aber auch den Export von Gütern angewiesen ist, sind Freiheit und Sicherheit der globalen Seewege von existenzieller Bedeutung“. Die Zahlen, Daten und Fakten in diesem Bericht sollen – so der Inspekteur weiter – „auf anschauliche Weise verdeutlichen, warum unser Land nicht umhinkommt, seine maritimen Interessen zu schützen und warum die See für unser aller Leben und Wohlstand von entscheidender Bedeutung ist“.

In seinem Vorwort schreibt Krause weiter: „Um die Freiheit und Sicherheit der Weltmeere als Element der ,global commons‘ zu gewährleisten, ist die Deutsche Marine Tag und Nacht weltweit im Einsatz. Als Mitglied der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und der NATO stehen wir dafür ein, dass unsere Handels- und Passagierschiffe die Weltmeere weiter frei und sicher befahren können. Gleichzeitig sind wir auch bereit, unser Land und unsere Verbündeten gegen Aggressoren zu verteidigen.“

Das gesamte Aufgabenspektrum decke die Marine nach wie vor mit der kleinsten Flotte seit ihrer Gründung ab, rief Krause in Erinnerung. Es gehe auch weiterhin darum, die in den vergangenen Jahren eingeleitete Modernisierung und den Aufwuchs der Flotte konsequent voranzubringen. Er führte aus: „Die Indienststellung der Fregatten ,Baden-Württemberg‘ und ,Nordrhein-Westfalen‘ sowie die Übernahme des NH90 Sea Lion in die Marine waren hierfür wichtige Ereignisse. Gleichzeitig hat bereits der Bau der achten Korvette der Klasse K130 begonnen und der Bauvertrag für die neuen Fregatten der Klasse F126, bekannt als MKS 180, wurde endlich unterzeichnet. Auch dies waren wichtige Schritte in die richtige Richtung.“

Weltweite Piraterie tendenziell rückläufig, Golf von Guinea bleibt Brennpunkt

Die Jahresberichte des Marinekommandos beinhalten schwerpunktmäßig Informationen zur maritimen Sicherheit, zum Welthandel, zur Welthandelsflotte und zur deutschen maritimen Wirtschaft. Im Mittelpunkt der Berichte stehen die Fakten zur maritimen Abhängigkeit Deutschlands (wir berichteten zuletzt über den Jahresbericht 2019).

Der aktuelle Bericht äußert sich auch zur Entwicklung der globalen Piraterie. Diese hat im vergangenen Jahr weltweit von 201 auf 162 Vorfälle abgenommen, der Golf von Guinea bleibt aber mit 64 seeräuberischen Aktionen weiterhin Schwerpunkt. Trotz der insgesamt positiven Tendenz warnt der Inspekteur eindringlich: „Die Fragilität sicherer Seewege wurde jüngst selten so offensichtlich, wie mit offenen Angriffen auf Handelsschiffe im Persischen Golf und rund um die Arabische Halbinsel in der Mitte letzten Jahres geschehen.“

Deutschland stellt zahlenmäßig größte Containerschiffsflotte der Welt

Dass Deutschland nach wie vor führende Schifffahrtsnation ist, belegen im Jahresbericht folgende Zahlen: Zum 1. Januar 2020 stellt die Bundesrepublik mit 1051 Schiffen die zahlenmäßig größte Containerschiffsflotte der Welt. Unter deutscher Disposition steht damit eine Kapazität für 3,8 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainern. Die Welthandelsflotte insgesamt hat zurzeit eine Größe von rund 55.000 Seeschiffen mit einer Bruttoraumzahl von mehr als 300. Nach Herkunft der Eigner liegt die Bundesrepublik auf Platz 4.

Beeindruckend auch das Zahlenmaterial zum Thema „Weltcontainer-Umschlag“. Dieser ist im vergangenen Jahr um 1,9 Prozent im Vergleich zu 2018 gestiegen und lag bei 694 Millionen. 15 Millionen davon liefen über deutsche Häfen, mit Hamburg an der Spitze. Mit 9,3 Millionen umgeschlagenen Containern liegt die Hansestadt auf Platz 17 der Weltrangliste. Zum Vergleich: Auf Platz 1 liegt der chinesische Hafen Schanghai mit 43,3 Millionen Containern.

Austritt Großbritanniens aus der EU birgt Konfliktstoff für die Fischerei

Für den Bereich des weltweiten Seehandels haben die Experten der Marineschifffahrtleitung den Blick auf den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (den Brexit) sowie auf Entwicklungen in Hongkong und Singapur gerichtet. In den immer noch laufenden Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU um ein Austrittsabkommen für das Vereinigte Königreich birgt vor allem die Fischerei großes Konfliktpotenzial.

In Bezug auf Hongkong und Singapur stellt der Jahresbericht die Probleme (aber auch Chancen) an beiden Standorten aus deutscher und europäischer Perspektive dar. Beide Handelsmetropolen stehen für die Abhängigkeiten Deutschlands besonders in den Sektoren „Umwelt- und Finanztechnologien“ sowie „Luxusgüter“.

Auf dem Feld der Digitalisierung stellt der Jahresbericht ausgewählte Projekte vor: ein IT-Grundschutzprofil von Reedereien, cloudbasiertes Hafenmanagement oder etwa eine maritime Umsetzungsstrategie für die Digitalisierungsvorhaben der Bundesregierung.

Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die globale Schifffahrt

Zwar war die COVID-19-Pandemie auch für die internationale Schifffahrt das beherrschende Thema der letzten Monate. Doch betrachtet der Bericht die Pandemie nur am Rande, denn deren Auswirkungen auf die weltweite maritime Entwicklung lassen sich noch nicht genauer beschreiben und beziffern. Dazu Vizeadmiral Krause: „Erst im kommenden Jahr werden wir verlässliche Aussagen treffen können; im nächsten Bericht werden wir dann ausführlich darauf eingehen.“

Der Jahresbericht wird regelmäßig vom Dezernat „Marineschifffahrtleitung“ des Marinekommandos erstellt. Das Nachschlagewerk basiert auf Publikationen unterschiedlicher Verbände, Organisationen und Institutionen. Es führt deren Informationen über Handel und Seeschifffahrt sowie über maritime Industrie und Wirtschaft zusammen. Der Bericht zeigt damit die Zusammenhänge zwischen der Sicherheit auf den Weltmeeren und dem wirtschaftlichen Wohlstand in Deutschland auf.

In den vergangenen Jahren hatte der Marineinspekteur den jeweiligen Jahresbericht auf der herbstlichen Maritime Convention des Deutschen Maritimen Instituts (DMI) in Berlin vorgestellt. Diesmal musste das DMI seine Veranstaltung aufgrund der Corona-Krise absagen. Die nächste Maritime Convention soll am 16. November 2021 in der Hauptstadt in der Landesvertretung Schleswig-Holstein stattfinden.

Wir haben den Jahresbericht 2020 für Sie in unserem Servicebereich „bundeswehr-journal (Bibliothek)“ beim Dienstleister Yumpu-Publishing eingestellt. Allerdings sollte die Publikation mit Vorsicht genutzt werden. Denn am 20. November 2020 – und dies ist ein wichtiger Nachtrag zu unserem redaktionellen Beitrag – hatte die BILD-Zeitung gemeldet, dass „das Werk eine Aneinanderreihung von Veröffentlichungen aus Wissenschaft und Wirtschaft, Medienberichten und Statistiken“ sei und die Anforderungen des Urheberrechts zumindest bei dieser Ausgabe nicht erfüllt worden seien. Als BILD das Marinekommando mit dem Vorwurf „alles abgepinnt, zusammenkopiert, plagiiert“ konfrontierte, nahmen die Verantwortlichen dem Blatt zufolge den Bericht aus dem Netz und stoppten die Versendung der Druckexemplare. Wir haben uns dennoch dazu entschieden, den kritisierten Jahresbericht 2020 für Sie bei Yumpu zu belassen. Sie können dort in der Publikation blättern und sich gezielt einzelne Kapitel ansehen, ein Download der Datei oder ein Ausdruck einzelner Seiten ist aber nicht möglich. Über die ESC-Taste in Yumpu kommen Sie hierhin zurück. Zu den „Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland 2020“:

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Unser Symbolbild zum Beitrag „Jahresbericht maritime Abhängigkeit“ zeigt die Fregatte F222 „Baden-Württemberg“ am 1. Juli 2016 bei einer Erprobungsfahrt im Skagerrak, im Hintergrund die Fregatte F215 „Brandenburg“.
(Foto: Carsten Vennemann/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Luftbildaufnahme vom Marinestützpunkt Kiel während der Kieler Woche 2016. Die Aufnahme wurde am 17. Juni 2016 gemacht.
(Foto: Martin Steffens/Bundeswehr)


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