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Wilhelmshaven. Schon der deutsche Dichter Matthias Claudius (1740-1815) hat es gewusst: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“. Das gilt auch für die Männer und Frauen der Fregatte „Baden-Württemberg“ und der Fregatte „Lübeck“. Beide Schiffe der Deutschen Marine kehrten jetzt nach jeweils rund zwei Monaten Seefahrt wieder in den Heimatstützpunkt Wilhelmshaven zurück. Zu berichten gab und gibt es jede Menge …

Am gestrigen Donnerstag (16. April) gegen 10 Uhr machte die „Baden-Württemberg“ wieder in Wilhelmshaven fest. Sie war am 7. Februar nach Südamerika ausgelaufen, um vor der Küste Brasiliens ihre technischen Bordanlagen unter den Einflüssen warmer Luft und warmen Wassers auszutesten.

Beim Verlassen des Heimathafens hatte die Auslandsreise der Fregatte, die am 17. Juni 2019 als Typschiff der Klasse F125 in Dienst gestellt worden war, noch unter völlig anderen Vorzeichen gestanden. Die Coronavirus-Pandemie war zu dieser Zeit noch nicht allgegenwärtig, Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland und in weiten Teilen der Welt hatte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Seit dem 10. März jedoch durfte zum Schutz der Besatzung niemand mehr die „Baden-Württemberg“ verlassen, niemand durfte an Bord. Der Landgang im brasilianischen Salvador de Bahia, auf den sich die Besatzung so gefreut hatte, musste entfallen.

Auf die Erprobungen indes hatte die neue Lage keine Auswirkungen. Die vorgesehenen Tests in warmen Gewässern konnten wie geplant durchgeführt werden.

Nach der Kaltwassererprobung nun der Belastungstest in warmen Regionen

Zum Hintergrund der Reise nach Brasilien erklärte die Marine: „Die große Anzahl technischer Anlagen eines Schiffes ist auf Kühlung angewiesen. Diese erfolgt entweder durch Luft oder Seewasser, sodass mit steigenden Luft- und Wassertemperaturen in der Schiffsumgebung Veränderungen in den Kühlungsprozessen möglich sind. Um herauszufinden, ob ein neues Schiff auch den Anforderungen in potentiell warmen Einsatzregionen entspricht, müssen die entsprechenden Anlagen verschiedene Erprobungsprogramme durchlaufen.“ Die aktuellen Testergebnisse hätten die Belastbarkeit der Anlagen der Fregatte „Baden-Württemberg“ auch unter Extrembedingungen bestätigt, teilte jetzt das Presse- und Informationszentrum der Teilstreitkraft mit.

Die Marine erklärte zudem am Beispiel der „Baden-Württemberg“, dass die (bereits durchgeführte) Kaltwassererprobung sowie die jetzt beendete Erprobung in warmen Gewässern immer erst nach der Schiffsindienststellung erfolgen könnten. Um ein Schiff sinnvoll testen zu können, seien Fahrprogramme notwendig, die einem Einsatzszenario nahekämen. Dies wiederum erfordere einen entsprechenden Ausbildungsstand der Besatzung, der über eine „sichere Teilnahme am Seeverkehr“ hinausgehe.

Auf ihrer Reise nach Salvador de Bahia zur Warmwassererprobung und zurück hat die Fregatte „Baden-Württemberg“ rund 13.500 Seemeilen (25.000 Kilometer) zurückgelegt und unter anderem auch Häfen auf den Kanarischen und den Kapverdischen Inseln angelaufen. Ab Anfang Mai steht nun im Rahmen der Gewährleistung eine etwa dreimonatige Werftliegezeit in Hamburg bei Blohm & Voss an.

Teil des multinationalen Verbandes um den Flugzeugträger „Charles de Gaulle“

Einen Tag vor der „Baden-Württemberg“, am Mittwoch (15. April), war die Fregatte „Lübeck“ nach knapp zwei Monaten wieder in den Marinestützpunkt Wilhelmshaven zurückgekehrt. Sie war zeitweilig Teil der multinationalen Carrier Strike Group (CSG) „Task Force 473“ gewesen, die sich rund um den französischen Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ formiert hatte.

Bei der „Mission Foch“ hatten die teilnehmenden Fregatten, Zerstörer und Versorgungsschiffe unter Führung der „Charles de Gaulle“ im Ostatlantik und in der Nordsee im Verband die Sicherung der europäischen Seezugänge und die Zusammenarbeit mit befreundeten Streitkräften geübt. Dabei waren vor allem standardisierte Verfahren vertieft worden.

Die am 16. März 1990 – also vor 30 Jahren – in Dienst gestellten „Lübeck“, letztes Schiff der Fregattenklasse 122 („Bremen“-Klasse) der Deutschen Marine, hatte dabei eine besondere Rolle übernommen. Im Trägerverband hatte die „Lübeck“ besonders ihre Uboot-Jagd-Fähigkeiten zur Verfügung stellen und der „Charles de Gaulle“ direkten Schutz bieten können (beispielsweise positionierte sich die deutsche Fregatte dazu direkt zwischen dem Flugzeugträger und einer „Bedrohung“ oder hielt während des Flugbetriebs den Bereich um das Flaggschiff herum frei).

Das Presse- und Informationszentrum unserer Marine bewertete den Einsatz der „Lübeck“ wie folgt: „Mit ihren Fähigkeiten hat die Fregatte einen essentiellen Beitrag zur ,Mission Foch‘ geleistet. Durch die internationale Kooperation im multinationalen Trägerverband konnte die operative Zusammenarbeit von Seestreitkräften verbessert werden. Damit haben die Fregatte ,Lübeck‘ und der gesamte Verband zur Sicherheit der Seewege in nationalen und internationalen Gewässern von EU- und NATO-Mitgliedstaaten beigetragen.“

Redaktioneller NACHBRENNER

Drei Tage vor der Fregatte „Lübeck“, am Ostersonntag (12. April), kehrte der französische Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ in seinen Heimathafen Toulon zurück – zwei Wochen früher als geplant. Der Grund für den überstürzten Abbruch der Mission: Mehr als die Hälfte der Besatzungsmitglieder war zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Corona-Erreger SARS-CoV-2 infiziert.

Inzwischen – so meldete es die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 27. April – befindet sich die gesamte Besatzung der „Charles de Gaulle“ aufgrund der Coronavirus-Pandemie an Bord in Quarantäne. Der Träger wird in Toulon komplett desinfiziert. FAZ-Korrespondentin Michaela Wiegel berichtete in der Montagsausgabe: „1081 der insgesamt 2010 Soldaten, die auf dem Flugzeugträger und den Begleitfregatten dienen, haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Das hat Verteidigungsministerin Florence Parly bei einer Anhörung vor dem Verteidigungsausschuss der Nationalversammlung bestätigt.“

Alle Soldaten seien getestet worden, 24 von ihnen seien in Toulon im Armeekrankenhaus in Behandlung, so Wiegel für die FAZ. Die Hälfte der positiv getesteten Soldaten weise keine oder nur sehr geringe Symptome auf. Die Armeeführung stehe mittlerweile massiv in der Kritik, weil sie auf die Pandemie erst spät und dann nachlässig reagiert haben soll.

Laut FAZ soll jetzt in zwei internen Streitkräfte-Untersuchungen geklärt werden, wie es zu der Massenansteckung kommen konnte. Wiegel: „Eine Untersuchung soll sich auf die gesundheitlichen Aspekte konzentrieren und die Ansteckungsketten zurückverfolgen. Die zweite Untersuchung ist politisch brisant – sie soll klären, ob es zu einem Versagen in der Kommandokette gekommen ist.“

Bereits am 21. April hatten auch deutsche Medien wie der SPIEGEL berichtet, dass die „Charles de Gaulle“ im Zeitraum 13. bis 16. März in Brest einen Zwischenstopp eingelegt habe. Dort seien auch 52 neue Besatzungsmitglieder an Bord gekommen. Vielleicht ist hier der Ursprung der späteren Masseninfektion zu sehen. Bereits Anfang April sollen sich laut Schilderungen von Marinesoldaten, die auf dem Träger dienten, rund 40 Besatzungsangehörige in Isolation „im vorderen Teil des Flugzeugträgers“ befunden haben. Ob die Ereignisse auch Auswirkungen auf die Besatzung der „Lübeck“ hatten, ist nicht bekannt.


Zu unserer Bilderfolge:
1. Die Fregatte „Baden-Württemberg“ am 10. April 2020 vor der Küste Brasiliens.
(Bildquelle: Deutsche Marine)

2. Die Fregatte „Lübeck“ an der Seite des französischen Flugzeugträgers „Charles de Gaulle“.
(Bildquelle: République Française Ministère de la Défense)

3. Luftbildaufnahme des multinationalen Flugzeugträgerverbandes während der „Mission Foch“; am linken Bildrand am Endes des Verbandes die „Lübeck“.
(Bildquelle: République Française Ministère de la Défense)

Kleines Beitragsbild: 10. April 2020 – die „Baden-Württemberg“ wird während der Warmwassererprobung vor Brasilien auf hoher See versorgt.
(Bildquelle: Deutsche Marine)


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