Koblenz/Düsseldorf/Kassel. Der Rheinmetall-Konzern ist vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) damit beauftragt worden, Ersatzteile und Sonderwerkzeuge für den Bundeswehr-Schützenpanzer Puma im Gesamtwert von 54 Millionen Euro zu liefern. Die Auftragsvergabe erfolgte über das Unternehmen Projekt System & Management GmbH (PSM). PSM ist ein im Jahr 2002 gegründetes Joint Venture der Rheinmetall Landsysteme GmbH und der Krauss-Maffei Wegmann GmbH und Co. KG, die mit jeweils 50 Prozent an der Gesellschaft beteiligt sind.
Wie Rheinmetall am heutigen Mittwoch (8. Januar) in einer Presseerklärung mitteilte, wurden von der Gesamtauftragssumme zehn Millionen Euro noch im Jahr 2019 eingebucht, 44 Millionen Euro „werden in den Geschäftsjahren 2020 bis 2022 einzubuchen sein“.
Zu den weiteren Vertragsdetails heißt es im Rheinmetall-Pressetext: „Die Ersatzteile im Auftragswert von 44 Millionen Euro werden als Abrufe aus einem jetzt unterzeichneten Rahmenvertrag ab Mitte 2020 ausgeliefert, wobei sich der Lieferzeitraum voraussichtlich auf gut zwei Jahre erstreckt. Die separat beauftragten Sonderwerkzeuge, auf die ein Auftragswert von rund zehn Millionen Euro entfällt, sollen ebenfalls im Zeitraum von 2020 bis 2022 an die Heeresinstandsetzungslogistik GmbH (HIL) sowie die Wehrtechnischen Dienststellen der Bundeswehr ausgeliefert werden.“
Der Rüstungskonzern rechnet laut Presseerklärung „über diese Bestellungen hinaus auch künftig mit weiterem Materialbedarf“ beim Schützenpanzer Puma. Rheinmetall ist sich zudem sicher, dass von diesem Waffensystem im Laufe des Jahres 2020 alle bestellten Exemplare – insgesamt erhält die Truppe 350 Exemplare – ausgeliefert sind. „Die aktuelle Bestellung von Ersatzteilen soll im nun anlaufenden Betrieb die bestmögliche Versorgung und eine höchstmögliche Verfügbarkeit der Fahrzeuge bei der Truppe sicherstellen“, schreibt Rheinmetall.
Der Schützenpanzer Puma gilt als Kernbestandteil des Systems „Panzergrenadier“ der Bundeswehr. Zugleich spielt er eine zentrale Rolle bei der Ausstattung der von Deutschland gestellten NATO-Speerspitze „Very High Readiness Joint Task Force 2023“ (VJTF 2023). Für das Projekt „System Panzergrenadier VJTF 2023“ hatte das Joint Venture PSM im vergangenen Jahr einen Zusammenschluss mit der Rheinmetall Electronics GmbH zur Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „Puma“ vollzogen.
Am 11. Juli 2019 hatte das BAAINBw der ARGE „Puma“ für das Vorhaben „System Panzergrenadier VJTF 2023“ millionenschwere Aufträge erteilt. Nach Angaben von Rheinmetall vom 22. Juli 2019 stellen diese Aufträge für den Düsseldorfer Rüstungskonzern einen Wert von mehr als 470 Millionen Euro (brutto) dar. Über die zu erbringenden Leistungen unter Federführung der PSM, die einen wesentlichen Fähigkeitszuwachs bei Aufklärung, Führung und Feuerkraft des Waffensystems Puma zum Ziel haben, haben wir bereits ausführlich berichtet (siehe hier).
Der Puma gilt nach Lesart der Industrie „als der modernste und leistungsfähigste Schützenpanzer der Welt“. Doch die schlechten Nachrichten über das deutsche Vorzeigewaffensystem halten an. Erst im Juni vergangenen Jahres hatte sich das investigative ZDF-Politmagazin „Frontal 21“ unter der Titel „Bedingt einsatzbereit – der Pannenpanzer Puma“ ausführlich mit dem schwierigen Projekt befasst (siehe hier). Grundlage des Beitrages: ein Bericht des Bundesrechnungshofes, der dem Beschaffungsvorhaben ein bitteres Zeugnis ausstellte.
In seiner am 17. Dezember veröffentlichten Zustandsanalyse der Bundeswehr in der Rheinischen Post (online) schreibt der außenpolitische Experte Matthias Beermann: „Die brandneuen Schützenpanzer Puma, obwohl gerade erst ausgeliefert, müssen schon teuer nachgerüstet werden. Vor 2025 dürfte das wichtige Waffensystem kaum voll einsetzbar sein; der Bundesrechnungshof befürchtet sogar, dass die Nachrüstung noch bis 2029 dauern wird.“
Das Firmenbild zeigt Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an einem Schützenpanzer Puma.
(Foto: Rheinmetall AG)