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Kiel/Mülheim an der Ruhr. Das Unternehmen ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) will in Kiel vermehrt Uboot-Bauteile im Additiven Verfahren herstellen lassen. Diese Fertigung mittels 3D-Druck habe entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlich produzierten Komponenten, so TKMS am gestrigen Donnerstag (27. Februar) in einer Pressemitteilung. Entsprechende Qualitäts- und Sicherheitszulassungen lägen bereits vor. Die benötigte Technik und Expertise – so heißt es in der Erklärung weiter – komme mit der Übernahme des in Mülheim an der Ruhr beheimateten 3D-Druckzentrums ThyssenKrupp TechCenter Additive Manufacturing an die Kieler Förde. Die Übernahme soll bis Juni 2020 abgeschlossen sein.

Das Mühlheimer Druckzentrum hatte im August 2017 seine Arbeit mit dem 3D-Druck von Bauteilen aufgenommen. Bereits seit Anfang 2015 befasst sich eine interdisziplinäre Projektgruppe bei TKMS mit dem Thema „Additive Manufactoring“. Nach Ansicht des Unternehmens werden besonders die Schlüsselmärkte Maschinen- und Anlagenbau, Automobil sowie Luftfahrt und Marine von der neuen Technologie „3D-Druck“ profitieren.

Luis Alejandro Orellano, Verantwortlicher für das operative Geschäft bei TKMS, wird in der Pressemitteilung mit den Worten zitiert: „Der 3D-Druck eröffnet uns ganz neue Potenziale. In der Konstruktion müssen wir nicht mehr überall die Grenzen herkömmlicher Fertigungsverfahren berücksichtigen. So ermöglichen wir unseren Kunden Freiräume in der Gestaltung der Boote. Gleichzeitig können wir Komponenten schneller und kostengünstiger herstellen.“

Fokussierung auf die Neuteile-Produktion und den Ersatzteil-Bereich

Mit den 3D-Druckern könnten komplexere Strukturen hergestellt werden, die gleichzeitig stabiler, belastbarer und leichter seien als durch übliche Produktionsverfahren hergestellte Komponenten, bei denen häufig viele kleine Elemente gefertigt und dann zusammengesetzt werden müssten, erklärte TKMS. Bei einem im 3D-Druckverfahren hergestellten Hydraulikblock für ein Uboot könnten so beispielsweise 83 Prozent des Gewichts eingespart werden – von 14 auf 2,1 Kilogramm.

Das TechCenter Additive Manufacturing in Mühlheim an der Ruhr hatte im Sommer vergangenen Jahres von der weltweit führende Klassifikationsgesellschaft DNV GL als international erster Produzent von 3D-Druck-Bauteilen für den maritimen Bereich eine Herstellerzulassung erhalten (Anm.: DNV GL entstand im Jahr 2013 durch einen Zusammenschluss der beiden führenden Klassifikationsgesellschaften Det Norske Veritas aus Norwegen und dem deutschen Germanischen Lloyd).

Das Zertifikat der DNV GL garantiert die Materialkennwerte des fertigen Bauteils nach festgelegten Standards durch unabhängige Prüfstellen. ThyssenKrupp Marine Systems plant, zukünftig vor allem solche Teile im 3D-Drucker herzustellen, die lediglich in geringen Chargen für ein Uboot benötigt werden. Das Unternehmen will sich dabei nicht nur auf Teile für Neubauten, sondern ebenso auf die Ersatzteilproduktion fokussieren.


Hintergrund                           

Die Additive Fertigung – auch bekannt unter den Bezeichnungen Additive Manufacturing oder 3D-Druck – bezeichnet einen Prozess, bei dem auf der Basis von digitalen 3D-Konstruktionsdaten durch das Ablagern von Material schichtweise ein Bauteil aufgebaut wird. Immer häufiger wird der Begriff „3D-Druck“ als Synonym für die Additive Fertigung verwendet. Bei der Additiven Fertigung handelt es sich um ein professionelles Produktionsverfahren, das sich deutlich von konventionellen, abtragenden Fertigungsmethoden unterscheidet. Anstatt beispielsweise ein Werkstück aus einem festen Block herauszufräsen, baut die Additive Fertigung Bauteile Schicht für Schicht aus Werkstoffen auf, die als feines Pulver vorliegen. Als Materialien sind unterschiedliche Metalle, Kunststoffe und Verbundwerkstoffe verfügbar.
Mittlerweile hält die Additive Fertigung zunehmend Einzug in die Serienfertigung.
Der Markt für 3D-Produkte hat sich von 2010 bis 2015 fast vervierfacht, für 2020 wird ein Gesamtmarkt von weltweit 21 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Die für ThyssenKrupp relevanten Zielmärkte schätzt der Konzern nach eigenen Angaben selbst auf zehn Milliarden US-Dollar ein. Laut TKMS soll das TechCenter Additive Manufacturing „als Blaupause und Keimzelle für ein breites Netzwerk von Kompetenzcentern in diesem Bereich dienen“.


Unser Bild zeigt einen im 3D-Drucker hergestellten Hydraulikblock aus Metall.
(Foto: ThyssenKrupp Marine Systems GmbH)

Kleines Beitragsbild: Das Symbolfoto zeigt das Unterseeboot „U35“ der Deutschen Marine in Eckernförde bei ersten Tauch- und Kränkungsversuchen. „U35“ wurde im März 2015 in Dienst gestellt.
(Foto: Björn Wilke/Bundeswehr)


Kommentare

  1. Nina | 17. März 2020 um 06:38 Uhr

    Danke für diesen tollen Blog. Doch muss man prüfen, ob gedruckte Produkte nicht zu kostspielig sind.

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