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Berlin. Der Nachrichtensender WeLT (vormals N24) lädt ein zur Veranstaltung „Zwei Jahre Trump – wie verändert ,America First‘ Europa?“ in die Urania Berlin. Dort sprechen die Journalistin Tatjana Ohm und USA-Korrespondent Steffen Schwarzkopf am kommenden Donnerstag (16. Mai) darüber, wie Donald Trumps bisherige Amtszeit die USA verändert hat und wie unterschiedlich die Amerikaner ihren Präsidenten sehen. Beide liefern zudem aktuelle Einblicke in den Politikbetrieb in Washington und auch in das Leben „normaler Leute“ jenseits der Großstädte. Ohm und Schwarzkopf, die viele Jahre aus zahlreichen Krisengebieten berichtet haben, diskutieren schließlich miteinander, was „America First“ mit uns Europäern macht.

Tatjana Ohm ist mittlerweile Chefmoderatorin beim Nachrichtensender WeLT, Steffen Schwarzkopf leitet das Washingtoner Studio des Senders. Er war bei den Wahlen von Obama und Trump vor Ort und lebt zurzeit mit seiner Familie in der US-Hauptstadt. Im Reporterpodcast „Inside USA“ schildert der Korrespondent seit einem Jahr seine Erlebnisse in den Vereinigten Staaten und den Alltag seiner Familie in der Fremde.

Schwarzkopf beantwortete vor der Veranstaltung in der Urania Berlin bereits drei Fragen des Nachrichtensenders WeLT zu Präsident Trump, dessen Verhältnis zu Europa und zur Europäischen Union sowie zur Präsidentschaftswahl im November kommenden Jahres.

Ein Teflon-Präsident, an dem (fast) alles abperlt

In Deutschland beziehungsweise in Europa gilt Donald Trump Vielen als ein Präsident auf Abruf. Wenn er nicht schon vorher aus dem Amt gejagt wird, verliert er die nächste Wahl krachend. Könnte so die Realität aussehen? Oder ist das – aus unserer Sicht – reines Wunschdenken?

Steffen Schwarzkopf: Ich glaube, Letzteres. Egal, welche Anschuldigungen und Vorwürfe es in den vergangenen Jahren gegeben hat – die angebliche Zusammenarbeit mit Russland, Behinderung der Justiz, illegale Wahlkampffinanzierung, Schweigegeldzahlungen nach außerehelichen Affären – an Trump ist alles abgeperlt. Er ist ein Teflon-Präsident. Genau genommen wird er, wenn man sich die Zahlen anschaut, sogar zunehmend beliebter. Die Zustimmungsrate landesweit liegt bei 46 Prozent, bei den Republikanern bei rund 90 Prozent. Trump kann sich auf seine Basis absolut verlassen – und deswegen hat er gute Chancen, wiedergewählt zu werden.

Die Europäische Union – für Trump „ein Feind der USA“

Ist denn seinen Anhängern völlig egal, was Trumps „America First“-Politik für die internationalen Beziehungen bedeutet? Europa scheint für die US-Regierung ja kaum noch eine Rolle zu spielen.

Schwarzkopf: Auch hier muss man unterscheiden. Für Donald Trump ist die Europäische Union als Institution ein bürokratisches Monstrum – und ein Rivale. Er selbst hat einmal die EU als „foe“ bezeichnet, als „Feind“. Das gilt vor allem wirtschaftlich – Stichwort „Handelsdefizit“. Aber auch politisch versteht man in Washington diese Europäer – oder besser: vor allem die Deutschen – kaum. Die unterstützen weiterhin das Terrorregime im Iran, heißt es. Die machen sich energiepolitisch mit der Gaspipeline „Nord Stream 2“ von Russland abhängig. Und dann geben sie auch noch verschwindend wenig für ihr Militär aus! …

Die US-Regierung pickt sich deshalb ihre Partner raus: Italien, Polen, Ungarn – wenig überraschend: alles Länder, die der politischen Marschrichtung Trumps nahestehen.

Und die Amerikaner? Sie sind auch hier geteilt. Die Republikaner unterstützen Trumps Kurs in der Mehrheit. „Wir müssen zusehen, dass es uns gut geht – und nicht den anderen“, sagen viele. Die Demokraten lehnen den rüden Umgang des Präsidenten gerade mit Deutschland ab. Ich habe nicht wenige Menschen getroffen, die sich bei mir im Namen ihres Landes entschuldigt haben.

Demokraten brauchen im Wahlkampf „die eierlegende Wollmilchsau“

Wer von den Demokraten könnte denn Trump bei der Wahl im nächsten Jahr überhaupt gefährlich werden?

Schwarzkopf: Momentan sind es ja sage und schreibe 21 demokratische Kandidaten, die Hälfte der Namen haben die meisten Amerikaner noch nie gehört. Der „Frontrunner“ ist momentan Joe Biden, der ehemalige Vizepräsident unter Barack Obama, gefolgt von Bernie Sanders. Ein 76-Jähriger also vor einem 77-Jährigen …

Ist das Alter ein Problem? Ich glaube schon. Biden steht nicht gerade für Aufbruch oder Neubeginn, eher für: zurück in die Vergangenheit. Dann sind da noch Kamala Harris, Beto O’Rourke, Elizabeth Warren, Pete Buttigieg … alles smarte Köpfe, gute Redner. Aber ich sehe hier – momentan – keinen Überflieger.

Wer wirklich eine Chance haben will, Trump aus dem Amt zu jagen, muss eine „eierlegende Wollmilchsau“ sein: politisch erfahren, aber nicht Establishment; liberal genug für die Demokraten, aber zumindest so konservativ, dass auch der ein oder andere Trump-Wähler überlaufen könnte. Der Kandidat muss die Minderheiten ansprechen, also vor allem die afro-amerikanischen Wähler und die Latinos, darf aber die weißen Amerikaner nicht verschrecken. Man merkt schon: Das wird nicht ganz einfach für die Demokraten.


Randnotiz                                  

„Zwei Jahre Trump – wie verändert ,America First‘ Europa?“, Veranstaltung des Nachrichtensenders WeLT mit der Journalistin Tatjana Ohm und dem USA-Korrespondenten Steffen Schwarzkopf.
Termin: Donnerstag, 16. Mai 2019 (ab 19:30 Uhr).
Ort: Urania Berlin, An der Urania 17, 10787 Berlin.
Alle Angaben ohne Gewähr.


Unser Videostandbild stammt aus der Fernsehreportage „Trumpland: Warum halb Amerika seinen Präsidenten liebt“ von Steffen Schwarzkopf. Der Washingtoner Korrespondent des Senders WeLT (vormals N24) drehte diesen Beitrag anlässlich der Midterm Elections in den USA im November 2018.
(Videostandbild: WeLT)

 


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