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Berlin/Wilhelmshaven. Die aktuelle Diskussion über eine Beteiligung deutscher Kriegsschiffe an einer möglichen Beobachtermission der Europäischen Union im Persischen Golf beziehungsweise in der Straße von Hormus hat auch wieder die Einsatzbereitschaft unserer Seestreitkräfte zum Thema gemacht. Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hans-Peter Bartels, wies gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe auf die „faktische Verkleinerung“ der deutschen Marine in der Vergangenheit hin und meinte dabei vor allem die Fregatten.

In den Funke-Ausgaben vom heutigen Dienstag (6. August) warnt Bartels vor einer Überforderung der Teilstreitkraft. „Kleiner als jetzt war unsere Marine noch nie“, rechnete der Wehrbeauftragte vor. „Auf dem Papier ist die Marine nie abgerüstet worden. Sie hatte und sollte immer 15 Fregatten haben. Wir sind im Moment weit davon entfernt.“

Momentan hat die deutsche Marine neun einsatztaugliche Fregatten. Hinzu kommt demnächst das erst am 17. Juni in Dienst gestellte Typschiff der neuen Klasse 125, die Fregatte „Baden-Württemberg“.

Die „Baden Württemberg“ befindet sich – auch nach der Indienststellung – weiterhin in der Einsatzprüfung. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Prüfabschnitte „Intensivnutzbarkeit“ und „Mehrbesatzungskonzept“. Auch kontrolliert das Zentrum Einsatzprüfung der Marine (Eckernförde) seit der Abnahme von der Industrie, ob die neue Fregatte allen operativen Anforderungen, die an diese Klasse gestellt werden, in realistischen Szenarien genügt. Auf dem Dienstplan stehen außerdem die Tiefwassererprobung vor der norwegischen Atlantikküste, im Herbst dann die Ausbildung im Englischen Kanal sowie Anfang 2020 das erste Training im deutschen Einsatzausbildungszentrum „Schadensabwehr“ (Neustadt, Holstein).

Alle vier Schiffe der Fregattenklasse 125 bis Anfang 2021 in der Flotte?

Insgesamt soll es einmal vier Schiffe in der Klasse 125 geben: F222 „Baden-Württemberg“, F223 „Nordrhein-Westfalen“, F224 „Sachsen-Anhalt“ und F225 „Rheinland-Pfalz“. Es wird aber noch voraussichtlich bis Anfang 2021 dauern, ehe das 4. Fregattengeschwader in Wilhelmshaven die Neubauten komplett für den Dienst übernommen hat. Alleine die „Baden-Württemberg“ konnte erst nach jahrelanger Verspätung ausgeliefert werden. Ihre Indienststellung war ursprünglich für 2014, später dann für 2017 vorgesehen gewesen.

In diesem Jahr hatte die Bundeswehr zunächst sogar die Annahme der F222 von der Industrie verweigert. Der Grund: Vor allem für die Hard- und Software im komplexen neuen Führungs-, Waffen- und Einsatzsystem hatten die Funktionsnachweise gefehlt. Die „Baden-Württemberg“ war nach entsprechenden Korrekturarbeiten schließlich erst am 30. April dieses Jahres vom Auftragnehmer, der „Arbeitsgemeinschaft Fregatte 125“ (ThyssenKrupp Marine Systems und Friedrich Lürssen Werft) an die Bundeswehr übergeben worden.

Aktuell verfügt die deutsche Marine über drei Fregattenklassen, deren Schiffe in maritimen Einsätzen unterwegs sind. Die „Sachsen“-Klasse (Klasse 124): F219 „Sachsen“, F220 „Hamburg“ und F221 „Hessen“. Die „Brandenburg“-Klasse (Klasse 123): F215 „Brandenburg“, F216 „Schleswig-Holstein“, F217 „Bayern“ und F218 „Mecklenburg Vorpommern“. Und die „Bremen“-Klasse (Klasse 122), die es bald nicht mehr geben wird.

Außerdienststellung der Fregatte „Lübeck“ um drei Jahre verschoben

Die „Bremen“-Klasse besteht momentan noch aus der F213 „Augsburg“ und der F214 „Lübeck“. Ursprünglich hatte diese Klasse 122 einmal acht Fregatten. Die Fregatte „Augsburg“ wird voraussichtlich Ende 2019 nach 30 Jahren in der Flotte außer Dienst gestellt werden.

Die F214 „Lübeck“ sollte bereits im Sommer vergangenen Jahres ihr Dienstzeitende erreicht haben. So sahen es jedenfalls die im Jahr 2013 vom Verteidigungsministerium festgelegte Außerdienststellungsplanungen vor. Die Probleme mit den Nachfolge-Fregatten der Klasse 125 führten allerdings dazu, dass noch einmal rund 5,7 Millionen Euro in die „Lübeck“ investiert werden müssen und die Außerdienststellung des Schiffes um insgesamt drei Jahre verschoben wurde.

Die Schiffe der „Sachsen“- und „Brandenburg“-Klasse bilden das 2. Fregattengeschwader, die Schiffe der „Bremen“ und „Baden-Württemberg“-Klasse das 4. Fregattengeschwader. Beide Geschwader sind in Wilhelmshaven beheimatet und gehören zur Einsatzflottille 2.

Deutsche Beteiligung an einer Mission im Persischen Golf „natürlich realisierbar“

Die SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller hält eine Beteiligung deutscher Kräfte an einer Seemission im Persischen Golf für „natürlich realisierbar, weil die Marine es möglich machen würde“. Die Marinesoldaten seien top ausgebildet, äußerst erfahren und erfolgreich – „wenn denn die Schiffe fahren“. Tatsache allerdings sei, so Möller gegenüber der Funke-Mediengruppe: „Wir haben die kleinste Marine mit einer zu kleinen Anzahl an Schiffen gemessen an den Einsatzszenarien, für die wir angefragt werden.“

Die Bundestagsabgeordnete über einen denkbaren Golf-Einsatz: „Sollte es zu einem gemeinsamen europäischen Handeln kommen, würde Deutschland sicherlich auch seinen Beitrag leisten.“ Grundvoraussetzung, so Möller, sei allerdings ein europäischer Schulterschluss in Form eines europäischen Mandats.


Unser Symbolfoto zeigt einen Wachsoldaten an Bord des Minensuchbootes „Ensdorf“. Die Aufnahme entstand am 7. Februar 2012 beim UNIFIL-Einsatz der deutschen Marine vor der libanesischen Küste. Das Hohlstablenkboot ist mittlerweile ein Stück Marinegeschichte – die „Ensdorf“ wurde am 31. Juli 2014 in Parow außer Dienst gestellt. Heute liegt der ehemalige Minensucher als stationäres Hulk an der Marineschule Parow und wird für die technische Ausbildung genutzt.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)

Kleines Symbolbild: Die Fregatte F213 „Augsburg“ am 17. Mai 2019 in der Nähe von Sundsvall in Schweden im Rahmen der diesjährigen „Missile Firing Exercise“. Die „Augsburg“ soll voraussichtlich Mitte 2019 aus der aktiven Fahrbereitschaft genommen und Ende des Jahres außer Dienst gestellt werden.
(Foto: Marcel Kroencke/Bundeswehr)


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