Berlin. Der Plan war ambitioniert, das Versprechen vollmundig. Gleich nach Amtsantritt hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine „Attraktivitätsoffensive Bundeswehr“ gestartet und unter dem Slogan „Bundeswehr in Führung: Aktiv. Attraktiv. Anders.“ eine ganze Palette von Verbesserungen und Neuerungen zugesagt. Ein Katalog listete damals auf, was die Truppe zu einem der attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands machen sollte: vom Ausbau der Kinderbetreuung über Teilzeitarbeit bis hin zur Modernisierung von Unterkünften. Für 29 „untergesetzliche Maßnahmen“ war ein Investitionsvolumen für die kommenden fünf Jahre in Höhe von rund 100 Millionen Euro aus dem Verteidigungsetat vorgesehen. Der Maßnahmenkatalog beinhaltete ebenfalls, allen Soldaten in den Bundeswehrliegenschaften baldmöglichst freies und schnelles Kasernen-Internet anzubieten. Das aber dauert seine Zeit, wie die Realität zeigt …
Die ministeriellen Vorgaben zur Agenda „Attraktivität“ finden sich auch in einer Imagebroschüre des Verteidigungsministeriums vom Juni 2014. Dort heißt es – nur um es noch einmal in Erinnerung zu rufen: „Wir setzen uns zum Ziel, dass Arbeitsplatz und Unterbringung modernen Standards entsprechen (WLAN, renovierte Stuben mit TV, Kühlschränken etc.).“ An anderer Stelle wirbt die Publikation: „Ein zeitgemäßes, attraktives Lebens- und Wohnumfeld ist der Bundeswehr wichtig. Dazu gehört eine moderne Ausstattung der Unterkünfte, mit der die […] Soldaten sich wohlfühlen. Wo immer technisch möglich, wird es einen Zugang zum Internet geben, zuerst an Schulen und Lehreinrichtungen.“
Ministerin von der Leyen sagte in ihrem damaligen Vorwort zu: „Wer sich für eine Karriere bei der Bundeswehr entscheidet, soll auf ein familienfreundliches Arbeitsklima treffen, auf eine von Vertrauen und Verständnis geprägte Führungskultur und moderne Arbeitsausstattung. Ich werde mich in den nächsten Jahren persönlich dafür einsetzen, dass die Bundeswehr diese selbstgesteckten Ziele erreicht.“
Dass eine bundesweite Ausstattung aller Soldatenunterkünfte mit kostenfreien Internetzugängen nicht von heute auf morgen zu realisieren ist, musste inzwischen auch die Ministerin einsehen. Seit ihrer Zusagen sind nun schon fünf Jahre vergangen, das Zwischenergebnis ist mehr als bescheiden.
Von der Leyens verantwortlicher Bereich im Ministerium hat bereits im vergangenen Jahr übergroße Erwartungen an das Projekt gedämpft. Statt „Internetzugang überall und schnell“ hieß es am 24. September 2018 in einem Onlinebeitrag des BMVg (Autor P I/1): „Wo immer technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar, wird es in Unterkünften für unterkunftspflichtige […] Soldaten einen Zugang zum Internet geben.“
Die Abteilung „Personal“ erklärte zudem: „Zur Umsetzung wurden hierzu im Rahmen der Agenda ,Attraktivität‘ die notwendigen Projekte initiiert. Die kontinuierliche Fortführung ist jeweils in einem entsprechenden Arbeits- und Zeitplan festgeschrieben.“
Trotz des „entsprechenden Arbeits- und Zeitplans“ gibt es bislang „nur auf jedem dritten Bundeswehr-Grundstück, das mit Unterkünften ausgestattet ist, einen kostenfreien WLAN-Zugang zur privaten Nutzung für Soldaten“. Das jedenfalls berichtet vor einigen Tagen die Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Kostenlose WLAN-Zugänge für Soldaten seien in den Unterkünften nach wie vor eine Ausnahme. Nach Auskunft des Verteidigungsministeriums hätten Ende März lediglich 29 der bundesweit 256 Grundstücke, in denen Soldaten untergebracht sind, einen kostenlosen Internetzugang gehabt. Darüber hinaus, so dpa, gebe es nach Ministeriumsangaben auf rund 50 Geländen lokale Lösungen, die von der Ausstattung eines einzelnen Gebäudes bis hin zur gesamten Liegenschaft variierten.
Wie dpa weiter erfahren haben will, sollen „bis Ende 2020 flächendeckend alle Gebäude, in denen Soldaten untergebracht sind, WLAN-Zugänge zur privaten Nutzung“ anbieten. Dies habe ein Ministeriumssprecher versichert. Den Angaben aus dem Ministerium zufolge „laufen derzeit die Vorarbeiten für die Umsetzung [des Projekts] in diesem und kommenden Jahr“.
Über das Thema der privat nutzbaren kostenfreien Internetzugänge in Unterkünften und Betreuungseinrichtungen der Bundeswehr hatten wir zuletzt im September 2017 berichtet. In einer Pressemitteilung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr war damals sogar von einer Realisierung des Projekts „bis etwa Ende 2022“ die Rede gewesen (siehe hier). Attraktivitätssteigerung im Schneckentempo!
Symbolbild „WLAN-Zugang“ aus dem Bildangebot von Pixabay.
(Foto: Susan Moore/Pixabay License = freie kommerzielle Nutzung, kein Bildnachweis erforderlich)
Kleines Beitragsbild: Symbolfoto „Kostenloser Internetzugang“; gesehen am Flughafen Frankfurt-Hahn.
(Foto: Wesley Fryer/Flickr/unter Lizenz CC BY 2.0 – vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)