Berlin/Dehmkerbrock/Pristina (Kosovo). Am heutigen Montag (1. Juli) gegen 14 Uhr ist im niedersächsischen Landkreis Hameln-Pyrmont ein Schulungshubschrauber des deutschen Heeres vom Typ EC135 abgestürzt. Das Unglück ereignete sich rund 25 Kilometer westlich von Hameln nahe der Ortschaft Aerzen-Dehmkerbrock. Bei dem Absturz kam die Pilotin ums Leben. Das zweite Besatzungsmitglied wurde schwer verletzt und befindet sich nach Angaben des Heeres in medizinischer Behandlung. Mit einer weiteren Unglücksnachricht war die Bundeswehr bereits heute Morgen konfrontiert worden: in Pristina im Kosovo war ein Soldat des Deutschen Einsatzkontingents KFOR (Kosovo Force) leblos in seiner Einsatzunterkunft aufgefunden worden. Der Truppenarzt hatte nur noch den Tod feststellen können.
Nach derzeitigem Stand der Untersuchung in Pristina geht die Bundeswehr „von einer natürlichen Todesursache“ aus. Dies bestätigte auch ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam gegenüber dem bundeswehr-journal. Die Angehörigen des Verstorbenen seien informiert worden, hieß es dort.
Der Deutsche Bundestag hatte erst am vergangenen Freitag (28. Juni) in namentlicher Abstimmung einen entsprechenden Antrag der Bundesregierung angenommen und die Beteiligung der Bundeswehr an der internationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo (KFOR) um ein Jahr verlängert. Die Mandatsobergrenze wurde allerdings dabei von 800 auf jetzt 400 Soldaten reduziert.
Der Absturz des Schulungshubschraubers EC135 des Internationalen Hubschrauberausbildungszentrums Bückeburg ereignete sich gegen 14 Uhr auf einem Weiterbildungsflug. Die Soldatin, die bei dem Unfall ums Leben kam, ist 25 Jahre alt. Das zweite Besatzungsmitglied, das sich jetzt in ärztlicher Obhut befindet, ist 26 Jahre alt.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, zeigten sich am Unglücksort sehr betroffen. Beide übermittelten den Angehörigen der toten Pilotin ihre tiefe Anteilnahme. Von der Leyen erklärte vor Medienvertretern, dass beide Piloten der abgestürzten EC135 eine umfassende Ausbildung auf diesem Hubschraubertyp durchlaufen und beide bislang je rund 450 Flugstunden absolviert hätten. Der Soldat und die Soldatin, beide Luftfahrzeugführer, hätten sich in der Weiterbildung zum Fluglehrer befunden.
Derzeit liegen noch keine Erkenntnisse über die Absturzursache vor. Eine Expertengruppe unter der Leitung des Generals Flugsicherheit in der Bundeswehr wird den Unfallhergang ermitteln.
In einem Bundeswehr-Pressestatement heißt es: „Die Kameradinnen und Kameraden des Heeres trauern mit den Familienangehörigen des Todesopfers und wünschen dem Verletzten eine schnelle sowie vollständige Genesung.“ Erst vor wenigen Tagen, am 24. Juni, hatte die deutsche Luftwaffe bei einem Zusammenstoß zweier Eurofighter-Kampfflugzeuge über dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte einen Soldaten verloren (wir berichteten). Den Piloten einer der beiden abgestürzten Maschine hatte man nahe der Gemeinde Nossentiner Hütte nur noch tot bergen können. Der Pilot der zweiten Maschine überlebte mit leichten Verletzungen und hat das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen.
Der Helikopter vom Typ EC135 ist ein bei den Heeresfliegern bewährtes Luftfahrzeugmodell mit mehr als 100.000 Flugstunden. Mit dem Schulungsvariante des EC135 lernen Flugschüler in der Grundausbildung für Hubschrauberführer innerhalb von zwölf Monaten nicht nur, ihre Maschine nach Sichtflugregeln zu beherrschen. Sie erhalten auch die Qualifikation für den Instrumentenflug und den Sensorflug im Nachttiefflug.
Der EC135 verfügt über zwei Triebwerke, ein digitales Cockpit, Autopilot und ein Flug-Management-System (FMS) – ein Computersystem, das In-Flight-Aufgaben automatisiert.
Auch der Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters reagierte bereits auf das Unglück. In einem am späten Montagnachmittag (1. Juli) veröffentlichten Statement des Unternehmens heißt es: „Mit tiefer Bestürzung hat Airbus Helicopters die Nachricht über den Absturz eines Schulungshubschraubers von Typ EC135 der Bundeswehr zur Kenntnis genommen. Wir stehen bereit, die Behörden zu unterstützen und können derzeit darüber hinaus keine Stellung nehmen.“
600 Bundeswehrangehörige und Gäste haben sich am Donnerstag dieser Woche (11. Juli) in einer Trauerfeier am Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum Bückeburg von der verunglückten Pilotin verabschiedet. Der Kommandeur des Zentrums, Brigadegeneral Ulrich Ott, würdigte den Einsatz der jungen Frau. Die Gedenkveranstaltung war auf Wunsch der Familie nicht öffentlich.
Brigadegeneral Ott sprach in seiner Rede über das herausragende fliegerische Talent der verunglückten Soldatin und erinnerte an ihre Begeisterung und Freude, mit der sie die anspruchsvolle Aufgabe als Pilotin wahrgenommen hatte. Mit dem Lied „Der gute Kamerad“ nahmen die angetretenen Soldaten, die Eltern und Angehörigen sowie Vertreter des Landkreises und der Politik Abschied.
Die genaue Unglücksursache des Hubschrauberunglücks vom 1. Juli wird derzeit noch durch den General Flugsicherheit ermittelt.
Unser Bildmaterial:
1. Ausbildung zum Hubschrauberfluglehrer: Piloten trainieren mit dem Schulungshubschrauber EC135 in Bückeburg am Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum Starts und Landungen.
(Foto: Christian Vierfuß/Bundeswehr)
2. Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte am 1. Juni 2019 an der Hubschrauber-Absturzstelle bei Dehmkerbrock.
(Foto: Polizei Hameln)
3. Unsere Infografik zeigt die Absturzstelle des Helikopters bei Dehmkerbrock im Landkreis Hameln-Pyrmont.
(Infografik © Christian Dewitz/mediakompakt 07.19)
4. Die Bundeswehr verabschiedet sich von der am 1. Juli 2019 tödlich verunglückten Hubschrauberpilotin.
(Foto: Jacqueline Faller/Presse- und Informationszentrum des Heeres)
Kleines Beitragsbild: Gibt uns diese Aufnahme einen Hinweis auf eine mögliche Ursache des EC135-Absturzes vom 1. Juli 2019? In der Bildbeschreibung der Bundeswehr heißt es über dieses Foto vom 1. April 2019: „Piloten trainieren mit dem Schulungshubschrauber EC135 den Tiefflug im Rahmen der Ausbildung zum Hubschrauberfluglehrer im Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg.“
(Foto: Christian Vierfuß/Bundeswehr)