Berlin. Die Ausgaben der Bundeswehr für die Nachwuchswerbung sind seit Jahren unverändert hoch. Die Gesamtausgaben dafür beliefen sich im vergangenen Jahr auf 34,48 Millionen Euro. Im Jahr davor – 2017 – wurden 35,2 Millionen Euro ausgegeben. 2016 waren es 34,08 Millionen Euro gewesen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung beziehungsweise des Verteidigungsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor. Angefragt hatten die Abgeordneten Gökay Akbulut, André Hahn und Ulla Jelpke.
Wie die Bundesregierung deutlich machte, war und ist die Erhöhung des Haushaltstitels eine notwendige Konsequenz aus der Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht zum 1. Juli 2011. Danach wurden die Haushaltsmittel für die Nachwuchswerbung im Jahr 2012 von 16 Millionen Euro auf 29 Millionen Euro erhöht, um – so die Regierung – „zur Erhaltung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr den durch die Aussetzung der Wehrpflicht gestiegenen, personalwerblichen Herausforderungen begegnen zu können“.
Für das vergangene Jahr waren 34,70 Millionen Euro für die Nachwuchswerbung bereitgestellt worden (verausgabt 34,48 Millionen Euro). Dies entspricht einer Steigerung von weniger als 20 Prozent des Haushaltstitels seit der Wehrpflicht-Aussetzung.
Die Ausgaben für Bundeswehr-Nachwuchswerbung verteilen sich auf die Bereiche Personalwerbung, Truppenbesuche, Jugendmarketing, Messen und Veranstaltungen, Online-Marketing und Give-aways. Im Jahr 2018 wurden für die personalwerblichen Maßnahmen Haushaltsmittel in Höhe von 22,31 Millionen Euro eingesetzt.
Durch die genutzten Werbeformate beziehungsweise Werbeträger (Print, Radio, TV, Kino, Internet, Außenwerbung und Ambient-Marketing) erzielte die Bundeswehr nach Angaben ihrer Experten im vergangenen Jahr rund 3,25 Milliarden Werbekontakte, davon etwa 1,45 Milliarden in der Zielgruppe der 17- bis 35-Jährigen.
Noch ein paar interessante Zahlen der Bundesregierung zu den Werbemaßnahmen der Truppe im Vorjahr: 2018 hat die Personalgewinnungsorganisation der Bundeswehr im Rahmen der Personalwerbung an 2174 Messen, Ausstellungen und ähnlichen Veranstaltungen teilgenommen, die von mehr als 15 Millionen Menschen besucht wurden.
Der „Karrieretreff“ der Bundeswehr nahm 2018 an insgesamt 15 Veranstaltungen teil, zu denen rund 6,4 Millionen Besucher kamen.
Für den „Tag der Bundeswehr“ wurden im vergangenen Jahr Ausgaben in Höhe von 5,77 Millionen Euro aufgewendet, insgesamt wurden 218.482 Besucher gezählt.
Im Jahr 2018 wurden auf dem Internetauftritt www.bundeswehrentdecken.de – vormals treff.bundeswehr.de – rund 2,6 Millionen Page Impressions (Seitenaufrufe) und rund 58 Millionen Page Impressions auf der Internetseite www.bundeswehrkarriere.de registriert.
Die Innenexpertin der Linken, Ulla Jelpke, kritisierte die Werbemaßnahmen der Bundeswehr heftig. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) beklagte sie: „Die Bundeswehr betreibt eine gezielte Militarisierung der Gesellschaft.“ Zudem suggeriere die Truppe mit ihren Kampagnen, Soldat sei ein Job wie jeder andere. Jelpke: „Das ist schlicht und einfach verantwortungslos und verharmlost letztlich die Schrecken von Krieg und Gewalt“.
Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Henning Otte verteidigte die Nachwuchswerbung. Der Unionspolitiker argumentierte im Gespräch mit der NOZ: „Angesichts der veränderten Sicherheitslage ist es noch wichtiger, das richtige Personal in ausreichender Zahl für die Bundeswehr zu gewinnen.“ Dazu gehöre auch die Anwerbung junger Leute. Dies gelte besonders in Zeiten, in denen die Allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt und die Bundeswehr eine Freiwilligenarmee sei (siehe auch hier).
Das Symbolfoto zeigt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gemeinsam mit Rekruten am 23. Mai 2019 beim Feierlichen Gelöbnis vor dem Hambacher Schloss. Das Gelöbnis fand hier statt anlässlich des 70. Jahrestages der Verkündung des Grundgesetzes.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Motiv aus der Personalwerbung der Bundeswehr.
(Bild: Bundeswehr; Bildmontage mediakompakt)