menu +

Nachrichten



Hamburg. 2. April 2010: Mehr als acht Stunden lang liefern sich in Nordafghanistan an diesem Freitag Fallschirmjäger aus dem niedersächsischen Seedorf ein Gefecht mit Kämpfern der Taliban. Drei deutsche Soldaten sterben, acht werden verletzt. Bis heute ist es das wohl schwerste Gefecht in der Geschichte der Bundeswehr: der „Schwarze Karfreitag“. Eine neue Radio- und Podcastserie von NDR Info erinnert an das Gefecht nahe der Ortschaft Isa Khel in der Provinz Kunduz und an die Langzeitfolgen.

Wenige Tage nach diesem 2. April 2010, an dem Hauptfeldwebel Nils Bruns (35 Jahre), Stabsgefreiter Robert Hartert (25) und Hauptgefreiter Martin Augustyniak (28) ihr Leben ließen, spricht die Bundesregierung erstmals von Krieg. Diesen Begriff hatten die politisch Verantwortlichen in Deutschland mehr als acht Jahre lang – seit Beginn des Afghanistaneinsatzes – tunlichst vermieden.

Kämpfen und Töten, Verwundung und Sterben gehören nun seit dem „Schwarzen Karfreitag“ endgültig zum Bild der Bundeswehr in der Öffentlichkeit. In nur zwei Jahrzehnten haben sich die deutschen Streitkräfte grundlegend gewandelt: von einer Verteidigungsarmee zur Einsatzarmee.

Den tiefgreifenden Wandel der deutschen Streitkräfte neu betrachtet

Ausgehend vom Karfreitagsgefecht 2010 will „Killed in Action – Deutschland im Krieg“, die neue Radio- und Podcastserie von NDR Info, jetzt diesen Umbruch nachzeichnen. Im Mittelpunkt stehen die Schicksale von drei Soldaten, deren Leben der 2. April 2010 komplett verändert hat.

Dazu Claudia Spiewak, NDR-Chefredakteurin „Hörfunk“ und Programmchefin von NDR Info: „Mit diesem Projekt gehen wir einen scheinbar vertrauten Stoff auf neue Weise an – wir schauen hinter den tiefgreifenden Wandel der Bundeswehr, in serieller Erzählung für Podcast und Radio sowie kompakt in Szene gesetzt als künstlerisches Feature.“

Facettenreiches Bild der Beziehungen der Deutschen zu ihrer Armee

In sechs Podcast-Folgen schildern die NDR Info-Reporter und ehemaligen Auslandskorrespondenten Christoph Heinzle und Kai Küstner die tiefreichende Veränderung der Bundeswehr. Sie stellen die Frage, was die Afghanistan-Erfahrung für künftige Auslandseinsätze bedeutet.

Ausführlich zu Wort kommen drei am Karfreitagsgefecht beteiligte Soldaten sowie deren Angehörige. Auch die ehemalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihre Vorgänger Franz Josef Jung und Karl-Theodor zu Guttenberg werden sich äußern. Zu Guttenberg nimmt in der Serie übrigens erstmals umfassend Stellung zu seiner Zeit als Minister seit seinem Rücktritt 2011.

Aktueller Anlass und Thema in zwei der sechs Folgen ist der zehnte Jahrestag der von Oberst Georg Klein (heute Brigadegeneral) befohlenen Bombardierung zweier Tanklaster, die nahe Kunduz von Taliban entführt worden waren – am 4. September 2009.

Heinzle und Küstner, beide zwischen 2003 und 2013 Korrespondent in Afghanistan, verweben eigene Erinnerungen und Einschätzungen mit der Sicht ihrer Interviewpartner. Sie zeigen dabei ein emotionales und facettenreiches Bild der Beziehung der Deutschen zu ihrer Armee. Am Ende wird die Frage stehen: „Wie sehen Auftrag und Selbstverständnis der Bundeswehr in der Zukunft aus?“


Randnotiz                                  

„Killed in Action – Deutschland im Krieg“, eine Radio- und Podcastserie von NDR Info. Das Medienprojekt ist eine Gemeinschaftsproduktion des Reporterpools – der investigativen Rechercheredaktion des Radiosenders NDR Info – sowie der Abteilung „NDR-Radiokunst“, in der Features und Hörspiele entstehen. Autoren von Podcast-Reihe, Radioserie und Feature sind Christoph Heinzle und Kai Küstner. Die Redaktion hatten Ulrike Toma und Thilo Guschas. Regie: Nikolai von Koslowski.
Alle Podcast-Folgen sind ab dem 30. August (Freitag) in der ARD-Audiothek abrufbar. Zusätzlich zum Podcast sendet NDR Info im Radio:
eine vierteilige Serie in der Sendung „Das Forum“ vom 2. September (Montag) bis 5. September (Donnerstag), Beginn jeweils um 20:30 Uhr;
ein einstündiges Feature am 1. September (Sonntag) um 11:05 Uhr sowie um 15:05 Uhr;
eine Sonderausgabe von „Streitkräfte und Strategien“ am 31. August (Samstag) um 19:20 Uhr.
Die Radiosendungen sind im Anschluss in der ARD-Audiothek ebenfalls verfügbar. Alle Angaben ohne Gewähr.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Gedenkstein in der Fallschirmjäger-Kaserne Seedorf für die gefallenen Kameraden des Gefechts bei Isa Khel.
(Foto: nr)

2. Die Toten des 2. April 2010: Hauptfeldwebel Nils Bruns, Hauptgefreiter Martin Augustyniak und Stabsgefreiter Robert Hartert (von links). Am „Schwarzen Karfreitag“ wurden zudem sechs Soldaten der afghanischen Armee in ihren zivilen Fahrzeugen durch Beschuss eines Schützenpanzers Marder der Reservekompanie getötet. Die Afghanen hatten Haltesignale der deutschen Soldaten, die mit einem weiteren Angriff durch Aufständische rechneten, ignoriert.
(Foto: nr; Bildmontage mediakompakt)

Kleines Beitragsbild: 25. September 2010, rund ein halbes Jahr nach dem „Schwarzen Karfreitag“ von Isa Khel – Scharfschütze der Bundeswehr mit dem halbautomatischen Präzisionsgewehr G82 feuert aus einer Stellung in Nordafghanistan.
(Foto: Walter Wayman/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN