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Berlin/Hamburg. Die Unternehmensberatung McKinsey & Company hat mit Projekten bei der Bundeswehr einen deutlich höheren Umsatz gemacht als bislang bekannt. Wie das Wirtschaftsmagazin Capital (Onlineausgabe) jetzt unter Berufung auf Zahlen des Verteidigungsministeriums berichtete, erhielten McKinsey und eine Tochterfirma allein bei drei Projekten, an denen sie als Unterauftragnehmer des Rüstungsdienstleisters IABG beteiligt waren, in der Zeit von 2015 bis 2018 insgesamt rund 7,5 Millionen Euro. Diese Details gehen aus einem Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundesministerin der Verteidigung Thomas Silberhorn an den Bundestag hervor. Am 14. März hatte Silberhorn zudem in der Sache eine Schriftliche Frage des FDP-Bundestagsabgeordneten Marcus Faber beantwortet.

Faber hatte von der Bundesregierung wissen wollen: „Bei welchen konkreten Aufträgen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) hat der Auftragnehmer Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH Ottobrunn (IABG) in den Jahren 2015 bis 2018 die Beratungsfirma McKinsey & Company oder Tochterfirmen der Beratungsfirma McKinsey & Company als Unterauftragnehmer oder in anderer Form als Partner beteiligt, und auf welche Beträge beliefen sich die jeweiligen Aufträge an die IABG?“

Silberhorn musste in seinem Antwortschreiben an Faber zunächst einräumen, dass „im zur Verfügung stehenden Zeitrahmen […] keine umfassende Erhebung der im Geschäftsbereich des BMVg im Zeitraum 2015 bis 2018 geschlossenen Verträge mit der IABG und deren Unterauftragnehmern“ hätte erfolgen könne. Dies sei im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass „die hierzu einschlägige Vorschriftenlage zum 1. November 2018 mit einer Bereichsdienstvorschrift neu geregelt und für den Geschäftsbereich des BMVg harmonisiert“ worden sei.

Nach Auskunft des Staatssekretärs beinhalte die Vorschrift jetzt auch, dass alle Auftragnehmer dem öffentlichen Auftraggeber gegenüber sämtliche Unterauftragnehmer anzeigen müssen (namentlich und unter Angabe des Umfangs, in dem Pflichten weitergereicht werden).

Gleichzeitig sei innerhalb des Geschäftsbereichs des BMVg die Erfassung der Daten (inklusive der Unterauftragnehmer) und die Fachaufsicht über die Vergabe von Beratungs- und Unterstützungsleistungen in einem neuen Referat zentralisiert worden. Silberhorn legte dar: „Sowohl der Aufwuchs des Referats als auch die erforderliche elektronische Erfassung über das IT-System SASPF befinden sich noch in der Umsetzung. Gleiches gilt für die neu eingerichtete zentrale Vergabestelle für Beratungs- und Unterstützungsleistungen.“

IABG, Subauftragnehmer McKinsey und Spezialberatung Lumics

Im Schreiben des Staatssekretärs an den Deutschen Bundestag werden – so berichtete das Wirtschaftsmagazin Capital – drei Projekte aufgeführt, bei denen der Dienstleister IABG die Consultingfirma oder das McKinsey-Joint-Venture Lumics als Unterauftragnehmer eingeschaltet habe. Dabei handele es sich um ein Projekt zur geplanten europäischen Drohne, ein Projekt „Task Force Drehflügler“ sowie ein Projekt zum neuen Marinehubschrauber Sea Lion.

Das Gesamtvolumen dieser Aufträge an die IABG habe bei rund 20 Millionen Euro gelegen, berichtete Capital weiter. Zwischen 2015 und 2018 seien davon etwa 7,5 Millionen Euro weiter an die Subauftragnehmer McKinsey und Lumics geflossen. An der Spezialberatung Lumics halten McKinsey und das Unternehmen Lufthansa Technik je 50 Prozent. Lumics war nach eigenen Angaben als Unterauftragnehmer an der „Task Force Drehflügler“ beteiligt (Anm.: Die Lumics GmbH & Co. KG bezeichnet sich auf ihrer Firmenwebsite als „ein innovatives Beratungsunternehmen, das 2013 als Joint Venture von Lufthansa Technik und McKinsey & Company gegründet wurde“. Weiter heißt es dort: „Funktional liegt der Schwerpunkt von Lumics in Wartungs-, Reparatur- sowie Überholungsprozessen. Allgemeiner gesprochen: Überall dort in Produktion und Administration, wo vermeintliche ,Unplanbarkeit‘ und Überraschung zum Alltag gehören.“).

Betriebsgeheimnisse und Verschwiegenheitspflichten

Laut Capital wollte McKinsey keinerlei Angaben zum Gesamtumsatz mit Aufträgen und Unteraufträgen bei der Bundeswehr machen. Ein Sprecher habe auf frühere Aussagen des Verteidigungsministeriums, wonach rund fünf Prozent des Beratungsbudgets des Wehrressorts an McKinsey gegangen seien, verwiesen. Der Unternehmenssprecher habe gegenüber dem Magazin zudem erklärt: „Wir zählen nicht zu den führenden Beratern des Ministeriums.“ Die Arbeit in Konsortien und Unterbeauftragungsverhältnissen sei „gerade im öffentlichen Sektor üblich und vom Auftraggeber gewollt“, um „die Abhängigkeit von einem Anbieter zu vermeiden und eine breite Expertise sicherzustellen“.

Das Verteidigungsministerium habe zu den konkreten Projekten und Auftragsvolumina unter Verweis auf Betriebsgeheimnisse der beteiligten Unternehmen ebenfalls keine Stellung beziehen wollen, bedauert Capital. Auch die IABG habe sich zu Fragen hinsichtlich ihrer Geschäftsbeziehungen mit McKinsey unter Verweis auf Verschwiegenheitspflichten im Bereich der Verteidigung ebenfalls nicht weiter äußern wollen.

Das Wirtschaftsmagazin erinnert in seinem Beitrag abschließend daran: „Bundeswehraufträge an McKinsey galten als politisch sensibel, nachdem Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Mitte 2014 die McKinsey-Partnerin Katrin Suder als Rüstungsstaatssekretärin ins Wehrressort geholt hatte. Derzeit beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestages mit der Vergabepraxis und der Rolle externer Berater in von der Leyens Ministerium.“


Unser Bildmaterial zeigt den Schriftzug der weltweit agierenden Unternehmensberatung McKinsey & Company.


Kommentare

  1. Dr. - Ing. U. Hensgen | 29. März 2019 um 10:32 Uhr

    Die Beschäftigung von Beratern in Unternehmen und auch bei der Bundeswehr für die ureigensten Aufgaben stellt für mich eine Bankrotterklärung der Führung dar und erfüllt wahrscheinlich in vielen Fällen den Straftatbestand der Veruntreuung.

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