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Potsdam. Am 10. Juni 1999, vor 20 Jahren, endete der Kosovokrieg. Die Beteiligung der Bundeswehr daran im Rahmen der NATO-Operation „Allied Force“ – einem Luftkrieg des Bündnisses gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) – war zugleich der erste Kampfeinsatz deutscher Soldaten nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Operation des Bündnisses fand ohne Mandat der Vereinten Nationen statt. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam und der Reclam-Verlag aus Ditzingen/Stuttgart laden jetzt ein zur Vorstellung des Buches „Der Kosovokrieg 1999“ von Hans-Peter Kriemann. Die Veranstaltung am kommenden Mittwoch (22. Mai) beginnt um 18:30 Uhr.

Wir alle erinnern uns sicherlich noch gut an die Jahre 1989/1990. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Am 12. September 1990 wurde in Moskau der „Zwei-Plus-Vier-Vertrag“ unterzeichnet, der Gesamtdeutschland die volle Souveränität zurückgab. Der globale Ost-West-Konflikt, besser bekannt unter dem Bild „Kalter Krieg“, endete. Als Michail Gorbatschow am 25. Dezember 1991 von seinem Posten als Präsident der Sowjetunion zurücktrat, löste sich auch das einstige rote Weltreich auf.

Die Jahre 1989 und 1990 markieren gleichsam einen welthistorischen Quantensprung ungeahnten Ausmaßes. Abrüstung und Truppenabbau rückten nun auf die Agenda, die Kürzung der Militärausgaben wurde populär unter dem Synonym „Friedensdividende“. Geld, das bis dahin in die Rüstung geflossen war, stand auf einmal für produktive Investitionen aller Art zur Verfügung. Wozu eigentlich überhaupt noch Streitkräfte, so die euphorische Frage vieler Zeitgenossen zu Beginn der 1990er-Jahre.

Als sich die Bundesrepublik an der NATO-Operation „Allied Force“ beteiligte

Von der Weltöffentlichkeit zunächst nur am Rande zur Kenntnis genommen, begannen zu dieser Zeit auch erste Zerfallsprozesse im Vielvölkerstaat Jugoslawien. Die folgende Auflösung Jugoslawiens in seine Teilrepubliken bildete schließlich den Auslöser für den Krieg um sein Erbe.

In der zweiten Phase dieses Konflikts, die am 28. Februar 1998 begann und am 10. Juni 1999 enden sollte, war dann auch Deutschland gefordert. Die NATO hatte entschieden, in die Auseinandersetzungen zwischen der paramilitärischen UÇK (albanisch Ushtria Çlirimtare e Kosovës; selbsternannte „Befreiungsarmee des Kosovo“) und der serbisch-jugoslawischen Armee einzugreifen. Damit wollte das westliche Bündnis die Regierung Slobodan Miloševićs zum Rückzug ihrer Armee aus dem Kosovo zwingen. Ab dem 24. März 1999 griff die NATO in der Operation „Allied Force“ die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) aus der Luft an und setzte dazu zeitweise mehr als 1000 Flugzeuge ein.

Deutschland, das sich – nur wenige Jahre nach der „Ära der Friedensdividende“ – an den Luftschlägen der Allianz gegen Serbien beteiligte, hatte dazu zunächst eine schwerwiegende Entscheidung fällen müssen. Letztendlich hatte sich die damalige rot-grüne Bundesregierung zu dieser militärischen Maßnahme mit dem Hinweis auf serbische Menschenrechtsverletzungen durchringen können. Nicht nur die Zukunft der krisengeschüttelten Balkanregion stand zu jener Zeit auf dem Spiel, sondern auch das internationale (und auch nationale) Ansehen der Bundeswehr sowie das der Bundesrepublik Deutschland in der Welt.

Politische und diplomatische Hintergründe des deutschen Kampfeinsatzes

Oberstleutnant Hans-Peter Kriemann wird bei der Potsdamer Veranstaltung auf die Ereignisse des Jahres 1999 zurückblicken und dabei die politischen wie diplomatischen Hintergründe des deutschen Kampfeinsatzes erläutern. Der Historiker, der 1998 in die Bundeswehr eingetreten war und nach der Ausbildung zum Offizier im Truppendienst in den Jahren 2001 bis 2005 an der Universität der Bundeswehr in Hamburg Geschichte, Pädagogik und Politikwissenschaften studiert hatte, gilt als Kenner der Materie – 2018 promovierte er mit der Studie „Hineingerutscht? Die NATO und Deutschland im Kosovokrieg“.

Am Mittwoch wird Kriemann auch mit Wolfgang Ischinger, dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, und mit Generalmajor Jan Kuebart über die deutsche Beteiligung am Kosovokrieg diskutieren. Ischinger, vormals Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, war einer der zentralen Akteure bei der Lösung des Kosovokonflikts gewesen. Kuebart, seit dem vergangenen Jahr Kommandeur Fliegende Verbände im Luftwaffentruppenkommando in Köln, hatte als Tornado-Pilot am Kosovokrieg teilgenommen.

Die Reihe „Kriege der Moderne“, in der nun auch Kriemanns Buch erscheint, wird herausgegeben vom ZMSBw. Sie stellt die wichtigsten militärischen Konflikte des 19. und 20. Jahrhunderts nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen vor und erläutert ihre geschichtlichen Ursachen und politischen Folgen.


Randnotiz                                  

Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Potsdam und der Philipp Reclam jun. Verlag GmbH Ditzingen/Stuttgart laden ein zur Präsentation des Buches „Der Kosovokrieg 1999“ von Hans-Peter Kriemann aus der Reihe „Kriege der Moderne“. Zeitzeugen berichten und diskutieren an diesem Abend im ZMSBw über die damaligen Ereignisse.
Termin: Mittwoch, 22. Mai 2019 (Beginn 18:30 Uhr).
Ort: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Zeppelinstraße 127/128 (Haus 12), 14471 Potsdam.
Verbindliche Anmeldung noch möglich:
per E-Mail (zmsbwtagungsmanagement@bundeswehr.org)
per Fax (0331-9714507).
Alle Angaben ohne Gewähr.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Bundeswehrsoldaten von der Multinational Battle Group-East, KFOR, bei einer zweitägigen Übung im Mai 2016 nahe Orahovac.
(Foto: Thomas Duval/Multinational Battle Group-East Public Affairs/U.S. Army)

2. Cover des Buches „Der Kosovokrieg 1999“. Das Hintergrundbild vom 14. März 2016 zeigt Prizren, eine Stadt mit mehr als 85.000 Einwohnern im Süden des Kosovo.
(Hintergrundfoto: Sebastian Wilke/Bundeswehr;
Buchcover: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH;
Bildmontage: mediakompakt)

Kleines Beitragsbild: Kräfte der Bundeswehr 1999 im Kosovo.
(Foto: Nick Macdonald/Wikipedia/unter Lizenz CC BY-SA 3.0 –
vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)


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