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Eckernförde/Sint Maarten (St. Martin)/Nassau (Bahamas). Rund 70 Soldaten des in Eckernförde stationierten Seebataillons sind derzeit gemeinsam mit amphibischen Kräften aus den Niederlanden und Marineinfanteristen aus Frankreich an Bord des niederländischen Docklandungsschiffs „Johan de Witt“ (L801) auf dem Weg zu den Bahamas. Ihr Auftrag: Humanitäre Hilfeleistung! Der Inselstaat in der Karibik ist Anfang September durch den Hurrikan „Dorian“, einem Major Hurricane der höchsten Kategorie, schwer getroffen worden. Der tropische Wirbelsturm hat fürchterliche Verwüstungen angerichtet. Zehntausende Menschen sind auf Nothilfe angewiesen.

Die Soldaten der deutschen Marine und ihre knapp 700 niederländischen Kameraden hätten ursprünglich die nächsten Wochen im Seegebiet vor den Niederländischen Karibikinseln (Bonaire, Curaçao, Saba, Sint Eustatius und Sint Maarten) an der Katastrophenübung „Caribbean Coast“ teilnehmen sollen. Dabei wäre es ebenfalls – so das Übungsszenario – um einen Nothilfeeinsatz nach einem verheerenden Wirbelsturm gegangen. Lokale Zeitungen wie der Daily Herald Newspaper St. Maarten hatten im Vorfeld von „Caribbean Coast“ ausführlich über das geplante Manöver vor den Niederländischen Antillen berichtet.

Nachdem die Bahamas über die Caribbean Disaster Emergency Management Agency (CDEMA) – ein Netzwerk unabhängiger Notfallorganisationen der gesamten Karibikregion mit Sitz im Bezirk Saint Michael/Barbados – um internationale Hilfe gebeten hatten, reagierte die niederländische Regierung sofort. Am Donnerstag vergangener Woche teilte das Verteidigungsministerium in Den Haag mit, dass die Nothilfe für die Bahamas stattfinden werde. Zunächst müsse man allerdings in Absprache mit der CDEMA die Details des Einsatzes ausarbeiten.

Hilfsmission wird auf der Karibikinsel St. Martin vorbereitet

Gemeinsam mit der „Johan de Witt“ soll nun auch das hydrografische Vermessungsschiff „Snellius“ (A802) der Königlich Niederländischen Marine ins Krisengebiet aufbrechen. Die „Johan de Witt“ und die „Snellius“ lagen die letzten Tage bereits im Hafen von Sint Maarten auf der Karibikinsel St. Martin (der südliche Teil der Insel gehört zum französischen Überseegebiet Saint-Martin). In Sint Maarten werden jetzt die logistischen Vorbereitungen für die Bahamas-Hilfe getroffen. Die beiden Schiffe sollen mit den Rettungskräften voraussichtlich am kommenden Mittwoch (11. September) im Katastrophengebiet eintreffen.

Wie der Presse- und Informationsstab des Verteidigungsministeriums am Freitag (6. September) mitteilte, sollen die deutschen Soldaten die Niederländer und Franzosen bei der Hilfe für die betroffenen Bewohner direkt vor Ort unterstützen. Dies habe der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, entschieden. Weiter heißt es in der Presseerklärung aus dem Ministerium: „Das Hauptaugenmerk der Hilfeleistung liegt auf der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Medikamenten sowie der Herstellung eines Lagebildes bezüglich entstandener Schäden an der Infrastruktur. Der Einsatz unser Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der Hilfeleistung ist nicht mandatierungspflichtig.“ Am Freitag wurden auch die Obleute des Verteidigungsausschusses über das Vorhaben informiert.

In einem Twitter-Beitrag begründete General Zorn später dann noch einmal die deutsche Beteiligung an der humanitären Mission in der Karibik: „Die Bundeswehr hilft, wenn sie gebraucht wird. Wenige Seemeilen entfernt von einer geplanten Übung mit unseren Kameraden der Königlich Niederländischen Marine sind die Bürger der Bahamas in Not. Im Sinne unser tiefen Zusammenarbeit leisten wir schnell humanitäre Hilfe.“

Historische Sturmböen und Wasserfluten ungeahnten Ausmaßes

Der Hurrikan „Dorian“ hat mit seinem lange andauernden Starkregen und heftigen Wind schwere Schäden insbesondere auf den nordwestlichen Inseln der Bahamas Abaco und Grand Bahama angerichtet. In den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes wird gewarnt: „Es kommt [auf Abaco und Grand Bahama] zu erheblichen Beeinträchtigungen in der Strom- und Wasserversorgung, der Telekommunikation und auch der medizinischen und Notfallversorgung. Die Wiederherstellung der Infrastruktur wird andauern.“

Letzten Berichten der Vereinten Nationen zufolge haben die „historischen Sturmböen und Wasserfluten ungeahnten Ausmaßes“ 43 Menschen das Leben gekostet – 35 starben auf Abaco, acht auf Grand Bahama. Die Behörden rechnen damit, dass die Zahl der Todesopfer noch weiter steigen wird. Tausende Personen werden immer noch vermisst, darunter viele Kinder.

Wie UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, berichtet, war „Dorian“ der stärkste Hurrikan, den die Einheimischen je erlebt hätten. „Die Verwüstung ist verheerend – rund 13.000 Häuser wurden zerstört, etwa 70.000 Menschen, darunter 17.000 Kinder, benötigen dringend Hilfe“, so UNICEF

Der Meteorologe und Fernsehmoderator Karsten Schwanke zog nach dem Abzug des Wirbelsturms mit Blick auf die Zukunft ein alarmierendes Fazit: „Hurrikan ,Dorian‘ hat alleine mehr Energie umgesetzt als manche Hurrikan-Saison in der Vergangenheit. Das ist Klimawandel. Höhere Temperatur führt zu mehr Energie in den Ozeanen, dies zu mehr Wasserdampf und dadurch letztendlich mehr Energie in der Atmosphäre.“


Zu unserer Bildfolge:
1. Die Luftaufnahme der US-Küstenwache vom 2. September 2019 zeigt die schweren Verwüstungen, die Hurrikan „Dorian“ vor allem auf den nördlichen Bahamas angerichtet hat. Der Sturm wütete drei Tage, Windböen erreichten Geschwindigkeiten von bis zu 350 Stundenkilometern.
(Foto: Coast Guard Air Station Clearwater)

2. Unsere Infografik zeigt das Hurrikan-Gebiet über den Bahamas. Rechts neben der Karte eine Satellitenaufnahme der NASA mit dem Wirbelsturm „Dorian“ am 1. September 2019.
(Bild: NASA/Datei public domain = gemeinfrei/Quelle https://worldview.earthdata.nasa.gov/;
Infografik © Christian Dewitz/mediakompakt 09.19; Bildmontage mediakompakt)

3. Zerstörungen auf Abaco Island; die Aufnahme stammt vom 6. September 2019.
(Foto: Manuel Moreno Gonzalez/UNICEF)

4. und 5. Soldaten des Seebataillons aus Eckernförde gehen an Bord des niederländischen Docklandungsschiffs „Johan de Witt“.
(Fotos: Deutsche Marine)

6. Die „Johan de Witt“ am 23. Oktober 2015 während der NATO-Übung „Trident Juncture 2015“.
(Foto: David Benham/U.S. Navy, Allied Joint Force Command Brunssum)


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