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Berlin. Eine etwas gewöhnungsbedürftige Frage zum Segelschulschiff „Gorch Fock“ hatte am Mittwoch dieser Woche (15. Mai) die Bundestagsabgeordnete Canan Bayram. Beim Tagesordnungspunkt „Befragung der Bundesregierung“ dieser 100. Parlamentssitzung wollte die Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen wissen, „welche militärischen Auseinandersetzungen die Bundesregierung künftig mit ihrem Marineschulschiff noch bestreiten“ will. Dabei verwies Bayram auf die Erhaltungskosten für die „Gorch Fock“, die – wie inzwischen hinlänglich bekannt – von ursprünglich eingeplanten 9,6 Millionen Euro auf mittlerweile mindestens 135 Millionen Euro“ gestiegen sind.

Bayram wollte auch wissen, „welche kostengünstigeren zeitgemäßen (zum Beispiel virtuellen) Alternativen, um Marineoffiziersanwärter ohne Hightech navigieren zu lehren sowie ihnen Teambuilding beizubringen“, die Bundesregierung mittlerweile habe ermitteln können.

Den Fragenkomplex beantwortete Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung.

Nur Handwaffen zur Selbstverteidigung in See und im Hafen

Silberhorns Ausführungen zufolge sei und bleibe das Segelschulschiff „Gorch Fock“ im Anschluss an die theoretische Ausbildung der Soldaten „ein Ausbildungsmittel zur Durchführung eines wesentlichen Teils der praktischen seemännischen Basisausbildung für Offiziersanwärterinnen und -anwärter der Marine“. Im Rahmen des theoretischen Ausbildungsanteils nutze die Teilstreitkraft „naturgemäß Möglichkeiten der Virtualisierung sowie der computerunterstützten Ausbildung“, so der Staatssekretär weiter.

Die „Gorch Fock“ werde neben dieser zentralen Aufgabe in weiterer Funktion zu Repräsentationszwecken der Bundesrepublik Deutschland eingesetzt. Silberhorn erklärte zudem: „Das Schiff verfügt daher ausschließlich über Handwaffen zur Selbstverteidigung in See – beispielsweise gegen Piraterie – und im Hafen. In militärischen Auseinandersetzungen wird die ,Gorch Fock‘ nicht eingesetzt.“

Inzwischen zahlreiche Ausbildungsalternativen geprüft

Wie der Staatssekretär danach erläuterte, seien im Vorfeld der ersten Entscheidung zur Fortsetzung der Instandsetzungsmaßnahmen an der Dreimastbark „zahlreiche Alternativen zur dauerhaften Sicherstellung der seemännischen Basisausbildung untersucht“ worden. Diese hätten jedoch – entsprechend des konzeptionellen Grundgerüstes zur Ausbildung des Führungsnachwuchses der Marine auf einem Segelschulschiff – „zu keinem Zeitpunkt den vollständigen Ersatz des auf der ,Gorch Fock‘ stattfindenden Teils der seemännischen Basisausbildung zum Ziel“ gehabt.

Silberhorn beendete seinen Beitrag im Parlament mit einem Grundsatzstatement (der deutschen Marine?) zur „Gorch Fock“. Er sagte: „Die Vermittlung der notwendigen Kompetenzen des Marine-Führungsnachwuchses bedarf weit mehr der praktischen Erfahrung denn der Theorie. Das persönliche Erleben in konkreten, praxisorientierten Situationen und in den unterschiedlichsten Rollen – als Teamplayer wie als Teamleader, als Untergebener wie als Vorgesetzter – schafft insbesondere im maritim geprägten Berufsumfeld bleibendes Verständnis und Handlungssicherheit.“ Klingt doch arg nach Bundeswehr-Nachwuchswerbung …


Zu unseren zwei Aufnahmen:
1. Offiziersanwärter der deutschen Marine bei der Segelvorausbildung „Gorch Fock“.
(Foto: Jelena Wiedbrauk/Presse- und Informationszentrum Marine)

2. Die Rechtsanwältin Canan Bayram wurde im September 2017 im Bundestagswahlkreis 83 (Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg Ost) direkt in den 19. Deutschen Bundestag gewählt. Sie ist damit die einzige Bundestagsabgeordnete ihrer Partei Bündnis 90/Die Grünen, die aktuell ein Direktmandat innehat. Bayram ist unter anderem Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses.
(Bild: Bündnis 90/Die Grünen)

Kleines Beitragsbild: Heckansicht des Segelschulschiffs „Gorch Fock“.
(Foto: nr)


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