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Ouagadougou (Burkina Faso)/Stuttgart. Etliche Staaten Afrikas stehen militärisch vor großen Herausforderungen, so auch Burkina Faso. Das westafrikanische Land ist Teil der Anti-Terror-Allianz „G5-Sahel“, der auch Mali, Mauretanien, Niger und Tschad angehören. 2017 beschlossen diese fünf Sahel-Kernstaaten eine gemeinsame Eingreiftruppe, um Extremisten, kriminelle Banden und Schleuser in der riesigen Sahelregion bekämpfen zu können. Die Spezialeinheit („Force Conjointe“) soll einmal aus insgesamt 5000 Soldaten und Polizisten bestehen.

Das United States Africa Command (USAFRICOM), sechstes und jüngstes militärisches Regionalkommando der US-Streitkräfte mit Sitz in Stuttgart-Möhringen, hat auch in diesem Jahr wieder für die Region und speziell für die „G5“-Truppe mit „Flintlock“ die „größte Übung von Spezialkräften unter Verantwortung von AFRICOM“ organisiert. An „Flintlock 2019“ in Burkina Faso nahmen rund 2000 Militärangehörige und Sicherheitskräfte aus mehr als 30 afrikanischen Ländern und westlichen Partnernationen teil. Nach Auskunft des Regionalkommandos in Stuttgart war auch die Bundeswehr mit „einer Handvoll Soldaten“ vertreten. Es dürfte sich, wie im Jahr zuvor, um Angehörige des Kommandos Spezialkräfte (KSK) gehandelt haben. „Flintlock 2019“ fand im Zeitraum 18. Februar bis 1. März statt.

Die „Flintlock“-Übungsreihe hat ihre Ursprünge im Kalten Krieg. Damals, Ende der 1960er-Jahre, trainierten die USA in Europa unter anderem bei „Flintlock“ ihre Verbündeten „für die unkonventionelle Kriegführung in der Bundesrepublik Deutschland“. Ende der 1980er-Jahre wechselte die Übungsreihe der Amerikaner dann nach Afrika. Ab dem Jahr 2005 wurde „Flintlock“ schließlich zu dem Manöver, wie es heute praktiziert wird: konzentriert auf die Sahelzone und darauf ausgerichtet, die Anti-Terror-Fähigkeiten der teilnehmenden afrikanischen Nationen auszubauen.

Beratung und Unterstützung auf der operativen Ebene

„Flintlock 2019“ baut auf den Erfolgen der Vorjahresübung (siehe hier) auf, indem es nun die Schwerpunkte der Ausbildung und des Trainings auf die Beratung und Unterstützung auf operativer Ebene legt. Dazu wurde in Burkina Faso in einem Feldlager, in Camp Zagré, eigens ein multinationales Hauptquartier eingerichtet, von dem aus insgesamt vier taktische Einheiten an verschiedenen Orten in Burkina Faso und in Mauretanien geführt werden konnten.

Anhand des diesjährigen Übungsdrehbuchs sollten die afrikanischen Teilnehmer vor allem lernen – so erklärt es Generalmajor J. Marcus Hicks, Befehlshaber des United States Special Operations Command Aurica (SOCAFRICA) – „kohärente Strategien und Kampagnen zu entwickeln, um sicherzustellen, dass jede taktische Einheiten auf dem Vorgehen der anderen aufbauen kann und so mangelhaft aufeinander abgestimmten Operationen unterbleiben“. Hicks begründet dies: „Ein Grundprinzip jeder erfolgreichen militärischen Operation ist es, dass die daran beteiligten Kräfte unbedingt perfekt zusammenwirken. Besonders wichtig ist dieses fundamentale Prinzip hier in Afrika, wo wir gegen einen rücksichtslosen Feind kämpfen, der keine Grenzen respektiert und keine souveränen Regierungen anerkennt.“ Der US-General schlug den Bogen zur aktuellen Übung: „Wir müssen alle zusammenarbeiten, um diesen Feind – Boko Haram, al-Qaida oder IS – zu besiegen. Ich bin zuversichtlich, dass ,Flintlock‘ uns dabei helfen wird.“

Sieben Bataillone verteilt auf drei Sektoren im Grenzbereich

Die 2017 gegründete Sahel-Allianz, die momentan aus zwölf „Gebern“ besteht, baut auf der Zusammenarbeit zwischen den großen Entwicklungspartnern und den G5-Staaten Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger und Tschad auf.

Die fünf Staatschefs der „G5-Sahel“ hatten ihre grenzüberschreitende gemeinsame Eingreiftruppe offiziell am 2. Juli 2017 in Dienst gestellt. Die gemeinsame Streitmacht wurde danach vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der von Frankreich unterstützten Resolution 2359 dokumentiert und damit legitimiert.

Zu den Aufgaben der gemeinsamen Eingreiftruppe, die auch vom Friedens- und Sicherheitsrat der Afrikanischen Union (Peace and Security Council of the African Union, PDC/AU) gebilligt wurde, gehören die Bekämpfung von Terrorismus sowie grenzüberschreitender organisierter Kriminalität und Menschenhandel im Gebiet der „G5-Sahel“. Das erste Mal kam die Truppe gemeinsam mit den Armeen von Burkina Faso, Mali und Niger im November 2017 zum Einsatz. Voll einsatzfähig soll sie mit ihren rund 5000 Mann über sieben Bataillone auf drei Sektoren verteilt verfügen. Das Einsatzgebiet soll sich über 50 Kilometer auf beiden Seiten der gemeinsamen Grenzen erstrecken. In einem zweiten Schritt ist der Einsatz einer gemeinsamen Sahel-Anti-Terror-Brigade im Norden Malis vorgesehen.

Die politischen Impulse erhält die Eingreiftruppe vom jeweiligen amtierenden G5-Vorsitz (in diesem Jahr ist es Burkina Faso); die strategische Kontrolle liegt in den Händen der Verteidigungsminister der G5-Staaten.

Die Einsätze der gemeinsamen G5-Truppe konzentrieren sich in den Grenzgebieten insbesondere auf drei Zonen: Sektor West/Kommandoposten in Nema (Mauretanien), Sektor Mitte/Kommandoposten in Niamey (Niger) und Sektor Ost/Kommandoposten in N‘Djamena (Tschad). Diese Kommandoposten werden vom Hauptquartier der Truppe in der malischen Hauptstadt Bamako aus koordiniert.

Die Resolution 2391 der Vereinten Nationen vom 8. Dezember 2017 sieht vor, dass die Mali-Mission MINUSMA die gemeinsame Truppe der G5 auf operationeller und logistischer Ebene unterstützt.

Entwicklungspartnerschaft mit den Sahel-Staaten

Bei der Sahel-Allianz handelt es sich weder um eine neuartige Organisation noch um ein Forum zur Beschaffung finanzieller Mittel, sondern um einen Mechanismus, der den Partnern im Hinblick auf eine schnellere und wirkungsvollere Hilfe eine bessere Koordinierung ermöglichen soll. Die Maßnahmen konzentrieren sich auf sechs Kernbereiche:
Gute Regierungsführung;
Innere Sicherheit;
Energie und Klima;
Dezentralisierung/Unterstützung der Bereitstellung von Grunddienstleistungen;
Landwirtschaft/Entwicklung des ländlichen Raums und Ernährungssicherheit;
Bildung und Arbeitsmöglichkeiten für junge Menschen.

Die Sahel-Allianz ist am 13. Juli 2017 auf deutsch-französische Initiative hin ins Leben gerufen worden. Hier kommen die wichtigsten multilateralen und bilateralen Entwicklungspartner der Sahel-Staaten zusammen. Zwölf Länder beziehungsweise Institutionen sind bis jetzt Mitglieder der Allianz: Deutschland und Frankreich, die Europäische Union, die Afrikanische Entwicklungsbank, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen sowie die Weltbank. Hinzu kommen Italien, Luxemburg, die Niederlande, Spanien und das Vereinigte Königreich. Finnland, Norwegen und die USA sind Allianz-Mitglieder mit Beobachterstatus.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Militärpersonal aus der Tschechische Republik bildete bei „Flintlock 2019“ Soldaten aus Mali an Handfeuerwaffen aus. Der Unterricht und das anschließende Schulschießen fanden am 18. Februar 2019 in Loumbila, etwa zwanzig Kilometer von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou entfernt, statt.
(Foto: Peter Seidler/USAFRICOM)

2. Soldaten aus Mauretanien am 22. Februar 2019 bei der „Flintlock“-Übung. Die Aufnahme zeigt sie beim Aufmunitionieren ihres Maschinengewehrs.
(Foto: Steven Lewis/USAFRICOM)

3. Der amerikanische Generalmajor J. Marcus Hicks, der bei AFRICOM das U.S. Special Operations Command Africa (SOCAFRICA) befehligt, am 18. Februar 2019 bei der Eröffnungszeremonie der Übung „Flintlock“ in Burkina Faso. SOCAFRICA ist ein Verbundkommando, das die Sondereinsatzkräfte von AFRICOM in sich vereint und führt. Es ist ebenfalls bei AFRICOM in Stuttgart-Möhringen beheimatet.
(Foto: Evan Parker/USAFRICOM)

4. Abschlussparade bei „Flintlock“ am 1. März 2019 in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou.
(Foto: Evan Parker/USAFRICOM)

Kleines Beitragsbild: Nigerianische Soldaten üben bei „Flintlock“ die Erstürmung eines Hauses. Das Bild wurde am 22. Februar 2019 in Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt von Burkina Faso, aufgenommen.
(Foto: Kyle M. Alvarez/USAFRICOM)


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