Rostock. Ein bedeutender Tag für die deutsche Marine an der Ostseeküste: Am morgigen Mittwoch (23. Januar) soll in der Rostocker Hansekaserne mit einer militärischen Zeremonie die Aufstellung eines ganz besonderen Stabes gefeiert werden. Es handelt sich um den nationalen „German Maritime Forces Staff“ – kurz DEU MARFOR – mit internationalem Anteil, der maritime Operationen an der Nordflanke der NATO planen und führen kann. Die Komponente DEU MARFOR kann zu einem deutlich größeren internationalen Führungsstab aufwachsen, dem Grundstock für ein späteres „Baltic Maritime Component Command“ (BMCC).
Das BMCC soll „der NATO als maritimes Führungskommando für Operationen an der Nordflanke des Bündnisses – aber auch in anderen Regionen – zum Zwecke der Landes- und Bündnisverteidigung angeboten werden.“ So heißt es in einer Erklärung des Presse- und Informationszentrums Marine, in der die morgige Indienststellung der ersten Komponente des neuen Führungszentrums der Teilstreitkraft angekündigt wird.
Der Chef des neuen Stabes, Kapitän zur See Guido Brach, sagte im Vorfeld der Indienststellung über die langfristigen Pläne: „Eine breite internationale Unterstützung für dieses Vorhaben ist unabdingbar und wird auch schon bald durch die verschiedenen Uniformen der multinationalen Soldaten bei DEU MARFOR in der Hansestadt Rostock deutlich sichtbar sein. Ich freue mich und bin stolz, gemeinsam mit den hochmotivierten und engagierten Frauen und Männern der ,ersten Stunde‘ diese neue Fähigkeit der deutschen Marine aufzubauen, auszugestalten und dabei im multinationalen Team viele neue Erkenntnisse zu gewinnen.“
Das BMCC ist eine der konkreten Antworten auf die veränderte Bedrohungslage am östlichen Rand des Bündnisgebietes. Denn in Folge der Krimkrise und wegen eines insgesamt beunruhigenden russischen Expansionskurses hat die NATO mittlerweile nachjustieren müssen. Nach intensiven strategischen Analysen und einem Überdenken aktueller operativer und taktischer Strukturen beschloss das Bündnis unter anderem, neue Schlüsselfähigkeiten auf- und bereits bestehende Schlüsselfähigkeiten auszubauen.
Unter dem Schirm des Framework Nations Concept (FNC) ist nun auch die deutsche Marine gefordert, zwei wesentliche Elemente zu verstärken. Es handelt sich zum einen um ein Hauptquartier zur taktischen Führung multinationaler maritimer Verbände, das auch verlegbar ist. Zum anderen geht es um ein zentrales Element zur Weiterentwicklung von Taktiken in maritimen Operationen. Beide Aufgabenbereiche soll einmal am Standort Rostock das BMCC übernehmen, dessen Kernstab ja DEU MARFOR sein soll. Das BMCC könnte nach einer Aufstellungs-, Trainings- und Zertifizierungsphase bis 2025 den Betrieb aufnehmen.
Kapitän zur See Volker Blasche und Korvettenkapitän Michael Graßel (beide vom Aufstellungsstab DEU MARFOR) schrieben im Herbst 2017 in der Fachzeitschrift MarineForum über das Zukunftsprojekt „Baltic Maritime Component Command“: „Das BMCC [wird] dazu befähigt sein, taktische Verbände bis zur Größe einer Task Force zu führen. Eine Task Force kennzeichnet sich dadurch, dass in ihr verschiedene militärische Fähigkeiten unter einer Führung vereint sind. Das verlangt von einem Hauptquartier eine umfassende maritime Expertise, aber auch ein hohes Maß an Vorbereitung und Training, um mit den unterstellten Einheiten taktische Entscheidungen in See herbeiführen zu können.“
Und weiter heißt es in dem Gemeinschaftsbeitrag der beiden Marineoffiziere: „Das BMCC wird über seine breit angelegte Führungsfähigkeit hinaus eine Spezialisierung für den Ostsee- und den Nordflankenraum abbilden. Durch eine zukünftig permanente Unterstützung durch Austausch- und Verbindungsoffiziere – insbesondere von Partnern aus dem Ostsee- sowie nordatlantischen Raum – sowie eine enge Zusammenarbeit mit der deutschen Marine, NATO-Einrichtungen und dem Center of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters (COE CSW), wird am Standort Rostock nachhaltig Expertise gebündelt und Kompetenz für den Seekrieg in der Ostsee und an der Nordflanke entwickelt.“
Fernziel ist, dass sich das BMCC einmal in eine Reihe mit momentan fünf weiteren Hauptquartieren in Frankreich, Großbritannien, Italien, Portugal und Spaniens stellen kann, die abwechselnd jeweils für ein Jahr in die Bereitschaft für eine Führung der Schnellen Eingreiftruppen der NATO versetzt werden.
Der Kernstab der am morgigen Mittwoch feierlich in Dienst gestellten Führungskomponente soll nach Auskunft des Presse- und Informationszentrums Marine zunächst rund 100 Soldaten umfassen. DEU MARFOR wird nach der Aufstellung außerdem die drei bisher noch bestehenden kleineren Einsatzstäbe der Marine an einem Ort verbinden. Diese sind bislang auf die Standorte Kiel, Wilhelmshaven und Rostock verteilt.
Begleitet wird die Indienststellung in der Hansekaserne von einem internationalen Symposium am 23. und 24. Januar in Rostock. Thema der (leider nicht öffentlichen) sicherheitspolitischen Veranstaltung: „Die Ostsee und Europas Nordflanke – die Rolle der nationalen Maritime Component Commands für die europäische Sicherheit“.
Die Aufnahme zeigt den Neubau des Führungszentrums der deutschen Marine in der Rostocker Hansekaserne. Hier wird auch der German Maritime Forces Staff (DEU MARFOR) seine Arbeit aufnehmen. Der Bund investiert über das Verteidigungsministerium in dem Bundeswehrareal insgesamt 66,3 Millionen Euro (geplante Gesamtbaukosten). Verantwortlich für das Bundesbauprojekt ist der Geschäftsbereich Schwerin des landeseigenen Betriebs für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern (BBL M-V).
(Foto: Presse- und Informationszentrum Marine)
Kleines Beitragsbild: Unser Symbolbild zeigt im Hintergrund den berühmten Leuchtturm auf der Westmole von Warnemünde, dem Rostocker Stadtteil an der Ostsee. In das Foto einmontiert ist das Emblem des DEU MARFOR, der am 23. Januar 2019 in der Hansekaserne in Rostock feierlich in Dienst gestellt wurde.
(Hintergrundfoto: OmiTs/Wikipedia/unter Lizenz CC BY-SA 3.0 – vollständiger Lizenztext:
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/,
Grafik: Deutsche Marine; Bildmontage mediakompakt)