Dienstunfähig nach dem Auslandseinsatz
2019
Berlin. Rund 800 Bundeswehrsoldaten sind momentan infolge von Auslandseinsätzen dienstunfähig und befinden sich in einer sogenannten „Schutzzeit“. Das meldete die BILD-Zeitung am heutigen Samstag (25. Mai) unter Berufung auf das Bundesministerium der Verteidigung. Die Schutzzeit dient der gesundheitlichen Wiederherstellung der Betroffenen und ihrer beruflichen Qualifizierung. In dieser Zeit dürfen sie nicht gegen ihren Willen wegen Dienstunfähigkeit entlassen oder in den Ruhestand versetzt werden.
Wie BILD zudem berichtete, sollen nach Auskunft des Ministeriums etwa 1400 Soldaten nach einer derartigen Schutzzeit mittlerweile wieder in der Lage sein, ihren Dienst zu versehen.
Im vergangenen Jahr seien 279 Soldaten mit einer psychischen Erkrankung von Auslandseinsätzen zurückgekehrt, so die Zeitung unter Berufung auf das Ministerium weiter. Seit dem Jahr 2015 hätten 25 Bundeswehrangehörige wegen psychischer Erkrankungen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt werden müssen.
Einsatzgeschädigte sollen nach den Vorgaben des Einsatz-Weiterverwendungsgesetzes übrigens auch in der Schutzzeit in Personalauswahlentscheidungen einbezogen sowie befördert werden, um Beeinträchtigungen ihres Werdeganges zu verhindern.
Im Augenblick (Stand 20. Mai) beteiligen sich insgesamt 3230 Bundeswehrsoldaten unmittelbar an Auslandseinsätzen. Hinzu kommen 48 Soldaten im Rahmen der Bereitschaft für die Strategical Air Medical Evacuation (StratAirMedEvac); hierbei handelt es sich um die medizinische Evakuierung schwer- und schwerstverletzter Personen über große Distanzen.
Die meisten Angehörigen der Bundeswehr sind bei der „Resolute Support Mission“ in Afghanistan eingesetzt (derzeit 1224), gefolgt vom MINUSMA-Einsatz in Mali (900).
Anfang des Jahres hatte die Bundeswehr auch ihre Zahlen zum Thema „Posttraumatische Belastungsstörung, PTBS“ veröffentlicht. Nach Angaben des Psychotraumazentrums der Bundeswehr (PTZ) in Berlin ist die Zahl der neu an PTBS Erkrankten weitgehend konstant geblieben. Im Jahr 2015 waren es 235 Neuerkrankungen, 2016 dann 175 und 2017 insgesamt 170. Im vergangenen Jahr 2018 wurden 182 Neuerkrankungen an einer PTBS diagnostiziert. Dazu das PTZ: „Diese Konstanz der neuen Fälle trotz aktuell abnehmender Anzahl in den Einsatz entsandter Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr erklärt sich aus der zu dem Krankheitsbild gehörenden Verzögerung der Suche nach Hilfe.“
Nach Studienlage des PTZ prägen in den Einsätzen nun nicht mehr die als persönliche Bedrohung empfundenen Kampfhandlungen, sondern eher moralisch belastende Situationen – etwa die schockierende Armut der Bevölkerung oder das Grauen der jeweiligen Konflikte im Einsatzland – die Wahrnehmungen der in eine Auslandsmission abkommandierten Männer und Frauen.
Im vergangenen Jahr registrierte der Sanitätsdienst der Bundeswehr 1875 PTBS-Behandlungskontakte, im Jahr 2017 waren es 1903 Behandlungskontakte gewesen, im Jahr davor 1615, 2015 schließlich 1750. Unter dem Begriff „Behandlungskontakte“ verzeichnet die Statistik sowohl eine stationäre Behandlung als auch ein mit einem Betroffenen geführtes Beratungsgespräch.
Unser Symbolbild, entstanden am 4. Januar 2016, zeigt die Ankunft deutscher Soldaten mit einem Airbus A310 auf der Inçirlik Air Base/Türkei im Rahmen der „Operation Inherent Resolve“.
(Foto: Falk Bärwald/Bundeswehr)