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Feldkirchen/Koblenz. Die Gäubodenkaserne im niederbayerischen Feldkirchen bei Straubing ist noch bis zum 17. Juli Schauplatz einer intensiven binationalen Sanitätsübung. Bei „Combined Aid 2019“ trainieren 91 Sanitätssoldaten der Chinesischen Volksbefreiungsarmee und 120 Angehörige des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr die enge Zusammenarbeit in einem Einsatz der Vereinten Nationen. Die erste deutsch-chinesische Übung dieser Art fand im Herbst 2016 in Chongqing im Südwesten Chinas statt.

Die chinesischen Soldaten waren am gestrigen Mittwoch (3. Juli) nach elf Stunden Flug in München gelandet und hatten direkt nach Feldkirchen verlegt. Bereits am Dienstag hatte ein Konvoi aus mehreren Schwerlasttransportern mit dem Sanitätsmaterial der Chinesen von Hamburg kommend die Gäubodenkaserne erreicht. Material und Ausrüstung – darunter auch Sanitätsfahrzeuge und ein mobiles Krankenhaus – waren im Hamburger Hafen entladen worden und hatten dort den Zoll passiert. Die gesamte Fracht aus China war nach rund fünf Wochen auf See am 28. Juni in Deutschland eingetroffen.

In einem Beitrag des Presse- und Informationszentrums des Sanitätsdienstes über den Beginn von „Combined Aid 2019“ heißt es: „Die mobile Ausrüstung der Chinesischen Volksbefreiungsarmee lässt sich beeindruckend schnell aufbauen. In wenigen Minuten stehen die modernen chinesischen Zelte und genauso schnell finden die Sanitätsgeräte ihren Platz. Die Soldaten nutzen die Möglichkeit, alles zu begutachten und sich einen ersten Eindruck von der jeweils anderen Nation zu verschaffen. So sind die ersten Kontakte schon während des Aufbaus geknüpft.“

Ideale Plattform für den Erfahrungsaustausch und die persönliche Begegnung

Die militärische Zusammenarbeit im Bereich des Sanitätsdienstes beider Länder begann im Jahr 2006 mit dem 1. Deutsch-Chinesischen Symposium in China. Diese Fachkonferenzen bieten den Militärmedizinern eine ideale Plattform für den Erfahrungsaustausch und die persönliche Begegnung. Die Symposien werden seit der Auftaktveranstaltung alljährlich in wechselndem Rhythmus in China und Deutschland abgehalten.

Die erste bilaterale Rahmenübung „Combined Aid“ fand im Zeitraum 17. bis 29. Oktober 2016 in Chongqing, einer Millionenstadt in der Volksrepublik China am Zusammenfluss von Jangtse und Jialin, statt. 38 Bundeswehrangehörige nahmen damals daran teil. Mit ihnen übten gemeinsam 200 Kräfte des chinesischen Sanitätsdienstes. „Combined Aid 2016“ war die erste Volltruppenübung der Bundeswehr auf chinesischem Territorium.

Cholera-Ausbruch in einem Flüchtlingscamp plus Großschadenslage

Bei der Übung „Combined Aid“ vor gut drei Jahren ging es vorrangig um die Versorgung von Opfern nach einer Erdbebenkatastrophe in einem fiktiven Staat in der Karibik. Ein Szenario mit durchaus realem Hintergrund, denn in den dicht bevölkerten Provinzen Chinas richteten Erdbeben in der Vergangenheit immer wieder verheerende Schäden mit insgesamt Tausenden von Toten an.

Das Szenario von „Combined Aid 2019“ beschreibt das Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes so: „In einem fiktiven Einsatz der Vereinten Nationen mehren sich Meldungen über Ausbrüche von Durchfallerkrankungen in Flüchtlingslagern, die sich letztlich als Cholera herausstellen. Um Erkenntnisse über ein Flüchtlingslager im Verantwortungsbereich der deutschen und chinesischen Streitkräfte zu sammeln, entsenden beide Sanitätsdienste ein Erkundungsteam. Zur gleichen Zeit kommt es an anderer Stelle zu einer medizinischen Notfallsituation mit mehreren Verletzten – einem sogenannten ,Mass Casualty‘, kurz MASCAL. Die Patienten werden über die im Bereich befindlichen Sanitätseinrichtungen beider Nationen versorgt.“

Im Verlaufe der Übung kommunizieren deutsche und chinesische Fachkräfte miteinander in englischer Sprache oder mit Hilfe von Dolmetschern. Personal des in Feldkirchen beheimateten Sanitätslehrregiments und Angehörige des Sanitätsregiments 2 aus dem Standort Koblenz unterstützen die Übungsteilnehmer.

Netzwerke für die länderübergreifende sanitätsdienstliche Hilfe

Die „Combined Aid“-Übungsserie ist vor allem eine Investition in die Zukunft. Sie schaffe überhaupt erst die Voraussetzungen, um gegebenenfalls einmal in einem Einsatzszenario der Vereinten Nationen „gemeinsam sanitätsdienstlich interagieren“ zu können, erklärte ein Sprecher der Bundeswehr. Auch für die zivile Gesundheitsprävention sei das deutsch-chinesische Gemeinschaftsprojekt überaus bedeutsam, denn es sei und bleibe eine internationale Aufgabe, die Bevölkerung eines Landes vor Epidemien und Pandemien zu schützen. Übungen wie „Combined Aid“ förderten das Verständnis für die internen Prozesse der Partner und ermöglichten zudem den Aufbau von Netzwerken für den Fall eines grenzüberschreitenden Krankheitsausbruchs.

Mit einem feierlichen Appell auf dem Antreteplatz in der Gäubodenkaserne und dem Hissen der Übungsflagge wurde am heutigen Donnerstag (4. Juli) „Combined Aid 2019“ gestartet.


Zu unserem Bildmaterial:
1. und 2. Chongqing im Oktober 2016 – deutsche und chinesische Sanitätskräfte bei der ersten bilateralen Übung „Combined Aid“.
(Fotos: Dirk Bannert/Presse- und Informationszentrum Sanitätsdienst)

3. An der Übung „Combined Aid 2019“ beteiligen sich 91 Soldaten der Chinesischen Volksbefreiungsarmee; die Aufnahme entstand kurz vor dem Abflug des Kontingents nach Deutschland.
(Foto: Peng Zhengang/China Military Online)


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