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Berlin/Essen. Ein Großteil der Hin- und Rückflüge von Bundeswehrsoldaten im Afghanistaneinsatz hat Verspätung. Das geht aus einer Übersicht für 2017 und das erste Quartal 2018 des Einsatzführungskommandos in Potsdam hervor. Das Online-Nachrichtenportal Der Westen der Funke-Mediengruppe berichtete vor Kurzem darüber. 49 Prozent der Flüge von Deutschland nach Afghanistan und umgekehrt sollen demnach mit Verzögerungen stattgefunden haben, ebenso 28 Prozent der Flüge von Deutschland nach Mali und umgekehrt.

Afghanistan und Mali sind momentan die größten Auslandseinsätze der Bundeswehr. Bei der „Resolute Support Mission“ in Afghanistan dienen aktuell 1086 deutsche Soldaten. Zu den zwei Einsätzen in Mali – Stabilisierungsmission MINUSMA und europäische Ausbildungsmission EUTM – sind 1012 und 147 Bundeswehrangehörige abkommandiert (Stand: 3. April).

Nach Bundeswehr-Lesart gelten Flüge dann als „planmäßig“, wenn sie innerhalb einer Frist von sechs Stunden abgewickelt werden können. Muss die Abflugzeit um mehr als sechs Stunden nach hinten verschoben werden, ist dies für die Bundeswehr ein „verspäteter Flug“.

Wehrbeauftragter Bartels spricht von „untragbarem Zustand“

Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hans-Peter Bartels, bezeichnet die verspäteten Flüge als „ärgerliches Dauerproblem“. Immer wieder komme es bei Heimreisen aus Auslandseinsätzen zu Verspätungen von mehreren Tagen, weil kurzfristig Flüge abgesagt oder verschoben würden, so Bartels gegenüber der Funke-Redaktion. Dies zehre an den Nerven der Soldaten und ihrer Familien.

Das Online-Nachrichtenportal Der Westen zitiert den Wehrbeauftragten weiter: „Viele Soldaten freuen sich nach vier Monaten Einsatz in Afghanistan oder Mali auf Urlaub mit der Familie oder auf den Geburtstag eines Kindes – und kommen dann manchmal erst fünf Tage später als geplant zu Hause an. Manche Soldaten buchen schon keinen Urlaub mehr direkt nach dem Einsatz, weil die Ankunft zu Hause unkalkulierbar geworden ist.“ Auch umgekehrt gebe es zu viele Fälle, in denen sich Soldaten von ihren Angehörigen verabschiedeten und dann doch noch auf ihren Flug warten müssten. Das sei ein untragbarer Zustand.

Jahresbericht 2017 befasst sich ebenfalls mit dem Thema

Bartels hatte auf das Problem der Flugverspätungen und Flugverschiebungen bereits in seinem vor Kurzem veröffentlichten Jahresbericht 2017 aufmerksam gemacht. Der Jahresbericht nennt ebenfalls Zahlen des Einsatzführungskommandos zu den Einsatzflügen nach und von Afghanistan im Jahr 2017.

So seien im ersten Quartal 2017 insgesamt 26 Flüge erfolgt. Nur sieben habe man mit „lediglich“ bis zu sechs Stunden Verspätung planmäßig durchführen können. Bei zehn Flügen hätten es mehr als zwei Tage Verspätung gegeben. Teilweise hätten Bundeswehrangehörige bis zu fünf Tage auf ihren Flug warten müssen. In einem Fall sei der Flug sogar ganz abgesagt worden.

Es sind aber laut Jahresbericht auch positive Zeichen erkennbar. So belege die Flugstatistik des Einsatzführungskommandos, dass sich „die Situation im weiteren Jahresverlauf verbessert“ habe. „Von 63 Flügen hatten 41 eine Verspätung von weniger als sechs Stunden. Immerhin neun Flüge waren noch mehr als zwei Tage verspätet.“

Bundeswehr wartet weiter händeringend auf den geschützten A400M

Der Jahresbericht erläutert auch, wie die mehrfachen Flugverschiebungen nach und von Afghanistan entstehen. Wir erfahren: „Die Verlegung hat nach Mitteilung des Verteidigungsministeriums grundsätzlich unter Nutzung geschützter Lufttransportkapazitäten zu erfolgen. Bundeswehreigene geschützte Luftfahrzeuge stehen nicht zur Verfügung. Daher wird das Personal des Deutschen Einsatzkontingents ,Resolute Support‘ und multinationaler Partner seit August 2015 durch amerikanische geschützte Luftfahrzeuge vom Typ Boeing C-17 im Routinebetrieb von und nach Afghanistan geflogen. Dazu besteht seit Aufgabe des Lufttransportstützpunktes Termez in Usbekistan sowie aufgrund der Probleme bei der Einführung des Airbus A400M derzeit keine geeignete nationale Alternative.“

Wehrbeauftragter Bartels mahnt nun Tempo beim Transportflugzeug A400M an. Es müsse alles unternommen werden, damit der A400M „möglichst bald vollständig funktioniert“, fordert er im Gespräch mit dem Nachrichtenportal Der Westen. Falls sich die Ausrüstung mit dem neuen hochmodernen Raketenabwehrsystem noch länger verzögere, „sollte man vielleicht übergangsweise ein etabliertes Schutzsystem montieren“.


Zu unserem Symbolbild: Ankunft des Airbus-Truppentransporters „Kurt Schumacher“ am 14. April 2013 in Bamako, Mali. Mit der Maschine erreichten an diesem Tag rund 20 deutsche Pionier-Ausbilder, die zur europäischen Mission EUTM Mali abkommandiert worden waren, die Hauptstadt des westafrikanischen Einsatzlandes.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)


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