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Kiew (Ukraine)/Leipzig/Gao (Mali). Einer Anfrage der AfD vom 3. September zum Thema „Fluglärm in Thüringen“ verdanken wir einige interessante Informationen über die logistische Unterstützung des Mali-Einsatzes der Bundeswehr. Der Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner hatte Klagen Thüringer Bürger aufgegriffen, die sich durch Überflüge von Propellermaschinen des Typs Antonov AN-12 gestört fühlten. Die Maschinen der ukrainischen Fluggesellschaft Cavok Air würden regelmäßig drei bis vier Mal pro Woche am Abend Gebiete Thüringens überqueren und dabei meist am Flughafen in Leipzig starten, so der AfD-Politiker. Brandner wollte von der Bundesregierung unter anderem wissen, wie viele Überflüge durch Antonov-Maschinen von Cavok Air seit Januar 2016 stattgefunden haben.

Nach Regierungsangaben wird die Frachtfluggesellschaft Cavok Air durch den Rahmenvertragspartner der Bundeswehr, DB Schenker, als Unterauftragnehmer für die Folgeversorgung des deutschen Einsatzkontingents MINUSMA in Mali eingesetzt. Das geht aus der Antwort des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur vom 26. September hervor, die namens der Bundesregierung erfolgte.

Die durch Cavok Air eingesetzten Antonov AN-12 seien derzeit die einzigen verfügbaren Flugzeuge, welche die erforderliche Größe hätten und geeignet seien, die unbefestigte Start- und Landebahn am Bestimmungsort Gao in Mali zu nutzen, schreibt die Regierung. Die Frachtdaten (Menge, Größe), der geforderte Termin (Dringlichkeit) und der beauftragte Bestimmungsort (derzeit ohne Alternative im Lufttransport) hätten zur Auswahl dieses Luftfahrzeugs – der An-12 mit ihren vier Propellerturbinentriebwerken – durch den Auftragnehmer geführt.

Die 2011 gegründete Cavok Airlines hat ihren Sitz in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und eine Basis auf dem Flughafen von Chişinău, der Hauptstadt Moldawiens. Die Flotte des Unternehmens besteht aus sieben Transportmaschinen. Die in der ehemaligen Sowjetunion entwickelte AN-12, deren Erstflug am 16. Dezember 1957 war, gilt als schnelles Frachtflugzeug für mittelgroße Lieferungen mit einer maximalen Beladung von 18 Tonnen.

Seit Januar 2016 bis Ende August 2018 insgesamt 742 Flüge mit der AN-12

Aus der Regierungsantwort geht weiter hervor, dass die Flüge der Cavok-Air-Transporter für die Bundeswehr nach Gao alle vom Flughafen Leipzig/Halle aus erfolgen. An Bord der AN-12 befindet sich neben dem Material für die Truppe auch die Feldpost. Zusätzlich kann bei den Frachtflügen im Rahmen freier Kapazitäten auch Material von Rahmenvertragspartnern der Bundeswehr, von Nicht-Regierungs-Organisationen oder von den Vereinten Nationen mitgenommen werden.

Laut Regierung gab es im Jahr 2016 insgesamt 35 Überflüge Thüringens durch diese Propellermaschinen, 2017 waren es bereits 344 und in diesem Jahr bis einschließlich August sogar schon 363 Überflüge.

Die Versorgungsflüge sollen aufrechterhalten werden, so ist der Antwort zu entnehmen, bis in Gao die Baumaßnahmen an der Start- und Landebahn vollständig abgeschlossen sind. Dies wird „voraussichtlich im 4. Quartal 2018“ sein. Danach folgt die Freigabe zur Nutzung mit anderen Luftfahrzeugmustern, etwa für den Airbus A400M.

Ein A400M der deutschen Luftwaffe hat übrigens schon einmal direkt den Flugplatz von Gao angeflogen. Dies war am 5. Oktober 2016. Die Maschine hatte dabei Spezialgerät an Bord, das benötigt wurde, um die deutsche Aufklärungsdrohne Heron entladen und einsatzbereit machen zu können.

Verlässliche Start- und Landerechte sowie Lärmzeugnisse nach ICAO-Vorgaben

Auf die von der AfD angesprochene Lärmbelästigung durch die Flugzeuge erklärte die Bundesregierung, der Rahmenvertragspartner DB Schenker sei vertraglich dazu verpflichtet worden, ausschließlich Luftfrachtunternehmen mit verlässlichen Start- und Landerechten als Nachunternehmen zu nutzen. Dies schließe Bestimmungen zu den Lärmemissionen mit ein.

Alle Antonov AN-12 der Cavok Air verfügten über Lärmzeugnisse, die die Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO: International Civil Aviation Organization) erfüllten, versichert die Regierung. Für die Lärmzulassung würden drei Messpunkte im An-, Abflug und der Seitenlinie berücksichtigt. Da es keine Beschränkungen der Betriebszeiten des Flughafens Leipzig/Halle für Transportflugzeuge gebe, seien Starts und Landungen auch in den Nachtstunden möglich. Zur Reduzierung der Lärmbelastung in den Nachtstunden sei DB Schenker allerdings im Mai 2018 angewiesen worden, keine Starts und Landungen der Antonov AN-12 in Leipzig im Zeitraum zwischen 22 Uhr und 6 Uhr durchführen zu lassen.

Bei der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali, MINUSMA, sind momentan 921 Bundeswehrangehörige im Einsatz. Bei der Trainingsmission der EU im Mali, EUTM Mali, sind es derzeit 141 (Stand: 1. Oktober).


Unser Bildmaterial zeigt Transportmaschinen des ukrainischen Unternehmens Cavok Air, die im Auftrag von DB Schenker für die Bundeswehr Fracht nach Mali fliegen.
(Fotos: Cavok Airlines)


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