Bremen/Oberndorf am Neckar. Der Handfeuerwaffenhersteller Heckler & Koch wird in Kürze einen neuen Vorstandsvorsitzenden haben. Jens Bodo Koch, derzeit noch Sprecher der Geschäftsführung der Bremer Atlas Elektronik GmbH, soll ab dem 1. Mai die Geschäfte des schwäbischen Unternehmens leiten. Zur international operierenden Heckler & Koch-Gruppe mit Sitz in Oberndorf am Neckar gehören Tochtergesellschaften in den USA, Frankreich und Großbritannien.
Dieter John, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Heckler & Koch AG und der Heckler & Koch GmbH, äußerte sich zu der Premium-Personalie am Montag dieser Woche (29. Januar). „Mit Bodo Kochs langjährigen Erfahrungen als Topmanager in hochtechnologischen Umfeldern und der Verteidigungsindustrie sowie seiner Veränderungsmanagementexpertise und Teamfähigkeit wird er als Vorstandsvorsitzender der Heckler & Koch AG sowie als Vorsitzender der Geschäftsführung der Heckler & Koch GmbH unser Führungsteam optimal ergänzen.“
Koch, promovierter Maschinenbauingenieur und versierter Rüstungsmanager, soll Nachfolger des 58-jährigen Norbert Scheuch werden. Dieser ist Ende August 2017 bei Heckler & Koch überraschend und ohne Angaben von Gründen entlassen worden. Scheuch klagt nun vor dem Landgericht Rottweil auf Wiedereinstellung; das Verfahren ist für Anfang April terminiert. Momentan leitet Finanzvorstand Wolfgang Hesse die Geschicke im baden-württembergischen Oberndorf.
Heckler & Koch gilt als einer der weltweit führenden Hersteller von Handfeuerwaffen. Seit fast 70 Jahren beliefert das Unternehmen Streitkräfte – darunter Sondereinsatzkräfte – der NATO und NATO-assoziierten Staaten sowie Polizeikontingente. Rund 800 Beschäftigte stellen Pistolen, Maschinenpistolen, Sturmgewehre, Präzisionsgewehre, Maschinengewehre und Granatwerfer her.
Der deutsche Waffenproduzent bemüht sich ebenfalls um den Millionenauftrag der Bundeswehr „System Sturmgewehr“. Der Beschaffungsauftrag für rund 120.000 Nachfolgegewehre für das G36, bislang die Standardwaffe der deutschen Streitkräfte, hat nach Angaben des Koblenzer Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung einen geschätzten Wert von rund 245 Millionen Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Der Vertragsabschluss ist für 2019 geplant, die Auslieferung soll 2020 beginnen (siehe auch hier).
Die ThyssenKrupp-Tochter Atlas Elektronik ist von der Wechselentscheidung Kochs offenbar überrascht worden. Einen Nachfolger für ihn gibt es im Augenblick noch nicht. Wie ein Sprecher der Presse sagte, verbleibe in der Geschäftsführung von Atlas Elektronik derzeit nur noch der für Finanzen zuständige Manager Alexander Kocherscheidt. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben etwa 2100 Mitarbeiter. In zwölf Ländern gibt es Niederlassungen.
Der Sonartechnik-Spezialist war in der jüngeren Vergangenheit wegen des Verdachts der Bestechung ausländischer Amtsträger bei Rüstungsgeschäften in die Negativschlagzeilen geraten. Die Staatsanwaltschaft Bremen ermittelt weiterhin gegen Mitarbeiter von Atlas Elektronik. Gegen das Unternehmen selber hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile einen sogenannten Verfallsbescheid wegen der fahrlässigen Aufsichtspflichtverletzungen eines Geschäftsführers erlassen. Das Unternehmen muss 48 Millionen Euro an die Staatskasse zahlen. So sollen die Gewinne abgeschöpft werden, die Atlas Elektronik mit den Geschäften gemacht hatte, die mithilfe von Bestechungsgeldern angebahnt wurden. Im Gegenzug werden die Ermittlungen gegen das Unternehmen wegen Verdachts der Bestechung und Korruption eingestellt.
Die Vorgänge in Bremen ereigneten sich alle vor Amtsantritt von Jens Bodo Koch bei Atlas Elektronik. Er bekleidet dort Führungspositionen seit 2015. Die Namensgleichheit des baldigen Heckler & Koch-Chefs mit seinem künftigen Arbeitgeber in Oberndorf am Neckar ist übrigens reiner Zufall – Koch ist mit dem Firmenmitgründer Theodor Koch nicht verwandt.
Das Porträtbild zeigt den designierten Vorstandsvorsitzenden von Heckler & Koch, Jens Bodo Koch.
(Foto: Atlas Elektronik)