menu +

Nachrichten



Berlin/Koblenz. Es tut sich was bei der Rüstungsbeschaffung der Bundeswehr – eine Frau geht, eine Frau kommt. Wie Matthias Gebauer am heutigen Montag (12. März) in seinem Beitrag „Von der Leyens Superstar steigt aus“ für Spiegel online berichtet, wird Staatssekretärin Katrin Suder wohl bald das Verteidigungsministerium verlassen. Offenbar auf eigenen Wunsch. Der promovierten Physikerin, die im August 2014 von der Unternehmensberatung McKinsey & Company in das Wehrressort gewechselt war, unterstehen im Ministerium die Abteilungen „Ausrüstung“ und „Cyber/Informationstechnik“. Suder ist außerdem zuständig für die Angelegenheiten der Abteilung „Planung“. Ortswechsel: Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz soll demnächst von der Spitzenbeamtin Gabriele Korb geführt werden. Sie soll Nachfolgerin von Amtschef Harald Stein werden, der im April in den Ruhestand geht. Über diese Personalentscheidung berichtete heute das Wirtschaftsmagazin Capital in seinem Onlinebeitrag „Bundeswehr bekommt neue Chefeinkäuferin“.

Wie Capital in einer Vorab-Pressemeldung schreibt, war es die Entscheidung von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Gabriele Korb mit der Leitung des BAAINBw zu betrauen. Der Ernennung muss das Bundeskabinett noch zustimmen. Dies gelte allerdings „als Formalie“, so das Wirtschaftsmagazin.

Korb war zuletzt in Köln-Wahn Stellvertretende Amtschefin und Geschäftsführende Beamtin des Luftfahrtamtes der Bundeswehr (diesen Aufgabenbereich hatte sie im Januar 2015 übernommen). Im Bundesamt zeichnete die 55-Jährige zwischen 2012 und 2015 als Gruppenleiterin „Organisation, Sicherheit, allgemeine Verwaltungsangelegenheiten und Innerer Dienst“ verantwortlich.

Die gebürtige Koblenzerin hatte seit 1993 fast ihre gesamte Laufbahn im ehemaligen Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung – einem der Vorläufer des BAAINBw – absolviert. Unterbrochen wurden diese Verwendungen in unterschiedlichen Amtsbereichen lediglich von Stationen im Verteidigungsministerium sowie im Bundeskanzleramt im Kanzlerbüro von Helmut Kohl.

Amt mit milliardenteuren Projekten und massiven Personalsorgen

Gabriele Korb ist die erste Frau an der Spitze des BAAINBw. Das Amt, das unter anderem die milliardenteuren Rüstungsprojekte der Bundeswehr steuert und über ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 90 Milliarden Euro verfügt, leidet derzeit unter enormen Personalproblemen. Von den rund 11.000 Dienstposten waren Ende 2017 mehr als 2000 nicht besetzt (siehe auch hier). Wegen Verzögerungen und Kostenüberschreitungen bei den großen Projekten für die Bundeswehr steht das Beschaffungsamt immer wieder in der Kritik.

Wie Capital berichtet, soll sich die Stein-Nachfolgerin bereits in Koblenz bei den Mitarbeitern des Bundesamtes vorgestellt haben. Die designierte Amtschefin ist laut ihrer Biografie ausgewiesene Expertin im Bereich des Personalwesens und der Organisationsentwicklung.

Generalangriff auf das „verkrustete und chaotische Beschaffungswesen“

Kurz zurück zur Personalie „Katrin Suder“. Ihre Abwerbung von McKinsey, dem weltweit agierenden Unternehmens- und Strategieberater, galt 2014 als besonderes Erfolgsstück der Ministerin. Suder hatte im Oktober 2000 bei McKinsey & Company angeheuert. In den folgenden Jahren hatte sie unter anderem verschiedene Bundesministerien, die Bundesagentur für Arbeit sowie europäische Konzerne aus den Bereichen Telekommunikation, Software und Informationstechnologie federführend betreut. Im April 2007 hatte die damals 36-Jährige schließlich die Leitung des Berliner McKinsey-Büros, im Jahr 2010 dann die Leitung „Öffentlicher Sektor in Deutschland“ bei McKinsey übernommen. Zuletzt war Katrin Suder für die Personalentwicklung aller McKinsey-Berater in Deutschland zuständig gewesen. Wenn Matthias Gebauer in seinem Spiegel-Beitrag beim Wechsel der Spitzenmanagerin aus der freien Wirtschaft in die Politik von „Coup“ spricht, so trifft dieser Begriff für die Personalwahl von der Leyens sicherlich zu.

Mit Amtsantritt als Staatssekretärin übernahm Katrin Suder einen der undankbarsten Aufgabenbereiche, den die Bundesregierung zu vergeben hat: die Rüstungsbeschaffung. Spiegel-Redakteur Gebauer beschreibt ihre Sisyphosarbeit so: „Seit dem Wechsel versuchte Suder mit aller Kraft, das verkrustete und chaotische Beschaffungswesen, also den Waffeneinkauf der Bundeswehr, effizienter zu machen. Mit einer Art Kassensturz brachte sie zunächst Licht in die Chaosprojekte wie den Truppentransporter A400M. Dann konzipierte sie ein neues Rüstungsmanagement, das Pleiten wie bei dem Riesenflieger verhindern soll.“

Folgt auf die Unternehmensberaterin nun ein Heeresgeneral?

Wie es scheint, betrieb die nach Meinung der Hauptstadtpresse „wegen ihrer klaren, direkten Art bei Rüstungsbossen wie Soldaten und Beamten als gleichermaßen beliebte“ Staatssekretärin (so die Frankfurter Allgemeine Zeitung) zwar die Reformen energisch voran. Die eigentliche Feuertaufe für das „Bundeswehr-Beschaffungswesen 2.0“ steht aber erst noch an. Dann, wenn in von der Leyens zweiter Amtszeit die Großprojekte – neues Raketenabwehrsystem, neues Kampfflugzeug, neues Mehrzweckkampfschiff – zur Realisierung beziehungsweise zur Vergabe anstehen. Katrin Suder macht sich – um ein Bild zu bemühen – leider noch vor der Ernte vom Acker. Für die Verteidigungsministerin und die Bundeswehr ist ihre Entscheidung, so wird in den Leitmedien kommentiert, wohl „ein schwerer Schlag“.

Für Suders Rücktritt habe vor allem der Wunsch nach einer längeren privaten Auszeit die entscheidende Rolle gespielt, heißt es in Berlin. Als Nachfolger der Staatssekretärin wird der Abteilungsleiter „Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung“ im BMVg, Generalleutnant Benedikt Zimmer, gehandelt. Ende der Woche will die Ministerin beziehungsweise das Ministerium Offizielles verkünden.


Erläuterungen zu unserem Bildmaterial:
1. Das kleine Foto zeigt die künftige Präsidentin des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), Gabriele Korb. Im Bildhintergrund der Sitz der Amtsleitung des BAAINBw am Koblenzer Rheinufer.
(Fotos: Bundeswehr, Christian Dewitz/mediakompakt; Bildmontage mediakompakt)

2. Eine Aufnahme mit Gabriele Korb vom 20. Mai 2016. An diesem Tag besuchte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, das Luftfahrtamt der Bundeswehr in Köln-Wahn. Das Foto zeigt die damalige Stellvertretende Amtschefin mit dem Luftwaffeninspekteur (Mitte) und Generalmajor Ansgar Rieks, zu jener Zeit Chef des Luftfahrtamtes (Rieks ist seit September 2017 Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe und nun Generalleutnant).
(Foto: Agathe Kulla/Luftfahrtamt der Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Am 1. Dezember 1957 als Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung gegründet, ist das heutige BAAINBw heute noch in Koblenz ansässig und über mehrere Orte verteilt. Das bekannteste Gebäude der Bundesoberbehörde ist das ehemalige Preußische Regierungsgebäude und heutige Bundesbehördenhaus am Konrad-Adenauer-Ufer. Unmittelbar zwischen Kurfürstlichem Schloss und Deutschem Eck am Rhein gelegen, ist hier die Leitungsebene des Amtes untergebracht.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN