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Ämari (Estland)/Neuburg an der Donau/Wittmund. Die deutsche Luftwaffe sichert ab dem morgigen Freitag (31. August) gemeinsam mit belgischen Streitkräften erneut den Luftraum über den NATO-Mitgliedsländern des Baltikums. Dies geschieht im Rahmen des Bündnisauftrags „Verstärktes Air Policing Baltikum“ (VAPB). Dazu sind für die nächsten acht Monate im estnischen Ämari bis zu sechs deutsche Eurofighter stationiert. Die Maschinen werden in ständiger Bereitschaft gehalten, um im Falle einer Alarmierung innerhalb kürzester Zeit aufsteigen zu können. Darüber hinaus absolvieren die Eurofighter-Piloten dort Trainingsflüge.

Die NATO unterstützt seit 2004 ihre baltischen Mitgliedsländer Estland, Lettland und Litauen bei der Überwachung des Luftraums, weil diese über keine entsprechend ausgerüsteten Luftstreitkräfte verfügen. Als Reaktion auf die Krise in der Ukraine und die russische Annexion der Krim wurde das Air Policing im Jahr 2014 sogar noch erweitert. Von Beginn an zählt Deutschland zu den wichtigsten Truppenstellern. Es ist bereits die insgesamt neunte deutsche Beteiligung seit Beginn der Mission vor rund 14 Jahren (siehe auch hier).

Die feierliche Übernahme des Auftrags fand am heutigen Donnerstag (30. August) auf der Ämari Air Base statt. Dabei hat die Bundeswehr mit rund 200 Soldaten aus den Organisationsbereichen Luftwaffe, Streitkräftebasis und Cyber- und Informationsraum den „Staffelstab“ formell von Frankreich übernommen. Die französischen Kräfte trugen seit Mai die Verantwortung für die Luftraumsicherung über dem Baltikum. Die Führungsrolle für das aktuelle VAPB ging parallel auf die belgische Luftwaffe – stationiert auf dem litauischen Luftwaffenstützpunkt Šiauliai – über.

„Die Menschen in den baltischen Staaten zählen auf uns“

Am heutigen Appell in Ämari nahmen unter anderem der Stellvertretende Befehlshaber des Combined Air Operation Centre (CAOC) Uedem, der italienische Brigadegeneral Roberto Di Marco, sowie der estnische Staatssekretär für Verteidigung, Kristjan Prikk, teil.

Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der deutschen Luftwaffe, hatte sich im Vorfeld der erneuten VAPB-Übernahme durch Deutschland wie folgt zu der Bündnismission geäußert: „Mit der wiederholten Übernahme von Verantwortung für die Sicherheit im baltischen Luftraum beweist unsere Luftwaffe einmal mehr ihre Interoperabilität in der Allianz.“ Gerhartz versicherte: „Die Menschen in den baltischen Staaten zählen auf uns. Wir stehen fest an ihrer Seite und werden den Auftrag, wie schon in den vergangenen Jahren, professionell und engagiert erfüllen.“

Spezialisten aus verschiedenen Bereichen der Bundeswehr in Estland im Einsatz

Die deutsche Unterstützung erstreckt sich – wie bereits beim letzten Einsatz 2016/2017 – wieder über zwei aufeinanderfolgende viermonatige Kontingente. Bis zum Jahresende werden zunächst Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg an der Donau unter Führung von Oberstleutnant Swen Jacob den Einsatz bestreiten. Ihnen folgen Besatzungen und Techniker des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“ aus Wittmund, die den Auftrag bis Ende April 2019 übernehmen werden.

Neben Spezialisten der Streitkräftebasis unterstützen auch Kräfte des Cyber- und Informationsraums die Luftwaffe in Ämari. Bereits am 2. August hatte dazu der Kommandeur des Bataillons Elektronische Kampfführung 912, Oberstleutnant Markus Messelhäußer, in der Clausewitz-Kaserne in Nienburg 80 Soldaten in den Auslandseinsatz verabschiedet.

Das Bataillon Elektronische Kampfführung 912 war 2003 aus Truppenteilen von Heer, Luftwaffe und Marine als Teil der Streitkräftebasis aufgestellt worden. Aufgabe des Verbandes ist die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung, also die Informationsgewinnung aus Funkverkehren und Radarausstrahlungen (ein Bereich, der dem Autor dieses Beitrages aus seiner aktiven Bundeswehrzeit vertraut ist). Bei ihrem Einsatz an der Grenze zwischen Estland und Russland liefern die Soldaten aus Nienburg den Eurofighter-Piloten wichtige Informationen über die Lage im Luftraum. Das Bataillon unterstützt die deutsche Luftwaffe im Baltikum seit 2014 jetzt bereits zum vierten Mal.

Die Gesamtführung der NATO-Mission im Baltikum liegt beim CAOC am Luftwaffenstandort Kalkar/Uedem. Die in nationaler Verantwortung verbliebenen Auftragsbereiche – insbesondere die nationale Führung der Mission – werden vom ebenfalls dort angesiedelten Zentrum Luftoperationen wahrgenommen.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Immer wieder Realität beim Air Policing Baltikum: Nervenaufreibende Begegnung zwischen Flugzeugen der NATO und der russischen Luftstreitkräfte. Das Foto vom 17. Juni 2014 zeigt einen britischen Eurofighter, in unmittelbarer Nähe ein russisches Jagdflugzeug des Typs Suchoi Su-27 (NATO-Codename „Flanker“). Die Su-27 flog zum Zeitpunkt der Aufnahme zwar im internationalen Luftraum, hielt sich aber äußerst nahe am Luftraum über den baltischen Staaten auf. Der Pilot der britischen Maschine beobachtete das Flugverhalten der „Flanker“ genau.
(Foto: Royal Air Force/Ministry of Defence/unter Open Government Licence – vollständiger Lizenztext: http://www.nationalarchives.gov.uk/doc/open-government-licence)

2. Feierliche Übernahme des NATO-Auftrages am 30. August 2018 in Ämari durch das Kontingent der Bundeswehr.
(Foto: Sebastien Raffin/HQ Allied Air Command/Public Affairs Office)

3. Landung eines deutschen Eurofighter-Kampfjets auf der Ämari Air Base nach einem Luftraumüberwachungseinsatz am 14. Oktober 2016.
(Foto: Tanja Wendt/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Ein Eurofighter der deutschen Luftwaffe wird im Rahmen des „Verstärkten Air Policing Baltikum“ (VAPB) auf der Ämari Air Base für den Nachtflug vorbereitet. Die Aufnahme wurde am 10. März 2017 gemacht.
(Foto: Yvonne Albert/Bundeswehr)


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