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Hamburg. Internationale Konflikte und Krisen, Dauerprobleme der Bundeswehr, Rüstungsexporte und Abrüstungsbemühungen: Seit 50 Jahren berichtet die Sendereihe „Streitkräfte und Strategien“ im NDR-Hörfunk kritisch über Entwicklungen der Militär- und Sicherheitspolitik. Das Format ist einzigartig in der ARD und wird alle 14 Tage – jeweils 30 Minuten lang am Samstagabend und am Sonntag – mit Analysen, Interviews und Reportagen auf NDR Info ausgestrahlt. Die Reihe gibt es auch als Podcast. Die Manuskripte der Sendung werden seit Jahren kostenlos als Newsletter verschickt.

Premiere hatte „Streitkräfte und Strategien“ am 8. Juli 1968. Begründer war der spätere stellvertretende NDR-Hörfunk-Chefredakteur Bernhard Wördehoff. Er war ein Jahr zuvor zum NDR gekommen und galt als intensiver Beobachter der Außen- und Sicherheitspolitik. Wördehoff war der Meinung, dass außen- und sicherheitspolitische Themen in den Medien damals einfach zu wenig Beachtung fanden. Die neue Sendereihe sollte deshalb die aktuelle Nachrichtenlage und Berichterstattung ergänzen und vertiefen. Dabei sollte sie sich allerdings nicht allein auf die deutschen Streitkräfte beschränken. In den Blickpunkt sollten auch Krisen und Konflikte, Rüstungsprozesse und viele andere Themen „mit Reibungspotenzial“ rücken.

Der NDR-Hörfunk hatte sich zuvor bereits in loser Folge mit der Bundeswehr beschäftigt. Die Sendung richtete sich vor allem an junge Leute. Sie hieß „20 Minuten für Wehrpflichtige“ und bot so manche Lebenshilfe für künftige oder frisch eingezogene Rekruten (so wurde beispielsweise einmal die Rolle des Vertrauensmannes in Bundeswehrkompanien erläutert).

Scharfer Verstand, gute Sachkenntnis und penetrante Neugierde

1971 übergab Bernhard Wördehoff (der Journalist verstarb 2002) die Sendereihe an Karl-Heinz Harenberg. Dieser prägte 30 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2001, mit seinem kritischen Ansatz „Streitkräfte und Strategien“ entscheidend.

Der Redakteur hinterfragte offizielle Positionen und stellte unbequeme Fragen. Am Rande von NATO-Tagungen kam es schon mal vor, dass der damalige Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, General Wolfgang Altenburg, mit einem Sendemanuskript in der Hand heftig mit Harenberg über bestimmte Textpassagen stritt. Altenburg nannte Harenberg einen „schwierigen“ Journalisten. Der General hielt es jedoch auch für richtig, mit dem kritischen Geist zu diskutieren, um so dessen „Verständnis für unser Handeln zu finden und Hintergründe und Zusammenhänge zu erläutern“.

In einem Beitrag in dem zum Harenberg-Abschied 2001 erschienenen Buch „Streitkräfte und Strategien: Sicherheitspolitik – kontrovers diskutiert“ schreibt Altenburg: „Harenberg hatte einen scharfen Verstand, verfügte über gute Sachkenntnis und seine Art zu (hinter)fragen war nachgerade penetrant. Was der nicht alles herausfragte und dann noch analysierte und kommentierte.“

14 deutsche Verteidigungsminister bei der Amtseinführung begleitet

Seit 2001 ist Andreas Flocken redaktionell für die Sendereihe verantwortlich. Im Internetauftritt des NDR werden im Bereich SENDUNGEN > STREITKRÄFTE & STRATEGIEN noch einmal wichtige Themen ergänzt und weiter vertieft, Interviews stehen als Langfassung online zusätzlich bereit.

Das Spektrum der in „Streitkräfte und Strategien“ behandelten Themen ist breit. Es geht immer wieder um Aspekte der Inneren Führung der Bundeswehr, aber auch um internationale Krisenherde und Konflikte.

Zu hören waren unter anderem Beiträge über rechtsextremistische Tendenzen in den Streitkräften. Es ging um Soldaten, die ihr Recht auf Gewissensfreiheit durchsetzten; Spitzenoffiziere, die in den Ruhestand versetzt wurden oder aber zuvor selbst ihren Rücktritt eingereicht hatten. Themen waren zudem immer wieder Skandale und Affären wie der Tod von Soldaten auf der „Gorch Fock“ und einer Fregatte. In den vergangenen 50 Jahren hatte sich die Sendereihe zudem mit der Amtsführung von insgesamt 14 deutschen Verteidigungsministern befasst.

Journalistischer Dauerbrenner „Verhältnis des Westens zu Moskau“

Großen Raum in der Berichterstattung und bei den Analysen nahmen der Fall der Mauer und das Ende der Ost-West-Konfrontation ein. Genauso wie die völkerrechtswidrige Inbesitznahme der Krim durch Russland und die damit verbundenen Folgen für das Ost-West-Verhältnis.

Es ging ferner um die Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht und die weitreichenden Konsequenzen daraus, um Auslandseinsätze, die zunehmend zur Hauptaufgabe der Bundeswehr wurden. Und immer wieder musste sich die Sendereihe mit Rüstungsprojekten beschäftigen – etwa mit dem Mehrzweckkampfflugzeug MRCA Tornado, der Beschaffung der sogenannten Einsatzgruppenversorger, dem Eurofighter und dem Problem-Transportflugzeug A400M.

Ein zentrales Thema durchzog die Sendereihe „Streitkräfte und Strategien“ aber von Anbeginn: das Verhältnis der NATO-Staaten zunächst zur Sowjetunion und nun zu Russland.


Randnotiz                                  

Die NDR-Sendung „Streitkräfte und Strategien“ – jeweils 30 Minuten lang auf NDR Info – wird alle 14 Tage ausgestrahlt. Sendetermin: immer in der geraden Kalenderwoche am Samstag um 19:20 Uhr (Wiederholung dann am Sonntag um 12:30 Uhr).
Die wichtigsten Themen der Sendung werden im Internetauftritt des NDR unter ndr.de/streitkraefte ergänzt und weiter vertieft; Interviews werden dort als Langfassung online gestellt.
Auch: https://www.ndr.de/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/index.html

Aus Anlass des Senderjubiläums 50 Jahre „Streitkräfte und Strategien“ blickten Andreas Flocken und Joachim Hagen, der sich bei NDR Info um die Schnittstellen von Kultur und Politik kümmert, vor wenigen Tagen in einer extra langen Ausgabe auf die wichtigsten Entwicklungen und Ereignisse der vergangenen fünf Jahrzehnte zurück. Ihre Sondersendung vom 14./15. Juli 2018 kann als XXL-Podcast heruntergeladen werden (Länge rund 75 Minuten).
Die nächsten Sendetermine in diesem Jahr: 28./29. Juli, 11./12. August, 25./26. August …
Alle Angaben ohne Gewähr.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Karl-Heinz Harenberg war 30 Jahre lang für die Sendereihe „Streitkräfte und Strategien“ zuständig.
(Foto: Detlef Drischel/NDR)

2. Seit 2001 schreibt Andreas Flocken als verantwortlicher Redakteur die Erfolgsgeschichte „Streitkräfte und Strategien“ fort.
(Foto: NDR)

Kleines Beitragsbild: Equipment in einem NDR-Hörfunkstudio.
(Foto: Janis Röhling/NDR)


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