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Mossul (Irak)/Venedig. Eine halbe Million Kinder lebte während der dreijährigen Besatzung durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul. In den von der Dschihadistenmiliz kontrollierten Schulen und Camps wurden viele Kinder und Jugendliche zu Kämpfern und Märtyrern – sprich Selbstmordattentäter – ausgebildet. Man nennt sie den „Lions Club des Kalifats“, viele von ihnen haben für den IS getötet. Seit der Befreiung von Mossul leben Täter und Opfer nebeneinander, vereint im Leid, getrennt im Hass. Bei den 75. Internationalen Filmfestspielen in Venedig, die am gestrigen Samstag zu Ende gingen, erregte ein Dokumentarfilm große Aufmerksamkeit: „The Lost Souls of Mosul“. Die Koproduktion der italienischen Journalistin Francesca Mannocchi und des italienischen Fotografen Alessio Romenzi über das Erbe des IS im Irak stellt der MDR in der aktuellen Kultursendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ vor.

Die Filmemacher Mannocchi und Romenzi haben nach der Befreiung Mossuls die Menschen am Tigris aufgesucht und mit den Kindern gesprochen, die durch die Kriegserlebnisse traumatisiert wurden. Ihre Geschichten sind an Leid und Grausamkeit kaum zu überbieten. Die Kinder bleiben auch nach dem Krieg gefangen in einer Spirale der Gewalt.

Der Nährboden für den Terrorismus von morgen?

Der IS hatte die Metropole im Jahr 2014 erobert und von dort aus ein islamistisches Kalifat in Teilen des Iraks und Syriens ausgerufen. Der Ostteil Mossuls war im Januar 2017 zurückerobert worden. Einen Monat später hatte der Militäreinsatz im Westteil der Stadt begonnen, die internationale Anti-IS-Koalition hatte dabei den Angriff aus der Luft unterstützt. Iraks Ministerpräsident Haidar al-Abadi konnte am 9. Juli 2017 die vollständige Rückeroberung Mossuls verkünden.

Der Film „Isis, Tomorrow. The Lost Souls of Mosul“ geht der Frage nach: Was ist zu tun, um Hunderttausende von Kindern zu retten? Wie können wir verhindern, dass diese Kinder der Nährboden für den Terrorismus von morgen sind? Ein bewegender Dokumentarfilm, der viele Parallelen zur Nachkriegsgeschichte der Deutschen aufzeigt.


Randnotiz                                  

Moderator Max Moor befasst sich in der Kultursendung des Ersten „ttt – titel, thesen, temperamente“ mit den 75. Internationalen Filmfestspielen in Venedig und stellt dabei auch den Dokumentarfilm „Isis, Tomorrow. The Lost Souls of Mosul“ („Verlorene Seelen. Die Kinder des IS“) vor. Der Beitrag von Francesca Mannocchi und Alessio Romenzi lief in Venedig außer Konkurrenz.
Sendetermine: Sonntag, 9. September 2018 (ab 23 Uhr). Wiederholung am Montag, 10. September 2018 (ab 4:15 Uhr).
Alle Angaben ohne Gewähr.


Das Fotomaterial zeigt …
1. … ein Standbild aus dem Dokumentarfilm „The Lost Souls of Mosul“ von Francesca Mannocchi und Alessio Romenzi …
(Foto: Alessio Romenzi/Venice International Film Festival)

2. … und den Moderator Max Moor, der seit November 2007 durch die wöchentliche Kultursendung im Ersten „ttt – titel, thesen, temperamente“ führt.
(Foto: ARD)

Kleines Beitragsbild: Szene aus dem Dokumentarfilm über die „Kinder des IS“.
(Bildschirmfoto: Quelle Trailer des Dokumentarfilms „The Lost Souls of Mosul“)


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