Pabrade (Litauen)/Frankenberg/Berlin. Die Bundeswehr trauert um einen Kameraden. Wie der Presse- und Informationsstab des Verteidigungsministeriums am heutigen Samstag (6. Oktober) mitteilte, ist der Fahrer eines deutschen Bergepanzers kurz nach 15 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit auf dem größten Übungsplatz Litauens, Pabrade, von einem herabstürzenden Kiefernast erschlagen worden. Der Bergepanzer hatte zuvor den Baum gerammt. Auf dem rund 8500 Hektar großen Manövergelände Pabrade findet derzeit im Rahmen der NATO-Beistandsinitiative Enhanced Forward Presence (EFP) die multinationale Übung „Beowulf“ statt.
Nach Auskunft des Ministeriums wurde der Fahrer des Bergepanzers durch das Astwerk schwer am Kopf verletzt. Weiter heißt es in der Presseerklärung: „Trotz Erster Hilfe und der sofort eingeleiteten Rettungskette wurde wenig später der Tod des Soldaten durch einen deutschen Truppenarzt festgestellt. Die Angehörigen sind zwischenzeitlich informiert. Der Vorfall wird derzeit durch deutsche Feldjägerkräfte und die litauischen Behörden untersucht.“
Peter Tauber, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, hatte am Abend den Kurznachrichtendienst Twitter für eine erste Stellungnahme genutzt. Er schrieb: „Ein deutscher Soldat ist im Baltikum in Ausübung seines Dienstes für unser Land und die Freiheit gestorben. Wir werden ihn nicht vergessen und sind in Gedanken bei seiner Familie, den Freunden und seinen Kameraden.“
An der NATO-Übung „Beowulf“, die am 28. September begonnen hat, beteiligen sich mehr als 600 Soldaten aus Belgien, Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden und aus der Tschechischen Republik. Rund 250 leichte und schwere Militärfahrzeuge sind im Einsatz. „Beowulf“ dient der Vorbereitung der Truppen auf die Übungsserie „Iron Wolf“, die im November auf Brigadeebene fortgesetzt wird.
Die Beistandsinitiative des Bündnisses EFP ist auf dem NATO-Gipfel im Juli 2016 in Warschau als Reaktion auf die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und eine fortgesetzte Destabilisierung der Ukraine beschlossen worden. Die Entscheidung, ab 2017 im Rahmen der Enhanced Forward Presence („Verstärkte Vorwärts-Präsenz“) in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen jeweils ein multinationales Bataillon – eine NATO-Battlegroup – einzusetzen, verfolgt zwei Ziele. Zum einen soll damit die Ostflanke der NATO-Verbündeten abgesichert werden, zum anderen geht es um die Abschreckung gegenüber Russland.
Deutschland hat die Federführung für die multinationale Battlegroup in Litauen. Zusammen mit Deutschland beteiligen sich aktuell sechs weitere Nationen – Belgien, Island, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen sowie Tschechien. Die Verbandsführung hat am 2. August das Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen mit Oberstleutnant René Braun als Kommandeur übernommen. Dies ist nun bereits für die Bundeswehr die vierte Rotation. Der deutsche Beitrag in Litauen umfasst stets die Führung, Anteile einer Stabs- und Versorgungskompanie sowie dauerhaft mindestens eine Kampfkompanie.
Neben Kräften des Panzerbataillons 393 sind momentan Bundeswehrangehörige des Versorgungsbataillons 131 (Bad Frankenhausen), des Panzergrenadierbataillons 371 (Marienberg) und des Panzerpionierbataillons 701 aus Gera im Einsatz in Litauen. Alle vier Bataillone unterstehen der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ (Sitz der Brigadeführung ist Frankenberg).
Insgesamt drei weitere EFP-Bataillone befinden sich in Estland (geführt durch Großbritannien), Lettland (geführt durch Kanada) und Polen (geführt durch amerikanische Streitkräfte). Hinzu kommen zahlreiche Kräfte aufgrund von NATO-Rückversicherungsmaßnahmen oder auf Basis bilateraler Abkommen. Ein Beispiel hierfür sind die Kräfte des Air Policing Baltikum.
Im Kern bestehen alle Bataillone aus mechanisierten und infanteristischen Kräften. Anlassbezogen – etwa bei Übungsvorhaben – werden Verstärkungskräfte wie ABC-Abwehr oder Artillerie zugeführt.
Unser Symbolbild vom 14. Juni 2017 zeigt einen Bundeswehrpanzer auf dem Truppenübungsplatz Pabrade in Litauen während der damaligen Übung „Iron Wolf“.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Das Symbolfoto vom 14. Juni 2015 wurde bei einem Feldgottesdienst amerikanischer Soldaten auf dem Übungsplatz Pabrade gemacht.
(Foto: Paul Peterson/U.S. Marine Corps)