Osnabrück/Baumholder. Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr mehr Geld in die Nachwuchswerbung gesteckt. Die Gesamtausgaben stiegen 2017 um 1,1 Millionen auf 35,2 Millionen Euro. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung beziehungsweise des Verteidigungsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor. Am Freitag (8. Juni) berichtete darüber die Neue Osnabrücker Zeitung. Das Ministerium wehrt sich in der Antwort auch gegen den Vorwurf, nicht sachlich genug zu informieren. Bei der Nachwuchswerbung würde die Darstellung der Bundeswehr als „sinnstiftender und qualifizierender Arbeitgeber“ im Vordergrund stehen und nicht etwa Elemente wie „Fun und Action“, heißt es in dem Schreiben. Dass die Truppe bei ihren werbenden Auftritten in der Öffentlichkeit sehr wohl auf Ausgewogenheit zwischen sachlicher Information und unterhaltenden Elementen achtet, zeigte sich einmal mehr am gestrigen Samstag (9. Juni) beim „Tag der Bundeswehr“.
Wir hatten uns von den 16 Standorten in Deutschland, in den sich die Bundeswehr „zum Anfassen“ präsentierte, Baumholder ausgesucht. Rund eineinhalb Autostunden vom Redaktionssitz Oberwesel am Rhein entfernt, war diese Tour an einem schwülen Samstagvormittag gerade noch so „im grünen Bereich“. Mehr Fahrerei hätte es bei steigenden Temperaturen auch nicht sein dürfen, erste Gewitter begleiteten uns bereits über den Hunsrück, bei Ankunft in der Garnisonsstadt Baumholder mussten wir die Regenschirme aufspannen.
Das Angebot auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes und im Lager Aulenbach war so vielfältig und umfangreich, dass die sieben Stunden, in denen das Gelände für die Besucher geöffnet war, wie im Flug vergingen. Leider machte das Wetter – heftiger Regen und Gewitter – den Organisatoren und zahllosen Helfern in Baumholder einen dicken Strich durch die Kalkulation: Man hatte mit 15.000 Besuchern gerechnet, am Schluss waren es dann doch „nur“ rund 8000 Interessierte, die zwischen 10 und 17 Uhr an den Eingangskontrollen gezählt wurden.
Den „Tag der Bundeswehr“, mit dem unsere Streitkräfte für sich werben wollen, gibt es seit 2015. Der Informations- und Aktionstag findet stets bundesweit statt – in diesem Jahr von Flensburg im Norden bis Murnau im Süden, von Bonn im Westen bis Dresden im Osten Deutschlands. Auch in Rostock, Appen und in Hamburg, in Oldenburg, Meppen und Wunstorf, in Holzdorf, Erfurt, in Baumholder und Mannheim, sowie in Ingolstadt und in Feldkirchen konnte die Bevölkerung mit der Truppe und den unterstützenden Bereichen „auf Tuchfühlung gehen“. Bereits zur Mittagszeit waren an den 16 Veranstaltungsorten mehr als 100.000 Besucher insgesamt gezählt worden, meldete das Verteidigungsministerium.
Auf dem Truppenübungsplatz Baumholder gab es am Samstag Gelegenheit, Technik der Bundeswehr im Einsatz zu erleben und dabei zu sehen, wie das im Einklang mit der Natur funktioniert. Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr als Gastgeber hatte gemeinsam mit der Artillerietruppe und zahlreichen anderen Teilen der Bundeswehr dafür ein spannendes und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.
So demonstrierten die Soldaten aus Idar-Oberstein im Gelände die Bandbreite und das Zusammenspiel ihrer Waffensysteme. Dazu gehörten die Panzerhaubitze 2000, der Kampfpanzer Leopard 2, der Raketenwerfer MARS sowie Aufklärungsfahrzeuge und Drohnen.
Bei einer Busrundfahrt über das gut 11.000 Hektar Gelände des Truppenübungsplatzes konnten die Besucher dann feststellen, dass sich die Umwelt hier ganz besonders gut entfaltet. Auf dem weiträumigen Militärareal in Baumholder haben mehr als 100 Vogelarten eine Heimat gefunden. Hinzu kommen Luchse und Wildkatzen und seltene Pflanzen. Die interaktive Umweltschutz-Ausstellung der Bundeswehr lieferte zu diesem Thema weitere nachhaltige Informationen.
Neben Natur und Technik standen in Baumholder mit seinem Lager Aulenbach natürlich auch die Menschen in der Bundeswehr im Mittelpunkt des Aktionstages. Soldaten und Zivilbedienstete aus allen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen gaben geduldig Auskunft über ihren Berufsalltag und das Gesamtpaket „Arbeitgeber Bundeswehr“.
Wir konnten am Samstag in Baumholder beobachten, dass viele Jugendliche am Dienst in den Streitkräften oder an einem Job im zivilen Bereich der Bundeswehr ernsthaft interessiert sind. Alle Informationsstände waren gut und ständig besucht, die Berater im Karrieremobil der Bundeswehr kamen kaum zu einer Pause und mussten eine Menge Detailfragen beantworten.
Dass die Veranstalter bei ihrem Aktionstag auch direkte Konkurrenz im „Kampf um die besten Köpfe“ mit ins Programm aufnahmen, entlarvt Aussagen wie die der Linken-Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke als Unsinn. Jelpke hatte in der Anfrage an die Bundesregierung zur Nachwuchswerbung der Bundeswehr beklagt: „In der Öffentlichkeit kann man sich kaum noch bewegen, ohne mit Militärreklame konfrontiert zu werden. Das ist nichts weniger als eine Militarisierung des Alltags.“
Nicht mal am „Tag der Bundeswehr“ in Baumholder konnte von überbordender „Militärreklame“ die Rede sein. Ganz im Gegenteil! So manch ein qualifizierter Kandidat, den die Truppe oder Verwaltung gerne in ihren Reihen gesehen hätte, informierte sich ausführlich über Berufschancen bei der Feuerwehr, beim Technischen Hilfswerk oder bei einem der vertretenen Verbände. Vielfalt der Berufsangebote, nicht „Militarisierung des Alltags“ …
Am Ende eines langen Programms belohnten wir uns im Lager Aulenbach noch mal selbst: mit dem fantastischen Sound der Musiker der U.S. Army Europe Band und mit kulinarischen Highlights von der Kochnationalmannschaft der Bundeswehr. Im nächsten Jahr wollen wir uns wieder einen „Tag der Bundeswehr“ gönnen …
Zu unserer Bildsequenz „Tag der offenen Tür 2018 in Baumholder“:
1. Bereits am Vormittag hatten viele Besucher die Eingangsbereiche in Baumholder/Lager Aulenbach passiert und sahen sich auf dem weitläufigen Ausstellungsgelände um.
(Foto: Markus Ihmels/Bundeswehr)
2. Los geht’s – wir hoffen auf einen tollen Tag bei der Truppe!
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)
3. Fahrzeuge und Großgerät der Bundeswehr – ebenfalls „zum Anfassen“.
(Foto: Sergej Jarosch/Bundeswehr)
4. Im Lager Aulenbach präsentierten sich am „Tag der Bundeswehr“ alle Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche – die deutsche Marine war mit einem Modell ihrer künftigen Fregatte F225 „Rheinland-Pfalz“ vertreten, viertes Schiff der neuen Fregattenklasse F125.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)
5. Der Aktionstag in Baumholder zog viele Jugendliche an, die sich vor Ort über die Streitkräfte und auch bei anderen möglichen Arbeitgebern informierten.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)
6. Den ganzen Samstag über gut besucht: das Karrieremobil der Bundeswehr.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)
7. Ließen Regen und Gewitter im Lager Aulenbach komplett vergessen – die Musiker der U.S. Army Europe Band.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)
8. Ein Mitglied der Kochnationalmannschaft der Bundeswehr in Baumholder bei der Zubereitung von Desserts.
(Foto: Markus Ihmels/Bundeswehr)
9. Stürmischer Tag auf dem Truppenübungsplatz – Team bundeswehr-journal blieb wetterfest und hielt bis Toresschluss durch.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)
Kleines Beitragsbild: Hinweis auf den Aktionstag in einem Fahrzeug der Bundeswehr.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)
Die Eindrücke des Autors für den Standort Baumholder kann ich für die Standorte Bonn und Mannheim bestätigen, die von mir besucht wurden. Hier regnete es allerdings nicht. Einige Besucher hatten aber Probleme mit der Hitze. Ihnen konnte von anwesenden Sanitätssoldaten geholfen werden.
Die Soldaten und Zivilisten, die die Bundeswehr auf diesen Veranstaltungen vertreten und repräsentieren, sind kompetent, engagiert und verfügen über eine gehörige Portion Humor.
Der Tag der Bundeswehr gibt der Bevölkerung die Möglichkeit, sich neben den Aufgaben der Bundeswehr auch über die sehr große Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten im militärischen wie zivilen Bereich zu informieren. Viele der Besucher schienen darüber überrascht zu sein.
In meinen Augen ist der Tag der Bundeswehr eine gelungene Veranstaltung, die auf jeden Fall jedes Jahr wiederholt werden sollte.