Berlin. Unwürdiger Augenblick am gestrigen Donnerstag (15. März) im Deutschen Bundestag. In der Aktuellen Stunde am Nachmittag, in der es um das Thema „Gefahr eines Handelskrieges und die Auswirkungen auf die Finanzplanung des Bundes“ ging, äußerte sich der AfD-Abgeordnete Armin-Paulus Hampel in seinem Debattenbeitrag plötzlich abfällig über die Bundeswehr und ihre Soldaten. „Unsere Bundeswehr ist ein verwahrloster Trümmerhaufen“, so Hampel. Als der Politiker der AfD das Rednerpult verlassen hatte, konnte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) ihren Ärger nicht unterdrücken. „Ich kann sagen, dass ich nicht glaube, dass unsere Soldatinnen und Soldaten verwahrloste Trümmerfrauen oder Trümmermänner sind“, rief sie Hampel unter Beifall aus dem Plenum zu.
Armin-Paulus Hampel sprach in seinem Beitrag zur Aktuellen Stunde zunächst über das handelspolitische Konfliktpotenzial zwischen Deutschland und der EU auf der einen und den USA auf der anderen Seite. Der AfD-Politiker, der Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages ist und als Kapitänleutnant der Reserve durchaus einen inneren Zugang zur Truppe hat, griff dann eine Forderung von US-Präsident Donald Trump auf und befasste sich mit den nationalen Verteidigungsausgaben.
Wörtlich sagte Hampel: „Wenn die USA einfordern, dass wir endlich unserer vertraglichen Verpflichtung nachkommen – das wurde parallel zu der Androhung der Strafzölle gefordert – und zwei Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung aufwenden sollen, dann ist das aus amerikanischer Sicht recht und billig. Unsere Bundeswehr ist ein verwahrloster Trümmerhaufen. Daran ist diese Bundesregierung schuld. Das hat man in Washington schon längst wahrgenommen.“
Er fuhr dann – kurz unterbrochen von Gelächter bei den Grünen und durch Zwischenrufe von der Union – in seinem Manuskript fort: „Zwei Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung aufzuwenden, würde dazu führen, dass wir international nicht weiter der Lächerlichkeit preisgegeben werden mit Waffensystemen, die alle nicht funktionieren, sondern dass wir wieder ein anerkannter Partner auf Augenhöhe auf dem internationalen Parkett werden. Wenn Ihnen das entgangen ist, dann fahren Sie in die Welt und reden mit den jeweiligen Regierungen und erfahren Sie, welchen Stand Deutschland heute genießt. Uns wird der rote Teppich ausgerollt – ja, das ist so. Bei allem anderen nimmt man uns aber immer weniger ernst. Das sollten wir schleunigst ändern.“
Nach der Rüge für Hampel durch Vizepräsidentin Roth knöpfte sich später auch noch der CDU-Abgeordnete Ralph Brinkhaus im Parlament den AfD-Mann vor. Brinkhaus, der vor seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften einen zwölf Monate dauernden Wehrdienst bei den Panzerjägern absolviert hatte, sagte erzürnt: „Meine Damen und Herren, wer die Bundeswehr als verwahrlosten Trümmerhaufen bezeichnet, der beleidigt 180.000 Soldaten, die ihr Leben für dieses Land hingeben. Das ist eine unglaubliche Entgleisung, die hier im Deutschen Bundestag nicht zu dulden ist.“ Außer der AfD applaudierten alle anwesenden Fraktionen.
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Maik Beermann kommentierte den Eklat im Bundestag. Am späten Nachmittag meldete er sich erbost in den sozialen Netzwerken zu Wort: „Armin-Paul Hampel von der AfD bezeichnet die Bundeswehr in Debatte als ,verwahrlosten Trümmerhaufen“. Schämen Sie sich! Das ist beleidigend für alle 180.000 Soldatinnen und Soldaten, die für unsere Sicherheit den Kopf hinhalten.“
Zu unserem Bildmaterial:
1. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Armin-Paulus Hampel am 15. März 2018 am Rednerpult des Deutschen Bundestages. Bei diesem Auftritt bezeichnete er die Bundeswehr als einen „verwahrlosten Trümmerhaufen“.
(Videostandbild: Video Deutscher Bundestag)
2. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth bei ihrer Erwiderung nach der Hampel-Rede. Sie könne nicht glauben, so die Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen, dass „unsere Soldatinnen und Soldaten verwahrloste Trümmerfrauen oder Trümmermänner sind“.
(Videostandbild: Video Deutscher Bundestag)
Kleines Beitragsbild: Leistete sich am 15. März 2018 während einer Aktuellen Stunde im Deutschen Bundestag einen schweren verbalen Übergriff auf die Bundeswehr – AfD-Redner Hampel.
(Videostandbild: Video Deutscher Bundestag)
Wenn sich jetzt Frau Roth von den Grünen […] vor die Truppe stellt, so kann ich als ehemaliger SaZ 12 nur mit dem Kopf schütteln. Die Grünen als Sachwalter der Soldaten? Dass die Mehrheit des Bundestags dann noch Beifall klatscht, ist mehr als bezeichnend. Dort sitzen doch die Verantwortlichen für den schlechten Zustand der Bundeswehr. Wer die Kritik am Zustand der Bundeswehr als Kritik an den Soldaten auffasst, der […] will von seinem Versagen ablenken.
Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Land in Europa kommt seiner Verpflichtung in der Landes- und Bündnisverteidigung nicht nach! Unsere Soldaten sind schlecht ausgestattet, werden nicht wertgeschätzt und seit 17 Jahren in einen sinnlosen Einsatz nach Afghanistan geschickt.
Hier erwarte ich auch mal eine Stellungnahme des Bundespräsidenten, der als Außenminister die Zwei-Prozent-Forderung mitunterschrieben hat.
Verstehe jetzt nicht, wo die „Entgleisung“ sein soll. Herr Hampel hat hier ein definitiv herrschendes Problem der desolaten technischen Situation der Bundeswehr angesprochen. Leicht zu Empörende mögen sich da am Wort „Trümmerhaufen“ stören. Aber genau das signalisiert ja ihre offensichtlich fehlende Einsicht, Bereitschaft und vielleicht auch Fähigkeit, die Situation zu verbessern.
Der Versuch sich hinter politischer Korrektheit mit Wischiwaschi-Jargon zu verstecken, hat seinen Peak längst erreicht und ausgedient. Tatsächlich beginnt eine Ära, wo in allen Bereichen manifestierter Versäumnisse nun die Dinge beim Namen genannt und Nägel mit Köpfen gemacht werden müssen.
Die AfD ist nun wirklich nicht eine Partei nach meinem Geschmack und ich frage mich, warum Veteranen, Reservisten und wahrscheinlich auch aktive Soldaten ihre politische Heimat in dieser Partei suchen. Werden sie beispielsweise in CDU und SPD mit ihren Problemen nicht wahrgenommen?
Die Behauptung, die Bundeswehr sei ein Trümmerhaufen, ist sicherlich sehr übertrieben. Unterhält man sich aber mit Soldaten aller Dienstgrade, so muss man schon feststellen, dass es einiges zu bemängeln gibt, was den Zustand der technischen Ausrüstung angeht. Es betrifft sowohl Neuanschaffungen wie auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Diesen Zustand haben im Wesentlichen unsere Politiker durch falsche Sparmaßnahmen zu verantworten; nicht unsere Soldaten.
Die so oft beschworenen und von der Bundesregierung zugesagten „zwei Prozent“ finden sich im Koalitionsvertrag nicht wieder. Ferner kann ich mich manchmal des Eindruckes nicht erwehren, dass die politische Führung den Begriff der „Inneren Führung“ zwar häufig verwendet, aber ihn nicht verstanden hat oder es nicht wirklich sehr gerne sieht, wenn ein Soldat sich als Bürger in Uniform verhält. Die Bundeswehr hat noch lange nicht den Stellenwert in der Politik erreicht, der ihr zusteht.
„Unsere Bundeswehr ist ein verwahrloster Trümmerhaufen“ …
Wie kann man nur vom Zustand der Bundeswehr auf den Zustand der Soldaten schließen? Und dann wird [Claudia] Roth, welche darüber hinaus den Satz vollkommen aus dem Zusammenhang riss, applaudiert und in den Medien gefeiert. [..]
Dass sich dieser Satz überwiegend auf die technisch unhaltbare Situation und eine Ersatzteillage wie zu Zeiten der DDR bezieht, erschließt sich mir […]. Wenn ich an meine Zeit bei der Bundeswehr denke und überlege, wie viele Fahrzeuge aus unserem Fuhrpark wirklich einsatzbereit waren und fuhren, [so trifft] der Satz dieses Afd-Politikers voll und umfänglich [zu]! […]
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Lieber Leser,
Sie haben sich zu unserem Beitrag „AfD hält Bundeswehr für verwahrlosten Trümmerhaufen“ geäußert, das freut uns. Sie haben aber leider unsere Kommentarregeln missachtet. So sollte der Kommentar sachlich und keinesfalls beleidigend sein. Kommentare, die andere Personen diskriminieren, werden von uns vor Veröffentlichung entsprechend journalistisch überarbeitet (nicht zensiert!) oder sogar ganz gelöscht. Danke für Ihr Verständnis, die Redaktion.
Wenn ich mir die Berichterstattungen zur Einsatzfähigkeit unserer Bundeswehr in den Medien durchlesen, komme ich als Außenstehender auch zu dem Eindruck, dass unsere Bundeswehr „in Trümmern“ liegt.
Seit zwei Tagen soll angeblich ein (!) Uboot wieder laufen. Ein Uboot? Wie lächerlich ist das denn? Da schenken wir drei nach Israel und haben selbst keines, das einsatzbereit ist?
Da kann ich den AfD Mann gut verstehen, wenn er im politischen Diskurs den rhetorischen Bogen überspannt und den Zustand der Bundeswehr auf diese Weise deutlich macht. Die CDU-Leute hätten mal lieber nicht klatschen sollen, liegt die Verantwortung doch eher bei denen.