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New York/Kunduz (Afghanistan). Alarmierende Zahlen zur Sicherheitslage in Afghanistan teilte in diesen Tagen das Büro der Vereinten Nationen zur Koordinierung humanitärer Hilfe (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, OCHA) mit. Demnach sollen seit Jahresbeginn mehr als 210.000 Menschen wegen der anhaltenden Kämpfe zwischen Aufständischen und Regierungskräften ihre Heimatorte fluchtartig verlassen haben. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben bislang durch den endlosen Konflikt am Hindukusch etwa 1,2 Millionen Afghanen ihr Zuhause verloren.

Dem aktuellen Afghanistan-Wochenreport von OCHA zufolge sind im Zeitraum 1. Januar bis 22. August 2017 insgesamt 212.439 Menschen in Afghanistan aus Städten und Dörfern geflüchtet. Die OCHA-Statistik registriert dabei für die Berichtswoche 21. bis 27. August eine Zunahme um rund 10.300 Binnenflüchtlinge im Vergleich zur Vorwoche.

Die anhaltenden Gefechte, die sich die nationalen Sicherheitskräfte mit radikal-islamischen Taliban sowie anderen Gruppierungen liefern, haben zu teilweise massiven Flüchtlingsbewegungen in 30 der 34 afghanischen Provinzen geführt.

Abzug der Bundeswehr hinterließ ein gefährliches Vakuum

Die meisten Kriegsvertriebenen gab es im ersten Halbjahr 2017 im Norden und Nordosten Afghanistans – Regionen, die nach dem Abzug der Bundeswehr im Herbst 2013 zum bevorzugten Kampfgebiet der Aufständischen wurden. Von hier stammen 41 Prozent der in diesem Jahr geflüchteten Afghanen, seit dem 1. Januar bis jetzt rund 88.200 Personen. Alleine in der Provinzhauptstadt Kunduz haben die Behörden und Hilfsorganisationen erst jetzt wieder 1500 neue Flüchtlinge registrieren müssen.

22 Prozent aller in diesem Jahr erfassten Kriegsvertriebenen kommen aus den schwer umkämpften südlichen und südöstlichen Landesteilen Afghanistans (laut OCHA rund 48.500 Menschen). Aus dem Osten Afghanistans, in dem die nationalen Sicherheitskräfte gemeinsam mit amerikanischen Spezialeinheiten neben den Taliban auch bewaffnete Banden des sogenannten „Islamischen Staates“ bekämpfen, stammen 17 Prozent der registrierten Flüchtlinge (fast 36.400).

Flüchtlingsbewegungen gibt es in Afghanistan auch in den Westprovinzen (13 Prozent aller landesweit Kriegsvertriebenen, laut OCHA rund 27.800). In Zentralafghanistan wurden mehr als 11.600 Binnenflüchtlinge erfasst (etwas mehr als fünf Prozent der im Zeitraum 1. Januar bis 22. August 2017 von OCHA gemeldeten Gesamtzahl).

Stephen O’Brien, Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen und Chef von OCHA, hatte sich vor einigen Monaten am Hindukusch persönlich ein Bild von den Zuständen in den Flüchtlingscamps machen können. Nach seiner Rückkehr warnte der Brite eindringlich: „Ganze Familien haben ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage verloren. Vertriebene müssen in Zelten hausen, die Erwachsenen und die Kinder hungern, Schulbildung oder andere minimale Ausbildung gibt es nicht. Das zyklische Muster anhaltender Konflikte in Afghanistan muss endlich aufhören, damit dort nicht noch eine ganze Generation von Kindern durch Krieg und Leid verloren geht.“


Zu unserer Bildauswahl:
1. Mütter mit ihren Kindern in einer Flüchtlingsunterkunft in der Provinz Sar-E Pul.
(Foto: Eric Kanalstein/UNAMA)

2. April 2017 – afghanische Flüchtlinge in Torkham. Die Grenzstadt liegt in der Provinz Nangarhar unmittelbar an der Ostgrenze Afghanistans zu Pakistan.
(Foto: Kirk L. Kroeker/UNAMA)

3. Humanitäre Soforthilfe der Vereinten Nationen für Flüchtlinge in der Provinzhauptstadt Kunduz. Die Aufnahme wurde im Dezember 2015 gemacht.
(Foto: Shamsuddin Hamedi/UNAMA)


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