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Koblenz/München. Kurz vor Ende der Legislaturperiode hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages noch über Rüstungsvorhaben in Milliardenhöhe beraten. Die Beschaffungsentscheidungen wurden am 21. und 28. Juni getroffen. Wir wollen uns in loser Folge mit dem einen oder anderen Bundeswehr-Projekt näher befassen. Heute ist dies der Tagesordnungspunkt 22 des Haushaltsausschusses „Streitkräftegemeinsame, verbundfähige Funkgeräte-Ausstattung (SVFuA)“. Ausgerüstet werden sollen damit zunächst 50 Führungsfahrzeuge Schützenpanzer Puma und GTK Boxer. Dieser Auftrag entspricht einem Finanzvolumen von rund 80,9 Millionen Euro. Hinzu kommen Zusatzverträge in Höhe von etwa 10,6 Millionen Euro. Die Auftragsvergabe beinhaltet außerdem eine „Option zur Beschaffung von 475 [weiteren] SVFuA“.

Den Auftrag für die Ausrüstung von zunächst 50 Führungsfahrzeugen mit der „Streitkräftegemeinsamen, verbundfähigen Funkgeräte-Ausstattung“ (SVFuA) hat das in München ansässige Unternehmen Rohde & Schwarz erhalten. Den Beschaffungsvertrag unterzeichneten Vertreter des Elektronikkonzerns am 29. Juni in Koblenz im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Vorausgegangen war eine mehrjährige Systementwicklung.

SVFuA ist eine vorgezogene Maßnahme im Programm „Mobile Taktische Kommunikation“ – kurz MoTaKo – zur Digitalisierung der taktischen Kommunikation der Bundeswehr. Die Funksysteme arbeiten nach dem Prinzip des Software Defined Radio (SDR) und garantieren sichere, vertrauenswürdige Kommunikation bis zur Geheimhaltungsstufe GEHEIM. Rohde & Schwarz greift beim Bau der SVFuA nach eigenen Angaben auf die „konzerneigene Entwicklung von Kryptologie als nationale Schlüsseltechnologie“ zurück (siehe auch unseren früheren Beitrag).

Lieferung der ersten Tranche des Gesamtsystems bis zum Jahr 2020

Ausgerüstet werden zunächst 50 Führungsfahrzeuge der Typen „Schützenpanzer Puma“ und „Gepanzertes Transportkraftfahrzeug (GTK) Boxer“. Diese erste Tranche des Gesamtsystems SVFuA soll bis zum Jahr 2020 produziert und geliefert werden.

Die im Beschaffungsvertrag festgelegte rahmenvertragliche Weiterverpflichtung erlaubt es der Bundeswehr, innerhalb eines Zeitraums von sieben Jahren weitere SVFuA-Systeme zu bestellen (die Rede ist von einer „Option zur Beschaffung von 475 SVFuA“).

Harald Stein, Präsident des BAAINBw, sagte bei der Vertragsunterzeichnung: „Die Ausrüstung der ersten Führungsfahrzeuge Puma und Boxer mit SVFuA ist ein wichtiger Schritt in Richtung MoTaKo.“ In diesem Zusammenhang bezeichnete er das beteiligte Rüstungsunternehmen Rohde & Schwarz als „technologisch führenden Partner für dieses zentrale Modernisierungsprojekt“ der deutschen Streitkräfte.

Joint Venture von Rohde & Schwarz und der Düsseldorfer Rheinmetall AG

Der Münchner Konzern war 2009 von der Bundeswehr damit beauftragt worden, als Projektverantwortlicher das Gesamtkonzept und -system zu erstellen, ein systembestimmendes Grundgerät zu entwickeln und anschließend nachzuweisen, dass es in Serie gefertigt werden kann. 2016 hatte dann das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Zulassungsfähigkeit bis zum Geheimhaltungsgrad GEHEIM bestätigt. Vorausgegangen war im Rahmen der Kundenabnahme die Zertifizierung nach dem international anerkannten Software Communications Architecture-Standard (SCA).

Nach der Vertragsunterzeichnung im BAAINBw wies Rohde & Schwarz in einer Pressemitteilung darauf hin, dass die Bundeswehr mit SVFuA über „alle wesentlichen Mittel zur Gestaltung und vor allem zum Schutz der Informationshoheit“ verfügen werde. Bei multinationalen Einsätzen könnten den Bündnispartner jetzt auch die entsprechenden Schnittstellen angeboten werden, so das Unternehmen. Mit dem System SVFuA lege die Truppe quasi den „Grundstein für eine moderne und somit zukunftsfähige taktische Kommunikation“. Auch seien alle Anforderungen an die Interoperabilität mit Partnern berücksichtigt worden.

Abschließend heißt es im Pressetext des Unternehmens: „Mit der Beschaffung von SVFuA geht die Bundeswehr den ersten Schritt bei der Modernisierung der taktischen Kommunikation im Rahmen des Programms MoTaKo. Um diese Projekte langfristig zu begleiten, hat sich Rohde & Schwarz entschieden, gemeinsam mit der Rheinmetall AG ein Joint Venture für ein Angebot als Generalunternehmer zu gründen. Dabei können beide deutschen Unternehmen auf ein breites Portfolio an vertrauenswürdiger Technologie und langjährige Erfahrung in komplexen Vorhaben zurückgreifen.“


Zu unserem Bildmaterial:
1. Das SDR-Grundgerät für die „Streitkräftegemeinsame, verbundfähige Funkgeräte-Ausstattung“ der Bundeswehr.
(Foto: Rohde & Schwarz)

2. Vertragsunterzeichnung am 29. Juni 2017 im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Koblenz, von links: Holger Göbel (Rohde & Schwarz), Harald Stein (Präsident des Bundesamtes), Hartmut Jäschke (Leiter des Bereichs „Sichere Funkkommunikationssysteme“ bei Rohde & Schwarz) sowie die Amtsgruppenleiter Hans-Georg Neuheuser und Ellen Diewald.
(Foto: BAAINBw)


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