München. Die Lage der globalen Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie bleibt gut. Die Branche konnte ihren Umsatz im letzten Jahr um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Bei den Verkehrsflugzeugen gibt es einen Auftragsbestand, der sich mit mehr als 13.000 Flugzeugen nach wie vor auf Spitzenniveau bewegt. Die weltweiten Verteidigungsausgaben sind in den vergangenen Jahren leicht angestiegen; es wird erwartet, dass sich diese Entwicklung beschleunigt. Trotz der allgemein positiven Trends gibt es auch Schatten. So leidet der Markt für Helikopter weiterhin stark unter der geringen Nachfrage. Dies hat vor allem mit dem Fehlen neuer militärischer Hubschrauberprogramme in Europa zu tun. Nachzulesen sind diese Standortbestimmungen und Vorhersagen in der aktuellen Studie „Aerospace & Defense“ von AlixPartners. Das global agierende Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in New York analysiert regelmäßig die Schlüsseltrends der Branche.
AlixPartners geht davon aus, dass der weltweite Anstieg der Verteidigungsbudgets den Firmen und Konzernen „eine große Chance“ eröffnen wird. Der Trend hin zu einer eigenständigeren europäischen Verteidigungsfähigkeit, der im Jahr 2016 festgestellt werden konnte, habe sich durch die politischen Ereignisse der jüngeren Zeit verstärkt: Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, das Votum für den Brexit und die wiedererstarkte deutsch-französische Achse.
Mehrere Länder – darunter auch Deutschland und Frankreich – hätten sich zu Mehrausgaben verpflichtet, während anhaltende Krisen in der Ukraine, im Nahen Osten und im Südchinesischen Meer die Verteidigungsausgaben in den betroffenen Regionen weiter anwachsen ließen. 2016 hätten sowohl die Europäische Union als auch die USA ihre Verteidigungsausgaben im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent erhöht. Parallel dazu sei das weltweite Verteidigungsbudget zum ersten Mal seit 2011 in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gestiegen, so AlixPartners in ihrer Studie.
Weiter analysiert das Beratungsunternehmen: „In diesem Kontext suchen die großen europäischen Verteidigungsunternehmen nach Wegen, wettbewerbsfähig zu bleiben und den zunehmenden Trend zu ,Buy American‘ entgegenzutreten.“ Diese Tendenz sei bereits in Osteuropa zu beobachten (beispielsweise in Polen) und könnte auch in Westeuropa Nachahmer finden. „Als Resultat hieraus dürfte sich wahrscheinlich eine Marktkonsolidierung ergeben, verbunden mit einer Reduktion redundanter Produktangebote der europäischen Verteidigungsindustrie, etwa bei Militärfahrzeugen, Schiffen, Kampfflugzeugen und Helikoptern“, vermutet die Expertise.
Stefan Ohl, Leiter des Bereichs „Aerospace & Defense-Practice“ bei AlixPartners Deutschland, kommentiert die Gesamtlage und die zu erwartenden weiteren Entwicklungen: „In den letzten zwölf Monaten hat die weltweite Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie hauptsächlich von weiter steigenden Produktionsvolumina bei zivilen Verkehrsflugzeugen und vom Anstieg der Verteidigungsausgaben profitiert. Die Außen- und Verteidigungspolitik der US-Regierung wird wahrscheinlich zu einer Steigerung der Ausgaben seitens der USA führen. Und der Druck auf die NATO-Mitglieder, bei den Verteidigungsausgaben das Zwei-Prozent-Ziel des Bruttoinlandsprodukts zu erreichen, dürfte auch in Europa die Verteidigungsbudgets erhöhen und neue Chancen für agile europäische Verteidigungsunternehmen eröffnen.“
Die sich verändernden Bedrohungen erforderten von der europäischen Verteidigungsindustrie die Entwicklung bezahlbarer, vielseitig einsetzbarer und schnell auf den Markt zu bringender Lösungen für den Gefechts- und den Anti-Terror-Einsatz, prognostiziert Ohl.
Symbolbild zu „Globale Aerospace & Defense-Studie 2017“ des Unternehmens AlixPartners.
(Bild: AlixPartners)