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Genf/Rom. In den vergangenen Tagen sind vor der libyschen Mittelmeerküste wieder zahlreiche Flüchtlinge und Migranten bei dem Versuch, Europa mit seeuntauglichen Booten zu erreichen, gestorben. So barg am gestrigen Samstag (25. November) die libysche Küstenwache rund 30 Menschen nur noch tot aus dem Wasser, nachdem deren Schiff bei starkem Seegang gekentert war. 44 Migranten – vor allem aus Somalia – habe man retten können, hieß es. An anderer Stelle konnten Retter noch rechtzeitig ein Holzboot in Seenot erreichen und 400 Menschen heil an Land zurückbringen. Auch die deutsche Marine hat vor wenigen Tagen wieder Personen aus Seenot gerettet. Die Internationale Organisation für Migration bezeichnete nun in einem am Freitag (24. November) erschienenen Bericht das Mittelmeer als die „mit Abstand tödlichste Grenze“ weltweit. In diesem Jahr sind bislang bereits rund 3000 Männer, Frauen und Kinder bei ihrer riskanten Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen.

Die europäische Südgrenze im Mittelmeer ist für Migranten und Flüchtlinge nach einem Bericht der in Genf ansässigen Internationalen Organisation für Migration (International Organization for Migration, IOM) „die gefährlichste und tödlichste Grenze der Welt“. Von 2000 bis Mitte 2017 seien dort „mindestens 33.761 Menschen“ ums Leben gekommen oder würden vermisst, heißt es in der am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellten Studie.

Die Arbeit von Philippe Fargues, Professor am European University Institute in Florenz, trägt den Titel „Four Decades of Cross-Mediterranean Undocumented Migration to Europe“ (frei übersetzt „Vier Jahrzehnte undokumentierter Migration über das Mittelmeer nach Europa“).

Längere und gefährlichere Ausweichrouten werden weitere Todesopfer fordern

Fargues fürchtet, dass die Zahlen in Wahrheit noch deutlich höher ausfallen. In diesem Jahr (der Bericht umfasst Angaben bis spätestens 23. November) kamen nach Angaben von IOM bislang 161.010 Flüchtlinge und Migranten über das Mittelmeer nach Europa, drei Viertel davon nach Italien. Im Vorjahr 2016 waren es 363.401 registrierte Ankünfte gewesen.

Seit Januar dieses Jahres verloren nach Kenntnis der Organisation auf den Mittelmeerrouten 2993 Menschen ihr Leben (oder gelten als vermisst). Weltweit starben von Januar bis Mitte November 2017 nach IOM-Angaben insgesamt 5080 Menschen bei ihrer riskanten Reise. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass seit den 1970er-Jahren mehr als 2,5 Millionen Migranten und Flüchtlinge die Weiten des Mittelmeers Richtung Europa passiert haben.

Die Fargues-Studie befasst sich auch mit dem Rückgang der Todesfälle und nennt dafür als Gründe die Vereinbarung der Europäischen Union mit der Türkei sowie das Vorgehen der libyschen Küstenwache. Der Autor warnt allerdings: „Nun aber kürzere und weniger gefährliche Fluchtrouten zu schließen, kann zu längeren und gefährlicheren Ausweichrouten führen und die Wahrscheinlichkeit weiterer Todesfälle erhöhen.“

Deutsche Marine rettete bisher 22.029 Menschen aus Seenot

Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ nahm am Donnerstag (23. November) rund 130 Kilometer vor der libyschen Küste 90 Schiffbrüchige an Bord. Dabei arbeitete die Besatzung unter Fregattenkapitän Christian Schultze auch eng mit zwei zivilen Rettungsschiffen, der „Aquarius“ und der „Open Arms“, zusammen. Das Maritime Rescue Coordination Center (MRCC) in Rom steuerte die Hilfsaktion.

Nach Abschluss der Rettung hatte die deutsche Fregatte 22 Männer, 15 Frauen (davon zwei Schwangere), 49 Kinder und vier Babys aufgenommen. Seit Beginn der Beteiligung deutscher Schiffe an der Seenotrettung im Mittelmeer am 7. Mai 2015 halfen deutsche Marinesoldaten insgesamt 22.029 Menschen aus Seenot (siehe auch hier).


Zu unserem Bildmaterial:
1. In der Infografik wurden die wichtigsten Zahlen aus dem aktuellen IOM-Bericht verarbeitet. Das Hintergrundfoto, entstanden am 13. September 2015, zeigt gerettete Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos.
(Foto: Amanda Nero/IOM; Infografik © mediakompakt 11.17)

2. Luftbild der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“. Das Foto wurde am 2. Oktober 2006 in der Nähe der Mittelmeerinsel Zypern gemacht.
(Foto: Ann-Katrin Winges/Bundeswehr)


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