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Rostock/Nordholz. Als die Marine im Juni 2014 am Heckausleger eines ihrer Bordhubschrauber Sea Lynx Mk.88A Materialrisse entdeckte, handelte die Führung umgehend. Auf ministerielle Anordnung wurden damals alle 22 Sea Lynx-Helikopter des Nordholzer Marinefliegergeschwaders 5 „bis zur Klärung der Ursachen und Behebung der Schäden“ stillgelegt. Später durften die Maschinen nur mit „Gewichts- und Geschwindigkeitseinschränkungen“ eingesetzt werden. Jetzt, rund 31 Monate später, sind offenbar alle Restriktionen aufgehoben worden. Denn wie das Presse- und Informationszentrum Marine am heutigen Mittwoch (18. Januar) mitteilte, sind die Bordhubschrauber „wieder ohne Einschränkungen für den operativen Einsatz freigegeben“.

Über die Schäden, die zur vorübergehenden Stilllegung der deutschen Sea Lynx-Flotte geführt hatten, hatte es im Sommer 2014 in einer Verlautbarung der Marine geheißen (wir berichteten): „Nach einer gemeinsamen Fehler- und Ursachenanalyse stand für Hersteller und die systembetreuende Firma das Ergebnis fest: Der starre Heckbereich des Bordhubschraubers ,Sea Lynx‘ führt am Zwischengetriebe zu einer besonderen Belastung. Die erkannten strukturellen Schäden am Träger des Heckrotors der Hubschrauber werden derzeit mit Industrieunterstützung behoben.“

Darüber hinaus wurden damals als Vorsichtsmaßnahme alle 22 Sea Lynx einer Geschwindigkeitsbeschränkung unterworfen und ihr maximales Startgewicht verringert.

In der Presseerklärung aus dem Rostocker Marinekommando wird nun darauf hingewiesen, dass die Heckausleger der Maschinen mehr als ausreichend dimensioniert seien. Dies hätten Belastungstests grundsätzlich bewiesen. Dennoch habe man die Ausleger im Rahmen der beschlossenen Maßnahmen „ertüchtigt“. Lediglich ein Hubschrauber stehe jetzt noch zur Umrüstung an.

Mittlerweile fast 36 Jahren im Einsatz bei der deutschen Marine

Der Sea Lynx Mk.88A von AgustaWestland (mittlerweile Teil des Unternehmens Finmeccanica, heute Leonardo) ist bei unserer Marine seit 1981 im Dienst. Er ist einer der Hauptsensoren der Fregatten, auf denen jeweils zwei Hubschrauber und 18 Mann fliegendes und technisches Personal den sogenannten „Hauptabschnitt 500“ bilden.

Ausrüstung und Bewaffnung des Sea Lynx sind auf seine Hauptrolle, die Ubootjagd, ausgelegt. In dieser Rolle dient der Hubschrauber als „verlängerter Arm“ des Schiffes, dessen Fähigkeiten er um seine eigene Reichweite, seine Geschwindigkeit und Flexibilität wesentlich erweitert.

Der Sea Lynx ist ausgerüstet mit einem tiefenvariablen Sonar für aktive und passive Ortung sowie mit zwei Torpedos zur schwerpunktmäßigen Bekämpfung gegnerischer Uboote. Zu den Nebenaufgaben zählen der Transport von Personal und Material und der SAR-Dienst innerhalb eines Schiffverbandes (SAR: Search and Rescue/Such- und Rettungsdienst).

Rüstungsprozess für die Nachfolge der Sea Lynx-Helikopter „ist angeschoben“

Wie es um einen Nachfolger des Mehrzweckhelikopters bei der deutschen Marine bestellt ist, ist derzeit noch unklar. Vor gut einem Jahr, am 12. Februar 2016, verriet Vizeadmiral Andreas Krause in Wilhelmshaven anlässlich des Zeitzeugensymposiums „60 Jahre Marine“ lediglich so viel: „Der Rüstungsprozess für die Nachfolge für den Sea Lynx ist angeschoben. Wir stellen damit den langfristigen Erhalt der bordgestützten Ubootjagd sicher.“ Gleichzeitig warnte der Inspekteur bereits mit großem Nachdruck vor langwierigen Diskussionen um das Luftfahrzeugmuster. „Verzögerungen können wir uns nicht leisten“, so Krause bei der Wilhelmshavener Veranstaltung.

Wenn um einen Sea Lynx-Nachfolger für die Bundeswehr spekuliert wird, fallen immer wieder auch folgende Namen: die AgustaWestland AW159 Wildcat (Super Lynx-Weiterentwicklung), der MH-60R Seahawk von Sikorsky oder die S-92, ebenfalls von Sikorsky. Vielleicht wird aber auch eine zusätzliche NH90-Variante das Rennen machen …


Das Bild zeigt einen Sea Lynx der deutschen Marine im Landeanflug auf die Fregatte „Rheinland-Pfalz“; die Aufnahme wurde am 1. September 2011 in der Eckernförder Bucht gemacht.
(Foto: Björn Wilke/Marine)


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