menu +

Nachrichten


Wilhelmshaven. Am kommenden Montag (20. März) wird die Fregatte „Brandenburg“ ihren Heimatstützpunkt Wilhelmshaven mit Kurs ins Mittelmeer verlassen. In der Ägäis soll sie dann die Fregatte „Sachsen“ als Flaggschiff des ständigen maritimen NATO-Einsatzverbandes 2 (Standing NATO Maritime Group 2, SNMG 2) ablösen. Schiff und Besatzung unter Fregattenkapitän Christian Scherrer werden voraussichtlich wieder im September in Wilhelmshaven festmachen.

Die NATO unterstützt seit Februar vergangenen Jahres mit ihrer SNMG 2 die griechische und türkische Küstenwache sowie Frontex, die Agentur der Europäischen Union zum Schutz der Außengrenzen, bei der Erstellung eines aktuellen Lagebildes in der Ägäis. Missionsziel ist es, nationalen Stellen im Kampf gegen Schlepper und Schleppernetzwerke zu helfen. Der Kernauftrag des Verbands im Seegebiet zwischen dem türkischen und dem griechischen Festland lautet: Beobachten und Melden! Verbindungsoffiziere türkischer und griechischer Behörden und von Frontex sind mit an Bord des Flaggschiffes, damit sie direkte Verbindung mit ihren Hauptquartieren halten können.

Die Initiative zu diesem Einsatz gegen die Schleuserkriminalität war von Griechenland, der Türkei und von Deutschland ausgegangen. Am 10. Februar 2016 hatten die Verteidigungsminister des Bündnisses dem Vorschlag der drei Länder zugestimmt. Am nächsten Tag war dann bereits die Entsendung der SNMG 2 in die Ägäis durch den NATO-Oberbefehlshaber angeordnet worden.

Viele Monate vollgepackt mit Ausbildung und Überprüfungen

Fregattenkapitän Scherrer äußerte sich jetzt in einer Pressemitteilung der deutschen Marine zu der anstehenden anspruchsvollen Aufgabe: „Ich freue mich, als Kommandant der Fregatte ,Brandenburg‘ in wenigen Tagen mit meiner hoch motivierten Besatzung auslaufen zu können. Das letzte Jahr war geprägt durch zahlreiche Ausbildungen und Überprüfungen, die viel Kraft und Engagement eines jeden Soldaten abverlangt haben. Aber die Mühe hat sich ausgezahlt und wir sind nun bereit für den Einsatz.“

Zum Auslaufen werden – neben Angehörigen und Freunden der Besatzungsmitglieder – auch einige Landespolitiker aus Brandenburg erwartet, unter ihnen Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger.

Auf dem Meer unterwegs ohne seetüchtige Ausrüstung und nautische Kenntnisse

Der Einsatz in diesem Teil des Mittelmeers ist eine Antwort auf die gewaltigen Zahlen der Fluchtmigration nach Europa und Deutschland. So hatten 2015 rund 853.000 Menschen die Ägäis überquert, im Jahr 2016 waren es immer noch 173.000 gewesen. Schleuser schicken die Flüchtlinge ohne nautische Kenntnisse und seetüchtige Ausrüstung auf eine lebensgefährliche Reise, pressen ihnen zuvor horrende Summen ab und machen so ein Geschäft mit dem tödlichen Risiko, dem sich hilflose Männer, Frauen und Kinder aussetzen müssen. Der Kampf gegen das kriminelle Schleusertum ist ein zentrales Element der Anstrengungen Europas, den Fluchtbewegungen im Mittelmeerraum Herr zu werden.

Der NATO-Verband operiert sowohl auf hoher See als auch seit dem 7. März 2016 in den Hoheitsgewässern Griechenlands und der Türkei. Er besteht aus fünf bis acht Schiffen, wobei sich seine Zusammensetzung täglich ändern kann.

NATO versteht sich als „Kooperationsplattform der Anrainerstaaten“

Die SNMG 2 hat bei dieser Mission keine hoheitlichen Befugnisse. Es gibt kein Mandat, Fahrzeuge anzuhalten oder gegen Schleuser vorzugehen. Derartige Möglichkeiten haben vor allem die nationalen Küstenwachen. Übergeordnetes Ziel dieses multinationalen Einsatzes ist ein verbesserter Informationsaustausch zwischen allen beteiligten Behörden und der EU-Grenzschutzagentur. Die NATO dient damit – und so definiert sie selber die Seeraumüberwachung in der Ägäis – als „Kooperationsplattform der Anrainerstaaten“. Mit Flottillenadmiral Axel Deertz steht der dritte deutsche Flaggoffizier in Folge an der Spitze der SNMG 2.

Übrigens: Seenotrettung ist nicht Teil dieses militärischen Auftrages, sondern mit den Regelungen aus dem Seerechtsübereinkommen, dem Übereinkommen zum Schutz menschlichen Lebens auf See und dem Übereinkommen über den Such- und Rettungsdienst „universelle Pflicht eines jeden Seefahrers“. Schiffbrüchige werden demnach auch bei dieser Mission der Bündnispartner „ohne Ansehen der Person“ aus Seenot gerettet.


Unser Bild vom 20. April 2010 zeigt die Fregatte „Brandenburg“ in See. Wir sehen das Schiff kurz vor der Kraftstoffbelieferung durch einen Einsatzgruppenversorger.
(Foto: Ricarda Schönbrodt/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Soldaten bei der Seeraumüberwachung in der Ägäis an Bord des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“. Die Aufnahme entstand am 9. März 2016, zu diesem Zeitpunkt war der Versorger Führungsschiff der Standing NATO Maritime Group 2.
(Foto: Tom Twardy/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN