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Den Haag (Niederlande). Im vergangenen Jahr gab es innerhalb der Europäischen Union bei 142 „vereitelten, gescheiterten oder ausgeführten“ Terroranschlägen insgesamt 142 Todesopfer und 379 Verletzte. Betroffen waren acht EU-Länder. Großbritannien meldete 76 Anschläge, Frankreich 23, Italien 17, Spanien zehn, Griechenland sechs, Deutschland fünf, Belgien vier und die Niederlande einen Terrorangriff. 135 der 142 Getöteten verloren ihr Leben durch dschihadistische Attentate. Diese Zahlen nennt der aktuelle „EU-Terrorismus-Report“ der europäischen Polizeibehörde Europol. Der Bericht mit der Originaltitel „EU Terrorism Situation and Trend Report/TE-SAT 2017“ wurde am Donnerstag (15. Juni) der Öffentlichkeit vorgestellt.

Obwohl es 2016 zahlreiche Terroranschläge gab, die keinen dschihadistischen Hintergrund hatten, sondern auf das Konto ethno-nationalistischer und separatistischer Gruppierungen gingen, so forderten die Anschläge von Islamisten doch bei Weitem die meisten Opfer. Laut Europol verübten im vergangenen Jahr Dschihadisten europaweit 13 Terrorattacken. Bei sechs dieser Anschläge habe es einen direkten Bezug zur Terrorbewegung „Islamischer Staat“ (IS) gegeben.

Auch wurden im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem dschihadistischen Terrorismus die meisten Verhaftungen registriert, insgesamt 718 (im Jahr 2014 waren es 395 Festnahmen gewesen, 2015 bereits 687 – Tendenz steigend). Alles in allem nahmen die Behörden im Jahr 2016 aus dem gesamten denkbaren Terrorspektrum 1002 Personen in Gewahrsam.

Die Zahl weiblicher und jugendlicher Terrorstraftäter wächst stetig

Gut ein Drittel dieser 1002 Verhafteten, nämlich 291, waren laut Europol-Report erst 25 Jahre alt oder sogar jünger. Junge Erwachsene, ja Kinder, spielten und spielen bei der Begehung terroristischer Straftaten nach Erkenntnissen der EU-Polizeibehörde eine zunehmend operative Rolle. Dies gelte auch für Frauen (so waren etwa 26 Prozent der im Jahr 2016 verhafteten Dschihadisten weibliche Terrorverdächtige, 2015 waren es lediglich 18 Prozent gewesen).

In rund 40 Prozent aller Terroranschläge 2016 war von den Tätern – neben einer Vielzahl von Schusswaffen – Sprengstoff benutzt worden. Mit großer Sorge beobachtet Europol auch den vermehrten Einsatz bewaffneter Drohnen in Syrien und im Irak. Die Behörde fürchtet, dass diese Kriegstaktik auch Terroristen, die Anschläge in Europa planen, inspirieren könnte. (Wir erinnern uns: Das Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin am 3. Juni in Cardiff fand unter geschlossenem Stadiondach statt, weil so der walisische Fußballverband das Risiko eines Drohnenangriffs ausschließen wollte.)

Die im niederländischen Den Haag beheimatete Einrichtung Europol koordiniert die Arbeit der nationalen Polizeibehörden Europas im Bereich der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität und fördert den Informationsaustausch (siehe auch hier). Der „EU Terrorism Situation and Trend Report/TE-SAT 2017“ ist die zehnte Ausgabe dieser Publikationsreihe, die seit 2007 erscheint.


Zu unseren Bildern:
1. Das Hintergrundbild zeigt den Europol-Hauptsitz in Den Haag, Niederlande. Einmontiert ist der Titel der aktuellen Publikation der Behörde über den Terrorismus in Europa im Berichtsjahr 2016.
(Bildmontage mediakompakt; Hintergrundfoto: OSeveno/unter Lizenz CC-BY SA 4.0 – vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/)

2. Die Grafik zeigt die Entwicklung in den Statistikbereichen „Anschlagshäufigkeit“ und „Anzahl der Verhaftungen terrorverdächtiger Personen“ im Zeitraum 2014 bis 2016.
(Infografik © Europol/Lokalisierung mediakompakt 06.17)

Kleines Beitragsbild: Blumen für die Opfer der Brüsseler Anschläge vom 22. März 2016.
(Foto: Romaine/unter Lizenz CC0 1.0 – vollständiger Lizenztext:
https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.en)


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