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Koblenz. Multinationales Denken und Handeln ist im Sanitätsdienst der Bundeswehr insbesondere seit und mit den Einsätzen auf dem Balkan und in Afghanistan ein Stück weit Normalität. In einem Interview mit der Fachzeitschrift Wehrmedizin & Wehrpharmazie im Herbst vergangenen Jahres erklärte dazu Generaloberstabsarzt Dr. Michael Tempel: „Sei es der internationale Terrorismus oder auch eine potenziell zunehmende Bedrohung innerhalb Europas – nationale Streitkräfte und damit auch Sanitätsdienste können mit ihren begrenzten personellen und materiellen Ressourcen alleine nicht agieren.“ Die Aufgaben in Europa und weltweit ließen sich nur im Schulterschluss mit Deutschlands Verbündeten und mit zunehmender Interoperabilität meistern, so der Inspekteur dieses Bundeswehr-Organisationsbereichs. Am Dienstag (2. Mai) hat sich nun ein neues Kapitel in der Zusammenarbeit europäischer Sanitätsdienste geöffnet: MMCC!

Auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz unterzeichneten die Inspekteure von acht Sanitätsdiensten europäischer NATO-Staaten ein Grundlagendokument für eine verstärkte und nachhaltige Zusammenarbeit. Mit der Unterzeichnung ihrer Absichtserklärung (Declaration of Intent, DoI) legten die hochrangigen Offiziere gleichsam den Grundstein für ein gemeinsames Koordinierungselement europäischer Sanitätsdienste, das künftige Multinational Medical Coordination Center – kurz MMCC.

Unterzeichnerländer sind Belgien, Deutschland, Estland, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Tschechien und Ungarn.

Ein Katalysator für die Interoperabilität multinationaler Kräfte

Konkret soll das aufzustellende MMCC als Planungselement einmal die Hauptaufgabe erfüllen, alle notwendigen Voraussetzungen für eine multinationale sanitätsdienstliche Unterstützung von Streitkräften im gesamten Aufgabenspektrum zu schaffen. Dabei soll das Zentrum vor allem auch als Katalysator für Interoperabilität wirken. Realisiert werden sollen so beispielsweise durch das MMCC die gemeinsame Ausbildung, die gemeinsame Kontingent- und Einsatzplanung und möglicherweise auch einmal eine koordinierte, gemeinsame Materialbeschaffung.

Die Idee des Projektes „Multinational Medical Coordination Center“ reicht zurück zum NATO-Gipfeltreffen in Wales, das im September 2014 stattfand. Auf diesem Gipfel wurde das Framework Nations Concept (FNC) beschlossen, das auf einer deutschen Initiative aus dem Jahr 2013 basiert. Kern dieses Konzepts ist die Übernahme der Verantwortung für eine gemeinsame koordinierte Entwicklung militärischer Fähigkeiten europäischer NATO-Staaten durch eine politisch und wirtschaftlich starke Nation.

Erfolgreiche Zusammenarbeit im Cluster „Medical Support“ trotz vieler Hürden

Deutschland hatte sich auf dem Gipfel bereit erklärt, eine führende Rolle im FNC des Bündnisses zu übernehmen. Mittlerweile arbeiten 16 europäische Nationen mit Deutschland auf verschiedenen Schwerpunktfeldern – den sogenannten Clustern – zusammen.

Einer dieser Cluster, der Cluster „Medical Support“, befasst sich mit der sanitätsdienstlichen Unterstützung. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr hat hier die Koordination und Federführung übernommen. Alle Fäden laufen im Kommando Sanitätsdienst in Koblenz zusammen. Die einzelnen Projekte erfordern dabei wegen ihrer fachlichen Komplexität teilweise umfangreiche und langwierige Koordinierungsprozesse. Gründe dafür sind nach Auskunft des Kommandos unter anderem unterschiedliche nationale rechtliche Regelungen und Verfahren, aber auch langwierige und national äußerst unterschiedliche Beschaffungsprozesse.


Zu unseren zwei Aufnahmen:
1. Das Koblenzer Grundlagendokument, die Absichtserklärung für ein Multinational Medical Coordination Center, nach der Unterzeichnung.
(Foto: Dirk Bannert/Sanitätsdienst Bundeswehr)

2. An der feierlichen Zeremonie auf der Festung Ehrenbreitstein nahmen die Inspekteure von acht Sanitätsdiensten europäischer NATO-Staaten teil.
(Foto: Dirk Bannert/Sanitätsdienst Bundeswehr)

 


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