menu +

Nachrichten



Mainz. So richtig bekannt ist er nie geworden – überhaupt wurde erst 2002 zum 40. Jahrestag der Kubakrise sein Name genannt: Der sowjetische Marineoffizier Wassili Alexandrowitsch Archipow hat die Menschheit offenbar vor einem Atomkrieg bewahrt, weil er im Oktober 1962 den Abschuss nuklearer Torpedos verweigerte. In einer Dokumentation, die ZDFinfo am Dienstag kommender Woche (28. Juni) um 21:45 Uhr sendet, erinnert sich Archipows Witwe an die damaligen dramatischen Ereignisse.

Im Herbst 1962 drohten in der Kubakrise die USA und die Sowjetunion mit ihren Atomraketen. Die Mächtigen auf beiden Seiten – US-Präsident John F. Kennedy und sein Gegenspieler Nikita Chruschtschow, damals Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei (KPdSU) und Regierungschef der UdSSR – hatten ihre Finger bereits am nuklearen Abzug.

Ausgelöst worden war die Krise durch die heimliche Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba ab Juli 1962. Die USA empfanden die Trägersysteme „vor ihrer Haustüre“ als eine unmittelbare Bedrohung. Entgegen der Empfehlung etlicher Berater, die Krise umgehend militärisch zu lösen, stellte Kennedy am 22. Oktober 1962 ein Ultimatum für den Abzug der Raketen und verhängte eine Seeblockade („Quarantäne“ genannt) um die Karibikinsel. Nach Tagen der Spannung erklärte sich Chruschtschow am 28. Oktober 1962 unter der Bedingung zum Abzug bereit, dass die USA nicht gewaltsam versuchen würden, das kommunistische System auf Kuba abzuschaffen. In einem Geheimabkommen wurde zudem vereinbart, die US-Raketenbasen in der Türkei zu entfernen.

Entscheidung des Marineoffiziers 2002 bei Konferenz in Havanna gewürdigt

Wassili Archipow war auf einem sowjetischen Uboot mit nuklearen Torpedos stationiert, das am 27. Oktober 1962 von amerikanischen Zerstörern eingekesselt wurde. Auftauchen und sich zu erkennen geben oder Raketen einsetzen? So lautete die entscheidende Frage an Bord. Drei Offiziere mussten die Zustimmung zum Abschuss der nuklearen Torpedos geben: Archipow verweigerte sie.

Im Herbst 2002 wurde auf einer Historikertagung in der kubanischen Hauptstadt Havanna zum 40. Jahrestag der Krise von allen Beteiligten offiziell eingestanden, dass ein Marineangehöriger der sowjetischen Streitkräfte namens Archipow die Menschheit wohl vor einem Atomkrieg bewahrt hatte.

Im September 2012 berichteten Damian Imöhl und Claas Weinmann für BILD über den mutigen Sowjet-Offizier. In ihrem Beitrag zitierten sie damals auch den Experten Matthias Uhl. Der Wissenschaftliche Mitarbeiter des Deutschen Historischen Instituts (DHI) in Moskau, der in Halle und später in der russischen Hauptstadt Geschichte, Politikwissenschaft und Osteuropäische Geschichte studiert hatte, sagte ihnen: „Archipow spielte eine Schlüsselrolle in der Kubakrise. Er hat den Dritten Weltkrieg abgewendet.“

Die Dokumentation „Der Mann, der die Welt rettete“ von Nick Green zeigt ZDFinfo am 28. Juni im Rahmen eines langen Kuba-Doku-Abends. Von 17:15 Uhr bis 23:55 Uhr sind an diesem Dienstag außerdem noch einmal alle acht Folgen der ZDFinfo-Reihe „Geheimes Kuba“ zu sehen.


Randnotiz                                  

ZDFinfo-Dokumentation „Der Mann, der die Welt rettete“ (Originaltitel „The Man Who Saved The World“, Großbritannien 2012). Drei Sendetermine auf ZDFinfo:
– Dienstag, 28. Juni 2016, 21:45 bis 22:30 Uhr;
– Montag, 4. Juli 2016, ab 1:15 Uhr;
– Dienstag, 5. Juli 2016, ab 12:45 Uhr.
Alle unsere Angaben sind ohne Gewähr.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Der sowjetische Marineoffizier Wassili Archipow, der durch sein umsichtiges Handeln während der Kubakrise im Oktober 1962 die Menschheit vor einem Atomkrieg bewahrt hatte, schied in den 1980er-Jahren als Vizeadmiral aus dem Militärdienst aus. Er starb 1998 an Krebs – vermutlich infolge der Verstrahlung in Atom-Ubooten, auf denen er gefahren war.
(Bildquelle: amk)

2. „B-59“, das Boot von Wassili Archipow, während der Kubakrise. Nach dem von den Amerikanern erzwungenen Auftauchen in der Karibik nahe Kuba am 28. Oktober 1962 drehte das Uboot schließlich mit Kurs auf die Sowjetunion wieder ab. Die historische Aufnahme zeigt „B-59“, darüber ein US-Hubschrauber.
(Bildquelle: U.S. Navy; U.S. National Archives)

3. Die Witwe von Wassili Archipow blättert in einem Fotoalbum.
(Foto: Nick Green/Bedlam Productions; obs/ZDFinfo)

Kleines Beitragsbild: Sowjetisches Uboot „B-59“ nahe Kuba am 28. Oktober 1962.
(Bildquelle: U.S. Navy; U.S. National Archives)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN