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Berlin. Extremisten jeglicher Couleur bedrohen den Frieden in Europa. Wie und warum wird ein junger Mensch aus Europa zum Terroristen? Kann man der Verführungskraft, die der Dschihadismus oder anderes extremistisches Gedankengut auf Jugendliche haben, wirksam begegnen? Diese und andere zentrale Fragen zum Themenkomplex „Terrorismus“ erörterte die SPD am 19. Oktober im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Deutschen Bundestages mit zwei namhaften Experten (wir bieten unseren Lesern am Ende dieses Kurzbeitrages einen Mitschnitt der gut eineinhalbstündigen Veranstaltung an).

„Der Terror ist unter uns“, so hat der Terrorismusforscher Peter R. Neumann sein neues Buch genannt, eine hochaktuelle Analyse über Terrorismus und Extremismus in Europa. Seine provokante These: Momentan geht die wohl größte Bedrohung vom Dschihadismus aus, wobei sich dieser in den letzten Jahren zunehmend „demokratisiert“ hat. Eine zunächst irritierende Aussage!

Mit einem „demokratisierten Dschihadismus“ meint Neumann, dass sich inzwischen eine ausgesprochen heterogene Gruppe von dieser Bewegung angezogen fühlt: Männer und Frauen, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Ungelernte, Menschen mit und ohne muslimische Sozialisation, oft hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. In Europa, so der Experte, gehe es mittlerweile „um eine hausgemachte Radikalisierung“, die längst zu einer gesellschaftlichen Herausforderung geworden sei.

Neueste Studien und aktuelle Lösungsansätze

Beim SPD-Fachtalk „Wie verhindern wir Terrorismus?“ sollte ergründet werden, ob und wie Politik, Medien und Gesellschaft der terroristischen Bedrohung präventiv begegnen können. Über die neuesten Studien und Lösungsansätze tauschten sich an diesem Mittwoch im Veranstaltungsfoyer des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses der SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann und die Autoren und Terrorismusexperten Peter R. Neumann und Ahmad Mansour aus. Ute Welty vom Deutschlandradio moderierte.

Neumann, geboren 1974 in Würzburg, ist Professor für Sicherheitsstudien am Londoner King’s College und Leiter des International Centre for the Study of Radicalisation and Political Violence (ICSR), das weltweit bekannteste Forschungsinstitut zum Thema „Radikalisierung und Terrorismus“.

Mansour, Jahrgang 1976, ist arabischer Israeli und lebt seit 2004 in Berlin. Er ist Diplom-Psychologe und arbeitet für Projekte gegen Extremismus. Von ihm stammen zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema „Salafismus und Antisemitismus“.

Subjektives Sicherheitsgefühl und objektive Sicherheit

Am 10. November will die SPD den Faden des Fachtalks mit Neumann und Mansour wieder aufnehmen und in einer weiteren Expertenrunde zum Thema „Sicherheitsgefühl der Deutschen“ in Erfahrung bringen: „Sind wir eine Gesellschaft der Angst?“ (Ort: Deutscher Bundestag, Veranstaltungsfoyer im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Eingang Adele-Schreiber-Krieger-Straße 1.)

Denn aktuelle Umfragewerte sprechen eine deutliche Sprache: 82 Prozent der Deutschen haben Angst, dass Gewalt und Kriminalität in unserem Land zunehmen; drei von vier Bundesbürgern fürchten sich vor einem Terroranschlag. Die Politik müsse diese Sorgen ernst nehmen und Lösungen anbieten, fordert die SPD. Aber nicht selten „fallen die objektive Sicherheitslage und das subjektive Sicherheitsgefühl auseinander“ – Gefahren durch Gewalt und Terrorismus werden tendenziell überschätzt, andere große Gefahren werden ignoriert. Wie sollte die Politik mit diesem „Risikoparadox“ – ein Begriff und gleichnamiger Buchtitel des Technik- und Umweltsoziologen Ortwin Renn – umgehen?

Welche subjektiven und objektiven Bedrohungen von Sicherheit gibt es nun? Welche politischen Maßnahmen sind geeignet, das subjektive Sicherheitsgefühl und die objektive Sicherheit in Deutschland zu erhöhen? Welche Rolle spielen Fragen, die über den engeren Bereich der öffentlichen Sicherheit hinausgehen, etwa soziale Sicherheit, Zusammenhalt und gesellschaftliches Vertrauen? Über all diese Punkte diskutiert am 10. November (ab 18 Uhr) in Berlin Fraktionsvorsitzender Thomas Oppermann mit Prof. Dr. Christopher Daase von der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Dina Hummelsheim-Doß vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg im Breisgau und dem Journalisten Reinhard Müller, in der politischen Redaktion der Frankfurter Allgemeine Zeitung verantwortlich für die Themenbereiche „Zeitgeschehen“ sowie „Staat und Recht“. Wir machen schon jetzt auf diese Gesprächsrunde im Bundestag aufmerksam (weitere Infos auf der Homepage der SPD-Bundestagsfraktion).


Video-Hinweis: Wie und warum werden junge Menschen aus Europa zu Terroristen? Können wir ihre Radikalisierung verhindern? Lösungen diskutierten am 19. Oktober 2016 in Berlin auf Einladung der SPD-Bundestagsfraktion der Terrorismusexperte Peter R. Neumann und der Islamismuskenner Ahmad Mansour. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann komplettierte die Runde. Die Moderation hatte Ute Welty vom Deutschlandradio übernommen. Der Mitschnitt des SPD-Fachtalks „Wie verhindern wir Terrorismus?“ ist eine Stunde und 27 Minuten lang, empfiehlt sich aber allemal für eine aufmerksame Nachbetrachtung.
(Video: SPD-Bundestagsfraktion)

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Zu unserer Bildsequenz:
1. Publikum und Expertenrunde beim SPD-Fachtalk „Wie verhindern wir Terrorismus“ am 19. Oktober 2016 im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestages.
(Foto: Andreas Amann/SPD-Bundestagsfraktion)

2. Miteinander diskutierten (von links) Peter R. Neumann, Thomas Oppermann und Ahmad Mansour. Ute Welty moderierte.
(Foto: Andreas Amann/SPD-Bundestagsfraktion)

3. Ahmad Mansour.
(Foto: Andreas Amann/SPD-Bundestagsfraktion)

4. Peter R. Neumann.
(Foto: Andreas Amann/SPD-Bundestagsfraktion)


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