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Bayreuth. „Westliche Wertegemeinschaft“, „transatlantische Partnerschaft“, „deutsch-amerikanische Freundschaft“ – diese Begriffe waren zentrale Orientierungspunkte für die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Aber wie steht es heute um die Beziehungen zwischen beiden Ländern? Um die Beziehungen zwischen den USA und Europa oder der NATO? Verstehen wir uns – diesseits und jenseits des Atlantiks – wirklich? Oder werden die Gemeinsamkeiten zusehends von Konflikten, Misstrauen und Unkenntnis überlagert? Um diese Fragen geht es kommende Woche am 14. und 15. April beim diesjährigen „Zukunftsforum“ der Universität Bayreuth. Die Öffentlichkeit ist – darauf weisen die Veranstalter ausdrücklich hin – an beiden Forumstagen eingeladen.

Blicken wir zuerst auf den zweiten Veranstaltungstag, den 15. April. An diesem Freitag findet auf dem Campus der Bayreuther Universität (im Gebäude RW I, Hörsaal 24) ein rund zweistündiges Expertengespräch zu einem Themenkomplex statt, der unsere Leser besonders interessieren dürfte: „Zweiter Weltkrieg, NATO und Kampf gegen den internationalen Terrorismus“. Die Diskussionsrunde beginnt um 9 Uhr.

Im Mittelpunkt werden die zentralen Fragen „Welche Ereignisse und Wahrnehmungen des ,Anderen‘ sind für das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA im 20. und frühen 21. Jahrhundert wichtig gewesen?“ und „Wie haben sich die Beziehungen bis heute verändert und warum?“ stehen. Dazu referieren und diskutieren die Historiker Professor Dr. Konrad Jarausch (Chapel Hill/North Carolina, USA), Professor Dr. Philipp Gassert (Mannheim) und Professor Dr. Volker Depkat (Regensburg). Das Panel wird von Professor Dr. Susanne Lachenicht (Bayreuth) moderiert.

Amerikanisierung der Bundesrepublik durch „Bonanza und Co.“?

Das Zukunftsforum beginnt am 14. April im Iwalewahaus in der Wölfelstraße 2 in Bayreuth mit einer Begrüßung durch den Präsidenten der Universität, Professor Dr. Stefan Leible, und die Oberbürgermeisterin der Stadt, Brigitte Merk-Erbe. Anschließend werden die Organisatoren in die Themen- und Fragestellungen des Forums einführen.

Kulturelle Einflüsse und Trends stehen am Beginn des Donnerstags. „Wir haben diese Thematik bewusst an den Anfang des Forums gesetzt, weil häufig unterschätzt wird, wie sehr politische Übereinstimmungen und Differenzen zwischen Deutschland und den USA immer auch von kulturellen Einflüssen mitbestimmt werden“, erklärt die Bayreuther Amerikanistin Professor Dr. Sylvia Mayer. Während der ersten Nachkriegsjahrzehnte hat die amerikanische Populärkultur vor allem in der Bundesrepublik einen starken Einfluss gehabt. Rock- und Popmusik und der Hollywoodfilm veränderten Alltagskultur, Lebensstil und Freizeitverhalten. Heute scheint sich eine globale Kultur herauszubilden, die von amerikanischen Unternehmen und Technologien wesentlich geprägt ist. Kann man daher von einer „Amerikanisierung“ sprechen? Und wie ist dieser Begriff überhaupt zu verstehen?

Antworten darauf wollen an diesem 14. April (von 16:30 bis 18:30 Uhr) in einer Podiumsdiskussion Professor Dr. Astrid Böger (Hamburg), Professor Dr. Christof Decker (München) und Professor Dr. Brigitte Georgi-Findlay (Dresden) geben. Georgi-Findlay wird danach auch den Abendvortrag „Eine ,Amerikanisierung‘ durch Bonanza? Zur (transnationalen) kulturellen Arbeit von Western-Fernsehserien“ halten (Beginn 19 Uhr).

Transatlantisches Freihandelsabkommen – ein ehrgeiziges Projekt in der Kritik

Am 15. April (von 11:30 bis 13 Uhr) stehen zunächst ökonomische Fragen auf der Tagesordnung. „TTIP – Wirtschaftsbeziehungen, Wirtschaftssysteme, Wirtschaftsrecht“ lautet das Thema der von Professor Dr. Jessica Schmidt (Bayreuth) moderierten Podiumsdiskussion mit Professor Dr. Mario Larch (Bayreuth), Professor Dr. Matthias Fifka (Erlangen-Nürnberg) und Heribert Trunk, dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Oberfranken.

Die Gesprächsrunde will sich insgesamt mit dem umstrittenen transatlantischen Freihandelsabkommen (offiziell Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft/Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP), den jüngsten Finanz- und Währungskrisen, Aspekten der Energiepolitik sowie mit Unterschieden im Wirtschaftsrecht und in den Unternehmenskulturen befassen.

Es folgt der Vortrag „Die USA – eine unverstandene Rechtsordnung?“ des Bayreuther Rechtswissenschaftlers Professor Dr. Oliver Lepsius. Dieser Programmteil beginnt um 14 Uhr und wird von Professor Dr. Michael Grünberger (Bayreuth) moderiert.

Edward Snowden und das gestörte deutsch-amerikanische Verhältnis

Anschließend erwartet die Forumsbesucher (in der Zeit von 16 bis 18 Uhr) ein ausführliches Interview mit dem freien Journalisten Hubert Seipel. Ihm ist es gelungen, in Moskau das erste Interview mit Edward Snowden zu führen, nachdem dieser als geheim eingestufte Dokumente der National Security Agency (NSA) öffentlich bekannt machte.

Das „Zukunftsforum“ wird mit einer Reihe brisanter Fragen ausklingen, auf die konkrete Antworten erwartet werden dürfen: Wie wirken sich die daraus hervorgegangenen Abhör- und Spionagevorwürfe auf das deutsch-amerikanische Verhältnis aus? Was bedeutet überhaupt „Sicherheit“ für die Bundesrepublik, was für die USA? Gibt es einen wachsenden Anti-Amerikanismus in Deutschland? Und: Wie kann die Diplomatie einer Entfremdung zwischen beiden Ländern entgegenwirken?

Die Universität Bayreuth hat mit ihrer Veranstaltungsreihe „Zukunftsforum“ eine Plattform installiert, um zukunftsrelevante Themen im Gespräch zwischen Wissenschaft und Partnern aus Kultur, Technik, Wirtschaft und Politik zu reflektieren. Dazu die Initiatoren: „Das Forum ist dem Dialog von Wissenschaft und Öffentlichkeit verpflichtet. Es soll in einer zunehmend ausdifferenzierten Gesellschaft und globalisierten Welt einen Beitrag zur Orientierung leisten, indem natur- und geisteswissenschaftliche Fragestellungen zusammengeführt und mit zentralen Zukunftsfragen der Gesellschaft verknüpft werden.“

Hinweis: Alle Angaben zu dieser Veranstaltung ohne Gewähr. Weitere Fragen zum „Zukunftsforum“ beantworten nach Auskunft der Universität Bayreuth die Professorinnen Susanne Lachenicht (Telefon 0921/55-4190) und Sylvia Mayer (0921/55-3562).


Zum Bildangebot für diesen Veranstaltungstipp:
1. Campus der Universität Bayreuth.
(Foto: Christian Wißler)

2. Das Thema „Transatlantische Partnerschaft“ berührt natürlich auch den 4. April 1949. An diesem Tag gründeten in Washington die politischen Repräsentanten von zehn westeuropäischen Staaten (Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen und Portugal) gemeinsam mit den USA und Kanada ein Bündnis zur politischen und militärischen Verteidigung, den Nordatlantikpakt – kurz NATO. Die historische Aufnahme zeigt die Unterzeichnung des Vertragswerks für die Vereinigten Staaten durch den damaligen amerikanischen Außenminister Dean Acheson.
(Foto: NATO)

3. USA und NATO – unser Symbolbild entstand bei einer Begegnung von US-Präsident Barack Obama und dem damaligen Generalsekretär des Bündnisses, Anders Fogh Rasmussen. Das Treffen fand am 26. März 2014 in Brüssel statt.
(Foto: NATO)

Kleines Beitragsbild: Der damalige US-Präsident Harry S. Trumen am 4. April 1949 bei der NATO-Gründung in Washington
(Foto: NATO)


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