menu +

Nachrichten



Berlin/Parow. „Bist du bereit für die vielleicht härtesten drei Monate deines Lebens? Dann sei bereit für die Grundausbildung bei der Bundeswehr!“: Das Verteidigungsministerium will ab dem 1. November mit seiner Reality-Doku „Die Rekruten“ täglich im Videoportal YouTube um Nachwuchskräfte werben. Dafür sollen drei Monate lang zwölf neue Rekruten – zwei Frauen und zehn Männer – an der Marinetechnikschule Parow in Mecklenburg-Vorpommern mit der Kamera begleitet werden. Geplant ist, jeden Tag eine neue Folge ins Internet zu stellen. Nach einem Bericht der Bild am Sonntag vom gestrigen 23. Oktober wird die Produktion rund 1,7 Millionen Euro kosten. Eine begleitende Kampagne schlägt nach Auskunft des Ministeriums mit weiteren 6,2 Millionen zu Buche. Vertreter der Grünen und der Linken protestieren bereits gegen die Ausgaben.

Zu der Zielgruppe der „Rekruten“-Serie gehören vor allem potenzielle 17- bis 25-jährige Bewerber für die Mannschaftslaufbahn. „Wir wollen besonders junge Menschen mit Haupt- und Realschulabschluss ansprechen und ihnen zeigen, welche Möglichkeiten sie als Soldaten haben“, erklärte Dirk Feldhaus jetzt gegenüber Medienvertretern. Der Beauftragte für die Arbeitgebermarke „Bundeswehr“ über das Konzept der Dokumentationsreihe: „In zwölf Wochen durchleben die jungen Leute eine spannende Entwicklung, werden an ihre Grenzen geführt und entdecken ihre eigenen Stärken. Wir zeigen das auf Augenhöhe mit den jungen Menschen und räumen gleichzeitig mit den alten Klischees über die Bundeswehr auf.“

Jeden Tag um 17 Uhr soll ab dem 1. November bei YouTube (www.youtube.com/DieRekruten) eine neue fünf Minuten lange Folge im Netz zu sehen sein. Die zwölf Akteure, so Feldhaus, hätten sich um die Rollen beworben. Der Stil der Serie sei dabei durch eine besondere Nähe zu den Protagonisten gekennzeichnet. „Sie holt die Jugendlichen in ihrer Welt ab und die Zuschauer durchleben aus erster Hand die persönlichen Höhen und Tiefen der Protagonisten mit“, verrät der Kommunikationsexperte.

Oppositionspolitiker stoßen sich an den hohen Produktionskosten

Kritik an der nicht gerade preiswerten Videoproduktion übt Tobias Lindner (Bündnis 90/Die Grünen), Obmann im Haushaltsausschuss sowie Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages. Der Bild am Sonntag sagte Lindner: „Solange die Ausrüstung der Bundeswehr so marode ist, nützen die teuersten Werbefilmchen nichts. Die Millionen sollte Frau von der Leyen lieber für die Soldaten ausgeben.“

Auch Johann-Georg Jaeger, Landesvorsitzender der Grünen in Mecklenburg-Vorpommern, kritisierte mit Blick auf die unzureichende Bundeswehr-Ausstattung die Serie wegen der hohen Kosten. Allerdings räumte er ein, dass die Streitkräfte durchaus für sich werben müssten. Immerhin hätten die Grünen damals ja auch für die Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht gestimmt.

Peter Ritter, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion Die Linke im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, tat das Projekt „Die Rekruten“ gegenüber dem NDR gar als „Blödsinn“ ab. Nach „Bauer sucht Frau“ komme nun eine neue Show „Uschi sucht Soldaten“. Statt auf den Unterhaltungsfaktor zu setzen, solle sich die Bundeswehr nach dem Aussetzen der Wehrpflicht auf ihren Grundgesetzauftrag – die Heimatverteidigung – besinnen, so der ehemalige NVA-Offizier. „Werbefilmchen fürs Sterben im Ausland braucht niemand.“

In einem Schreiben des Verteidigungsministeriums vom heutigen 24. Oktober an den Verteidigungsausschuss, das der Redaktion bundeswehr-journal vorliegt, werden die Gesamtkosten des Vorhabens schließlich wie folgt aufgelistet: „Die Serie und die begleitende Kampagne werden ohne zusätzliche Mittel komplett aus dem bestehenden Etat Nachwuchsgewinnung (35,3 Millionen Euro) finanziert. Sie wird den Schwerpunkt unserer Werbemaßnahmen im IV. Quartal 2016 bilden. Für die Produktion der Serie sind 1,7 Millionen Euro veranschlagt. Um die Serie möglichst vielen jungen Menschen unserer Zielgruppe der 17- bis 25-Jährigen bekannt zu machen, sind knapp 6,2 Millionen Euro an Medialeistungen (Online, Social Media, Plakate, Postkarten etc.) vorgesehen.“ Macht im Ergebnis knapp acht Millionen Euro!


Video-Hinweis: Am 1. November startet auf dem YouTube-Kanal „Die Rekruten“ eine neue Serie der Bundeswehr. Die Reality-Doku begleitet zwölf Rekruten während ihrer Grundausbildung an der Marinetechnikschule in Parow (Stralsund). Der offizielle Trailer deutet bereits den Stil der Kampagne, die „besondere Nähe zu den Protagonisten“, an.
(Video: Bundeswehr)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden



Unser Bildmaterial zeigt Szenen aus dem offiziellen Bundeswehr-Trailer zur YouTube-Serie „Die Rekruten“ mit einmontierten offiziellen Kampagnemotiven.
(Videostandbilder: Quelle YouTube/Bundeswehr; Kampagnemotive: Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Aus dem offiziellen Bundeswehr-Trailer zur YouTube-Serie „Die Rekruten“.
(Videostandbild: Quelle YouTube/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN