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London/Köln. Es sind nüchterne Zahlen, hinten denen sich Leid, Schmerz, Verzweiflung und Hass auftürmen: Nach Informationen des im Jahr 2010 gegründeten Büros für investigativen Journalismus (The Bureau of Investigative Journalism, TBIJ) sind bis heute zwischen 4786 und 7195 (und möglicherweise mehr) Menschen durch Drohnenangriffe vor allem der USA ums Leben gekommen. Die in London ansässige britische Journalisten-Initiative registriert akribisch mithilfe verschiedener Quellen die Drohnenopfer in Afghanistan, in Pakistan, im Jemen und in Somalia. Der TBIJ-Statistik zufolge starben diese bei rund 900 Drohnenschlägen. Die Dokumentation „Drone – This Is No Game!“, die am 27. Mai in den Handel kam, befasst sich auf eindringliche Weise mit den Konsequenzen der unbemannten Kriegsführung und schlaglichtartig auch mit den möglichen tief greifenden Folgen für die Zukunft.

„Mit dem Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen oder Unmanned Aircraft Systems (UAS) hat sich das Erscheinungsbild militärischer Operationen nachhaltig verändert“, heißt es in einem Fachbeitrag der deutschen Luftwaffe, erschienen im Onlineportal der Teilstreitkraft im November 2013. Abgestellt wird von den Autoren in dem Stück überwiegend auf den Bereich der Aufklärung, denn noch besitzt Deutschland keine Waffen tragenden Drohnen.

Neben der Aufklärungsfähigkeit verschweigt der Beitrag jedoch nicht den zweiten Fähigkeitsbereich, die „Wirkung aus der Luft“. Diese „kann durch die Fähigkeit zur Zielbeleuchtung, verbunden mit der Integration einer gelenkten Luft-Boden-Bewaffnung in die unbemannte Plattform selbst, erzielt werden“, beschreiben die Verfasser militärisch behutsam das gefürchtete Waffensystem. Denn, so erfährt der interessierte Leser weiter: „Gerade die Kombination von Sensor und Effektor sowie die hohe Verweildauer im Einsatzraum gewährleistet eine sogenannte ,permanent engagement capability‘ – die Befähigung zur permanenten Entdeckung, Identifizierung und zum verzugslosen Wirken auf Ziele.“

Es bedarf dringend internationaler Regeln zur Bändigung dieser Macht

Der Einsatz von Drohnen bringt die Kriegsführung auf eine neue, zutiefst erschreckende Ebene. Machen es die moderne Technologie und die großen Distanzen zu leicht, Menschen zu töten? Diese Frage steht im Zentrum der Dokumentation „Drone – This Is No Game!“, die die Mechanismen hinter dem militärischen Einsatz unbemannter Flugsysteme offenlegt.

Die Arbeit der norwegischen Dokumentarfilmerin Tonje Hessen Schei schildert am Beispiel der ehemaligen Drohnenpiloten Brandon Bryant und Michael Haas, wie die CIA gezielt Videospiel-Talente akquiriert und sie im Bombenabwurf per Fernsteuerung ausbildet. Das Töten auf Knopfdruck hinterlässt auch bei Bryant und Haas bleibende Spuren. Beide leiden unter posttraumatischen Störungen. In „Drone – This Is No Game!“ zeigt Hessen Schei, dass es angesichts der vielen aktuellen Krisenherde dringend internationaler Regeln bedarf, um die zerstörerische Macht dieser Militärtechnologie zu bändigen.

Gekürzte Fassung war bereits im vergangenen Jahr im Zweiten zu sehen

Der Film wurde im vergangenen Jahr mehrfach auf namhaften Festivals ausgezeichnet. Beim Bergen International Film Festival erhielt er den „Best Documentary Award“ und den „Human Rights Award“. Bei den Awards der Cinema for Peace Foundation in Berlin wurde er zur „Most Valuable Documentary of the Year“ gewählt. Beim San Sebastián Human Rights Film Festival erhielten die Macher der Dokumentation den „Amnesty International Award“.

Auch dem deutschen Fernsehpublikum ist „Drone – This Is No Game!“ bereits vertraut: Das ZDF strahlte im April 2015 eine gekürzte Fassung aus, und Brandon Bryant berichtete in verschiedenen Talkshows über seine Erfahrungen.

Archivschätze der vergangenen 60 Jahre und neue Produktionen

Am 27. Mai veröffentlichte nun die RC Release Company den Film auf DVD und Blu-ray (BD) sowie als Video-on-Demand (VoD). Die RC Release Company, eine 100-prozentige Tochter der WDR mediagroup GmbH (WDRmg), betreibt als Kerngeschäft den Vertrieb hochwertiger Inhalte des Mutterhauses WDR und anderer ARD-Anstalten – seien es die Archivschätze der vergangenen 60 Jahre oder aktuelle Neuproduktionen.

Die WDR mediagroup ist die kommerzielle Tochtergesellschaft des Westdeutschen Rundfunks (WDR) mit Sitz in Köln.


Der Hintergrund unseres kleinen Beitragsbildes zeigt eine bewaffnete US-Drohne des Typs MQ-9 Reaper auf dem Luftwaffenstützpunkt Kandahar in Afghanistan. Die Aufnahme wurde am 6. Dezember 2015 gemacht.
(Foto: Robert Cloys/U.S. Air Force)


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